Hartz 04-Ticket

Not macht erfinderisch, lautet ein altes Sprichwort. Und der FC Schalke 04 scheint in schweren Nöten zu stecken, anders lässt sich der Erfindungsreichtum rund um das sogenannte ,,Sozialticket” nicht mehr erklären.

Zum Hintergrund: Der FC Schalke 04 versucht – spätestens seit dieser Saison – mit massiven Preiserhöhungen im Ticketbereich Mehreinnahmen auf Kosten seiner Fans zu generieren. Das habt Ihr sicher schon in diversen Internet-Foren, in der letzten Ausgabe des SCHALKE UNSER oder auch per eigener Dauerkarten-Rechnung mitbekommen.

Cover SCHALKE UNSER 75
SCHALKE UNSER 75

Anders als in den vergangenen Jahren hat man bei der Entscheidung zur Preisentwicklung der kommenden Jahre diesmal erst gar keine Gespräche mit den Fan-Vereinigungen geführt (die neu in den Verein integrierte Schalke-Fanabteilung darf man getrost nicht mehr als Fan-Vereinigung bezeichnen, siehe gesonderter Artikel in dieser Ausgabe). Der Sturm der Entrüstung unter den betroffenen Fans war groß, das Leitbild des ach so sozialen Kumpel- und Malocherclubs wurde gar in Frage gestellt. Denn dort heißt es: ,,… ermöglicht unser Verein im Rahmen seiner wirtschaftlichen Verhältnisse seinen Anhängern aus allen gesellschaftlichen Schichten die Teilnahme am Vereinsleben und den Besuch der Spiele. Aus unserer Tradition als Bergarbeiterverein heraus bekennen wir uns zu unserer sozialen Verantwortung.”

Doch jetzt kommt der Erfindungsreichtum des Schalker Fanclubverbands und der Schalker Fanabteilung ins Spiel: Wie kann man das eine tun, ohne das andere zu lassen? Klar, wir erfinden ganz einfach eine neue Ticket-Kategorie. Eine Eintrittskarte für ,,sozial Schwächere”. Ein Ticket für die, die ansonsten nur auf der Schattenseite des Lebens stehen. Ein Hartz 04-Ticket also.

Die ,,sozial Schwachen”, die dem Verein angeblich so am Herzen liegen, kommen aber nicht einfach so in den Genuss des ,,Sozialtickets”, nein, sie müssen ihre Notlage auch per Antragsformular schriftlich begründen. Anschließend scheint es auf der Schalker Geschäftsstelle eine Art ,,Arme-Leute-Casting” zu geben. Wer am ärmsten ist, kommt ins Ticket-Recall, oder was?

Ein typischer Fall von ,,gut gemeint” oder wie es ein User in einem Internet-Forum besser ausdrückte: ,,Das Ganze wirkt auf mich so, als wären da ein paar Anzugträger schön mit ihrem Benz vorgefahren, um dann im Puff zwischen Champagner und Kaviar zu entscheiden, wie man denn den armen kleinen Leuten helfen könnte, die sich nicht mal den neuen VW leisten können.”

Und wer jetzt meint, das Hartz-04-Ticket wäre ein echtes Schnäppchen, der sieht sich getäuscht. 18 Euro kostet der Eintritt für ein Spiel, für zwei übliche Spiele pro Monat wären damit etwa zehn Prozent des Arbeitslosengeld II-Regelsatzes fällig. Interessant ist übrigens auch, dass die ganze Aktion erst Wochen nach dem normalen Ticketverkauf starten sollte und viele Spiele dann bereits ausverkauft sind. Wird hier etwa das ,,Sozialticket” als Lückenfüller für die sowieso nicht ausverkauften Spiele gegen Hoffenheim oder Wolfsburg missbraucht?

Liebe Verantwortliche des Vereins, liebe Schalker Fanabteilung, wie ,,sozial” ist ein Verein, wenn ein ,,Sozialticket” eingeführt werden muss? Denkt mal drüber nach und befragt Euer Gewissen.