Elfmeter

(pr) Die Bilanz der Weisse Noch?!-Serie ist makellos, in mittlerweile 30 SCHALKE UNSER-Ausgaben fehlte die Rubrik kein einziges Mal. Im SCHALKE UNSER Nummer 1 dokumentierten wir den 1972er Pokalsieg gegen Kaiserslautern, was lag also näher, als sich diesmal erneut den königsblauen Vereinswimpel zu nehmen, auf den anderen Pokalsieg von 1937 zu blicken und festzustellen, dass im Zuge des im Sommer fälligen Neudrucks eigentlich auch ein kleiner Fehler korrigiert werden müsste.

Cover SCHALKE UNSER 30
SCHALKE UNSER 30

Ernst Poertgen hatte gute Nerven. Neunzig reguläre Spielminuten waren am 31.10.1937 in Braunschweig beim Spiel in der dritten Runde des DFB-Pokals ebenso torlos verlaufen wie 30 Verlängerungsminuten. In der Nachspielzeit der Verlängerung bezwang Ernst Kuzorra endlich Eintracht-Schlussmann Ehlers, doch Sukop schlug den Ball mit der Faust von der Torlinie. Elfmeter in der Nachspielzeit der Verlängerung und Ernst Poertgen schoss den Favoriten aus Gelsenkirchen ins Viertelfinale.

Der DFB-Pokal wurde damals in der zweiten Hälfte eines Jahres ausgespielt, erst am 29.8.1937 hatte sich Schalke in der ersten Runde bei Kickers Frankenthal mit 3:1 durchgesetzt, und am 19.9.1937 wurde Rot-Weiß Oberhausen in der Glückauf-Kampfbahn mit 2:1 besiegt. Der 1:1-Ausgleich gegen Oberhausen war ein von Fritz Szepan verwandelter Elfmeter und auch die Führung in Frankenthal wurde durch Ernst Poertgen vom Elfmeterpunkt erzielt. Nach dem 2:0 durch Poertgen konnte Frankenthals Gumbinger per Elfmeter den Anschlusstreffer erzielen, bevor Otto Schweißfurth für den 3:1-Endstand sorgte. Ohne Elfmeter.

Das Viertelfinale drei Wochen nach dem Spiel bei Eintracht Braunschweig brachten die Königsblauen gegen den Berliner SV (Endstand 3:1) ebenso ohne einen einzigen Elfmeter über die Zeit wie das Halbfinale gegen Waldhof Mannheim (2:1). Allerdings neigte sich das Jahr 1937 bereits dem Ende zu, das Halbfinalspiel gegen Waldhof Mannheim fand erst am 5.12.1937 statt. Und so kam es, wie es kommen musste: Der Pokalsieger des Jahres 1937 wurde nicht mehr im laufenden Kalenderjahr, sondern erst am 9.1.1938 vor 72.000 Zuschauern in Köln zwischen Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf ermittelt.

Nach torloser erster Halbzeit schlug Ala Urban direkt nach dem Wiederanpfiff einen herrlichen Pass über die gesamte Breite des Platzes auf den völlig freistehenden Ernst Kalwitzki, der kurz dribbelte und Fortuna-Torhüter Pesch mit seinem Schuss keine Chance ließ. Direkt nach dem Wiederanstoß waren die Düsseldorfer den Ball auch schon wieder los. Einige Kurzpässe zwischen Ernst Kuzorra, Fritz Szepan und Ernst Poertgen, dann konnte Fritz Szepan das Leder aus zwei Metern Entfernung zum 2:0 über die Linie drücken. Für Fortuna Düsseldorf reichte es nur noch zum Anschlusstreffer durch Paul Janes kurz vor Schluss. Natürlich per Elfmeter, nachdem Hans Bornemann mit der Hand auf der Linie gerettet hatte.

Die Schalker als Meister des Jahres 1937 hatten als erster Verein in einem Spieljahr das Double geschafft, allerdings nicht innerhalb eines Kalenderjahres. Mehr als sechs Monate und ein Jahreswechsel lagen zwischen dem 2:0-Sieg im Meisterschaftsfinale gegen den Club aus Nürnberg am 20.6.1937 im Berliner Olympiastadion und dem Pokalsieg. Der silberne Pokalteller und die Victoria standen in trauter Zweisamkeit in der Glasvitrine bei Mutter Thiemeyer im Vereinslokal am Schalker Markt.

Den Schalker Pokalsieg holten:

Hans Klodt, Sontow, Hans Bornemann, Rudi Gellesch, Ötte Tibulski, Walter Berg, Ernst Kalwitzki, Ala Urban, Fritz Szepan, Ernst Kuzorra und Ernst Poertgen

Zusätzlich kamen bei den Königsblauen in den Vorrundenspielen noch Tullux Valentin (gegen Frankenthal und Oberhausen), Otto Schweißfurth (gegen Frankenthal und Braunschweig), Prinz (gegen Oberhausen) und Mecke (gegen Mannheim) zum Einsatz.