Linx war der erwartet schwere Gegner

(pr) Spektakuläre Spiele der Schalker Knappen von gestern und vorgestern – diesmal blicken wir knapp 20 Jahre zurück auf die erste Pokalrunde der Saison 1994/95

„Es geht zum SV Linx.“ Das Ergebnis der Auslosung der ersten Pokalrunde sorgte im Sommer 1994 für reichlich ratlose Gesichter. Und so holte man in der Pre-Internet-Ära den alten Diercke-Weltatlas aus der Schulzeit aus dem Keller und stellte fest, dass Linx ein Stadtteil von Rheinau ist und 15 Kilometer entfernt von Straßburg in Baden-Württemberg liegt. Aufgrund einer Sondervereinbarung durfte der Oberligist daher auch zehn französische Spieler in seinem Kader haben. Gespielt wurde an diesem 13. August 1994 aber im Kehler Rheinstadion.

Die erste Hauptrunde im DFB-Pokal 1994/95 gehört auch heute noch zu denen, die viele Profivereine am liebsten aus ihrer Chronik entfernen würden. Werder Bremen verlor bei den Amateuren von Bayern München mit 1:2, deren Profis fuhren mit einer 0:1-Niederlage von Vestenbergsgreuth zurück nach Hause an die Säbener Straße. Der Club aus Nürnberg kassierte in der Verlängerung das 0:1 beim SSV Ulm, die Berliner Hertha kehrte mit einer 1:3-Niederlage bei Kickers Offenbach zurück in die Hauptstadt und für den SC Freiburg bedeutete das gleiche Ergebnis bei den Stuttgarter Kickers ebenfalls das Aus. Und völlig überraschend schied auch der Altonaer FC von 1893 aus der Oberliga Hamburg/ Schleswig­Holstein mit einer 0:2-Niederlage gegen die Schwarzgelben aus.

Und was machten die Königsblauen beim Oberligisten aus Baden-Württemberg, der das südbadische Pokalfinale gegen den Landesligisten FC Böhringen mit 3:1 gewonnen und sich so für die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert hatte? Man ließ es gemütlich angehen und lag nach 25 Minuten im Kehler Rheinstadion vor 8000 Zuschauern nach einem Treffer von Martin Suffner mit 0:1 hinten.

Und mit diesem Ergebnis ging es auch in die Halbzeitpause, da Thomas Linke kurz vor dem Pausenpfiff nur den Pfosten getroffen hatte. Zum Glück, es war nämlich der Kasten, in dem Jens Lehmann stand. Und auch in der zweiten Halbzeit verstrichen die Minuten, ohne dass etwas Zählbares dabei rauskam. Es dauerte bis zur 66. Minute, als ausgerechnet Jirí Nemec den Ball aus 14 Metern zum Ausgleich genau in den Winkel setzte. Und erst vier Minuten vor Schluss gab es das kollektive Aufatmen, als Mike Büskens die Schalker nach einer Ecke von Peter Sendscheid mit dem 2:1-Siegtreffer erlöste.

In der Nachspielzeit stürmte Jirí Nemec alleine auf das von Franck Kientz gehütete Linxer Tor zu und brachte den Ball noch im Netz unter. Zwei Treffer des Meisters in einem Spiel? Das konnte nicht sein und war es auch nicht. Schiri Hans-Joachim Albers hatte wegen Abseits abgepfiffen und da Jirí Nemec weiterspielte und vorher bereits Gelb gesehen hatte, stand der Meister nach Gelb-Rot eine Minute später beim Abpfiff nicht mehr auf dem Platz.

Für den SV Linx begann danach eine wechselvolle Zeit. 1997 stieg man aus der Oberliga in die Verbandsliga ab. 2003 stieg man wieder in die Oberliga auf, ein Jahr später ging es wieder runter. Das gleiche Spiel wiederholte sich nach den Aufstiegen 2007 und 2010, als es nach einer Saison sofort wieder „Abstieg“ hieß.

Aktuell kämpft der SV Linx in der Verbandsliga Südbaden erneut um dem Aufstieg. Platz 1 ist zwar nicht mehr zu erreichen, aber Platz 2 berechtigt zu Relegationsspielen gegen die Tabellenzweiten der Verbandsligen Württemberg und Baden. Mit großem Vorsprung an der Spitze der Verbandsliga Südbaden steht aktuell der Deutsche Meister von 1907, der Freiburger FC. Die Breisgauer stehen nach einem Neuanfang in der siebten Liga vor einem weiteren Aufstieg und der Rückkehr in die Fünftklassigkeit.

Ein Pokalspiel zwischen Schalke und dem Freiburger FC gab es übrigens auch schon mal. Am 24. November 1935 standen sich beide Mannschaft im Halbfinale des DFB-Pokals gegenüber, Gespielt wurde damals noch auf neutralem Platz ­ na ja, nicht so ganz neutral. Schalke siegte im Stadion Rote Erde in Dortmund mit 6:2.