“Das ist wirklich die Höchststrafe”

(axt) “Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung des Vereins!” – unter diesem Motto rufen Katharina Strohmeyer und Stefan Barta am kommenden Samstag zu einer Demonstration auf Schalke auf. SCHALKE UNSER hat beide zu ihren Beweggründen befragt.

SCHALKE UNSER:
Was hat euch bewogen, zu dieser Demonstration aufzurufen?

KATHARINA STROHMEYER:
Als Fan will man ja stolz sein auf seinen Verein, waren wir auch, so lange wir denken können. Die Schlagzahl der Katastrophenmeldungen aus Schalke ist aber mittlerweile so hoch, dass wir uns regelrecht für unseren Verein schämen: rassistische Äußerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden, die Entlassung von Geringverdienern als Sparmaßnahme, Härtefallregelung etc. Viele Schalker haben sich in den letzten Monaten bei uns gemeldet. Allesfahrer, die nicht mehr fahren. Glückauf-Kampfbahn-Besucher, die sagen: Das ist nicht mehr mein Schalke nach Jahrzehnten der Mitgliedschaft. Das macht uns traurig und auch wütend, obwohl wir das natürlich verstehen können, weil es uns ganz ähnlich ergeht. Das Allerschlimmste ist aber, dass die Schwarz-Gelben uns nicht mal mehr provozieren – sie bemitleiden uns wegen unserer Vereinsführung. Und sie haben auch noch Recht mit dem, was sie sagen. Das ist wirklich die Höchststrafe.

SCHALKE UNSER:
Was wollt ihr damit erreichen?

STEFAN BARTA:
Wir wollen, dass das Leitbild endlich eingehalten wird. Wir haben es satt, dass die Werte unseres Vereins mit Füßen getreten werden. Die Herren an der Spitze von Aufsichts- und Ehrenrat haben zur Genüge demonstriert, dass ihnen die Werte des Kumpel- und Malocherclubs egal sind. Sie müssen Platz machen für einen Neuanfang. Allen voran Clemens Tönnies.

SCHALKE UNSER:
In eurer Ankündigung weist ihr auch auf den Umgang mit den S04-Mitarbeitern hin. Was wünscht ihr euch da?

KATHARINA STROHMEYER:
Wir wünschen uns, dass Menschen, die seit vielen Jahren für den FC Schalke 04 vollen Einsatz zeigen, mehr Respekt entgegen gebracht wird. In einem Verein, der bei den Ausgaben zu den Bundesliga-Spitzenclubs zählt, kann es nicht angehen, dass einfache Angestellte Angst um ihren Job haben müssen. Außerdem erwarten wir, dass Schalke ein fairer Arbeitgeber ist – dazu zählt zum Beispiel, dass vor Entlassungen der Betriebsrat frühzeitig beteiligt wird.

SCHALKE UNSER:
Wie groß ist eure Hoffnung, diese Ziele zu erreichen?

STEFAN BARTA:
Wir sind davon überzeugt, dass das Ende der Ära Clemens Tönnies bereits eingeleitet ist. Ansonsten würden wir nicht auf die Straße gehen.

SCHALKE UNSER:
Warum genau jetzt? Auf Schalke liegt ja schon länger etwas im Argen.

KATHARINA STROHMEYER:
Clemens Tönnies zeigt bei dem Corona-Ausbruch in seinem Unternehmen gerade sehr deutlich, dass ihm das Wohlergehen seiner Mitmenschen ziemlich egal ist. Der Leiter des Krisenstabs im Kreis Gütersloh sagte, dass das Vertrauen in die Firma Tönnies gleich null sei. Das geht inzwischen auch vielen Schalkern so. Selbst Mitglieder, die Clemens Tönnies vergangenes Jahr noch ihre Stimme gegeben haben, sind entsetzt über sein Krisenmanagement am Schlachthof und halten ihn auf Schalke mittlerweile für untragbar. Immer wieder taucht in den Skandal-Meldungen der Titel “Schalke-Boss” auf. Der Imageverlust, den der FC Schalke 04 durch das verantwortungslose Handeln des Aufsichtsratsvorsitzenden bereits erlitten hat, ist gewaltig. Wir müssen verhindern, dass er auf Schalke weiteren Schaden anrichtet.

SCHALKE UNSER:
Die Demonstration liegt genau zum Zeitpunkt des letzten Bundesligaspiels der Saison. Warum das?

KATHARINA STROHMEYER:
Wir wollen diese Chaos-Saison mit einem Aufbruchsignal beenden.

SCHALKE UNSER:
Jetzt haben wir auch Corona – ist da eine Demonstration eine gute Idee?

STEFAN BARTA:
Wir haben in den letzten Wochen auch Bilder von Demos gesehen, die wir unglücklich fanden. Deshalb haben wir uns ein besonderes Konzept überlegt und das Gesundheitsamt ist einverstanden: Wir bilden eine Menschenkette – halten aber Abstand zueinander. Blaue Punkte auf dem Boden helfen uns dabei. Statt uns an den Händen zu halten, werden wir durch blau-weißes Flatterband verbunden sein. Und wenn die La-Ola-Welle einmal rund ums Berger Feld rollt, wissen wir: Der Kreis ist geschlossen!

SCHALKE UNSER:
Habt ihr nicht die Sorge, dass beides – Spieltag und Corona – dafür sorgen, dass weniger Menschen kommen?

STEFAN BARTA:
Natürlich werden einige Fans zum Saisonabschluss lieber im Garten grillen, keine Frage. Wir haben auch Nachrichten von vorerkrankten Fans bekommen, die gerne dabei wären – für die das Risiko in der Öffentlichkeit aber zu groß ist. Um so mehr gesunde Fans müssen halt kommen. Wir sind überzeugt: Wer die Missstände in unserem Verein beseitigen will, der guckt kein Geisterspiel, sondern kommt zum Berger Feld.

SCHALKE UNSER:
Vielen Dank für das Interview und Glückauf!

1 Kommentar zu „“Das ist wirklich die Höchststrafe”“

  1. Ich komm. Aus dem Lk Marburg
    Biedenkopf. ICH BRING LEUTE MIT. Hoffentlich kommen viele. Das rethorische Gewusel von den Tönnies Anhängern geht uns mehr als nur einmal auf den konigsblau en Sack.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert