Mit Kanonen auf Spatzen

Das war ein teurer Einsatz: 571 Beamten, auch mit mobiler Gepäckröntgenanlage, drei Hubschrauber und elf Polizeihunde. Was ein Aufgebot der Polizei zum Basel-Spiel. Die Erfolgsbilanz dagegen ist eher überschaubar.

An jedem noch so popeligen Parkplatz ab Freiburg an der A5 in Richtung Basel waren 571 Beamte damit beschäftigt, so ziemlich alles, was an Schalkefan erinnert, aus dem Verkehr zu ziehen. Also, um diese zu kontrollieren. Auch die üblicherweise sehr verdächtigen Busse des S(F)CV sollen in diesen “Genuss” gekommen sein.

Und was wurde dabei gefunden:

  • Pfefferspray. Der Besitz desselben ist in Deutschland nach wie vor nicht strafbar, sogar der Einsatz ist erlaubt, wenn es der Selbstverteidigung dient – knapp der Vergewaltigung entgangene Frauen können ein Lied davon singen. Über die Menge erfahren wir nichts.
  • Ein Messer. Die Polizeipressemitteilung lässt uns leider im unklaren, ob es vielleicht zum Brötchenschneiden dienen sollte. Messer ist Messer. Von einem Springmesser oder ähnlichem ist verräterischerweise nicht die Rede.
  • Ein Teleskopschlagstock. Der ist tatsächlich mal weitgehend verboten.
  • Ein “Schlaghandschuh”. Hier lohnt sich die Wikipedia-Lektüre. Verboten sind die Dinger nicht, aber wer gerne auf sie zurückgreift, ist die Polizei. Die das aber gar nicht darf, aber dennoch macht. Und die hier versucht, unter anderem damit einen maßlosen Einsatz zu rechtfertigen. Wer im Glashaus sitzt – ach ja, wenn man das Ding weniger dramatisieren möchte, nennt man sie übrigens auch einfach “Quarzsandhandschuh”.
  • Drei “Gewalttäter”, die nicht ausreisen durften. Oooooh, da hat aber einer noch nicht mitbekommen, dass man Fans mit einem Eintrag in der “Datei Gewalttäter Sport” nicht mehr einfach “Gewalttäter” nennen darf. Pfui, das ist jetzt aber nachlässig, liebe Polizeipressesprecher.
  • Noch mehr nicht verbotenes Pfefferspray. Auch hier ohne Mengenangabe. Zwei in einer Damenhandtasche vielleicht? Wir werden es nie erfahren.

Zugegeben: Ob so viele auf Selbstverteidigung sinnen, dass sie den Kram mit auf Reisen in die doch eher neutrale Schweiz mitführen müssen, kann man diskutieren. Andererseits sind doch gerade die Basler Anhänger nicht gerade als harmlos zu sehen – und sie haben ja nach einschlägigen Boulevardberichten der Schalker Anhängerschaft aufgelauert. So ganz fern liegt der Gedanke im Nachhinein vielleicht doch nicht.

Aber was uns diese Pressemitteilung verschweigt, ist das wirklich Interessante: die Wirtschaftlichkeitsrechnung: Der ganze Aufwand für einen Gegenstand, der nachweislich verboten ist? Pyrotechnik haben die Beamtinnen und Beamten ja nicht gefunden, wie man im Stadion sehen konnte. Ach ja, wie man mit drei Polizeihubschraubern sowas aus der Luft untersuchen will, haben wir auch noch nicht ganz kapiert. Vermutlich müssen die Dinger noch abgeschrieben werden, wenn man sich schon so ein hübsches Spielzeug kauft. Oder deren drei.

Nicht alle Fußballfans sind Verbrecher – in dem Falle sogar nur einer von 1700. In jedem katholischen Landschulheim dürfte die Quote höher liegen. Übrigens auch die Erfolgsquote der Lehrer beim Filzen der Spinde. Und die waren nicht auf der Polizeischule. Und haben kein mobiles Röntgengerät, schon gar keine drei Hubschrauber.

Mal unter uns, liebe Polizei: Könnt Ihr nochmal dieses lustige Lied von den “zu vielen Einsatzstunden” singen, und dabei noch eine Strophe einfügen: “… und alles, alles für die Katz’”. Herr Polizeigewerkschaftler, jetzt sind wieder Sie dran. Verraten sie uns doch, warum Ihre Beamten nix finden, aber wir Steuerzahler eine Scheißkohle dafür aufbringen sollen. Vielleicht war das jetzt doch ein bisschen überzogen, hm? So ein ganz kleines bisschen?

Also, wir hätten da einen Vorschlag, wie man die zahlreichen Einsatzstunden reduzieren kann. Vielleicht kommen Sie selbst darauf. Kleiner Tipp: Es hat was mit “nicht immer so übertreiben” zu tun.