Darf’s ein bisschen mehr sein?

Aufgrund von Zeitmangel konnte das gestrige Vier-Augen-Gespräch – wie es in der einschlägigen Presse heißt – nicht zu Ende geführt werden. Der ebenfalls anwesende stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Buchta hat wohl beide Augen zugekniffen, aber das nur am Rande.

Nimmt man allein die letzten Tage, so ungefähr ab Sonntag und dem Sport1-Doppelpass-Auftritt, den Horst Heldt nach allgemeiner Auffassung mit Bravour gemeistert hat, so hat man wieder einmal ein Beispiel dafür, wie es in einem gut geführten “Unternehmen” NICHT laufen sollte. Auch ein Profi-Fußballverein ist ein solches. Schalke jedoch ist ein Unternehmen, in dem eine Person unternimmt, ohne andere mitzunehmen, geschweige denn in Entscheidungen mit einzubeziehen.

Diese Unternehmungen und auch die einsamen Entscheidungen werden dann einem gewissen A.D. geflüstert, der leider noch lange nicht a.D. ist, aber immerhin die Erkenntnisse potenziert und lautstark in die Pressewelt herausposaunt, bis es dann auch der letzte Fußballinteressierte schwarz auf weiß zu sehen bekommen hat. Ach ja, irgendwann selbst derjenige, um den es eigentlich geht, der eigentlich der erste Adressat sein sollte.

Auf Schalke ist es wieder einmal so wie in den Szenen einer Ehe … wo alle hinter dem Rücken des Betrogenen tuscheln, aber keiner die Courage beweist, mit ihm offen darüber zu reden. So lässt man Horst Heldt ins offene Messer rennen, als Belohnung dafür, dass er seit der Mitgliederversammlung offenbar gute Arbeit geleistet und sich an seine Zusagen gehalten hat.

“An diesen Worten wirst Du Dich messen lassen müssen, Horst”, sagte Clemens Tönnies noch auf der Mitgliederversammlung und meinte damit Heldts Worte “Ich werde alles tun, dass es besser wird. Ein Meter 69 Arbeit. Ein Meter 69 Leidenschaft. Ein Meter 69 Einsatz. Zusammengefasst: Ein Meter 69 Schalke 04!“ An diesen Worten gemessen wurde er ganz offensichtlich nicht. Ganz im Gegenteil, vielmehr werden schon seit Monaten die Manager dieser Liga vom Aufsichtsratsvorsitzenden abgeklappert, was die Frage aufwirft, wieviel das Wort des Clemens Tönnies überhaupt noch wert ist. “Darf’s ein bisschen mehr sein?”, würde die Fleischfachverkäuferin da wohl fragen. Aber Metzgermeister schlachten eben – im Zweifelsfall auch im Alleingang den eigenen Vorstand. Dazu benötigt man dann auch keine Metzgergesellen.

Gestern dann das von allen erwartete Gespräch unter Männern, das eine Klärung herbeiführen sollte und – man höre und staune – Hottes Zukunft nun so klar wie Kloßbrühe erscheinen lässt. Aufgrund von Zeitmangel. Weil ja Clemens Tönnies erst seit Monaten einen Plan verfolgt, weil ja Horst Heldt auch erst seit Wochen weiß, dass ihm die Schlachtbank droht.

Während der Übertragung des EL-Spiels gegen Sparta Prag wird dann via Kommentatoren auch dem letzten Zuschauer noch mehrfach mitgeteilt, dass es das klärende Gespräch gegeben habe und dass man davon ausgehe, nach dem Spiel Informationen zu bekommen. Übertragungskameras suchen im Stadion das eine oder andere Konterfei, um daraus vielleicht Gesprächsergebnisse ablesen zu können, Clemens Tönnies schürt wieder einmal das Feuer mit seiner Aussage, Horst Heldt würde nach dem Spiel eine Erklärung abgeben. Anstatt also Klartext zu reden und mitzuteilen, dass es noch nichts mitzuteilen gibt, führt er Horst Heldt wieder einmal vor und überlässt diesem den unglückseligen Part.

Die zerstörte Außendarstellung unseres Vereins zählt mit zu den nachhaltigsten Ergebnissen, die ein gewisser CT in den letzten Jahren erzielt hat. Und das kann selbst einem Vegetarier nicht wurscht sein.