Thomas Kruse

(svs) Das (Fußballer-)Leben schreibt manchmal seltsame Geschichten: Da schießt er in zehn Profijahren auf Schalke gerade mal drei Ligatore. Doch ausgerechnet im Spiel des Jahrhunderts, dem unvergessenen 6:6 gegen die Bayern, gelingt ihm der Treffer zum 1:2. Und ein weiteres Kuriosum hatte er selbst schon fast vergessen – wir nicht: Am 13.3.1979 schoss Kruse im Freundschaftsspiel Schalke 04 gegen Österreich das einzige Tor – leider in die falsche Richtung.

Cover SCHALKE UNSER 39
SCHALKE UNSER 39

Die Rede ist vom Abwehrmann Thomas Kruse, der dem Schalker Kader von 1978 bis 1988 angehörte. 199 Erst- und 46 Zweitligaspiele stehen für den nicht gerade für seine spektakuläre Spielweise berühmten Blondschopf zu Buche – alle für Schalke. 1975 wechselte der gebürtige Recklinghäuser vom dortigen FC zur Schalker Jugend. Immerhin eine A-Jugendmeisterschaft kann er vorweisen. In der Saison 78/79 gelang ihm der Sprung in den Profikader. Was folgte, waren drei Ab- und zwei Aufstiege mit den Profis. Wobei er sich für den letzten Kellergang 1988 nicht verantwortlich fühlt: „Nach der Vorrunde standen wir auf einem Nichtabstiegsplatz. In der Rückrunde habe ich nur vier Spiele gemacht, meistens als Einwechselspieler.“ Horst Franz kam und sortierte den damals 30-jährigen aus. Sein letztes Pflichtspiel für Schalke absolvierte er am 29. Spieltag bei der 1:3-Auswärtsniederlage gegen den FC Homburg. Und dann? Der gelernte Kaufmann Thomas Kruse ist immer bodenständig und heimatverbunden geblieben. Nach Schalke gab´s zwar Angebote, doch dafür hätte er umziehen müssen. Und das wollte er nicht. Er spielte noch ein Jahr beim Zweitligaabsteiger FC Remscheid und schließlich in der Oberliga beim DSC Wanne-Eickel, wo ihm durch den damaligen Sponsor des Vereins auch eine berufliche Perspektive geboten wurde.

Kruse machte die Trainer-A-Lizenz und führte innerhalb von zwei Jahren die zuvor langjährigen Verbandsligisten BW Post Recklinghausen und Eintracht Rheine in die ersehnte Oberliga. „Wenn man zweimal in so kurzer Zeit aufsteigt, muss man als Trainer schon was draufhaben“, ist der ehemalige Manndecker noch heute stolz darauf. In Rheine löste er übrigens niemand geringeren als den bekannten Vorzeigecholeriker Ernst Middendorp als Trainer ab. Der Kontakt zu S04 ging während der ganzen Zeit nie verloren. Schon deshalb, da Kruse Mitglied der Schalker Traditionsmannschaft ist.

Und heute? Thomas Kruse arbeitet halbtags bei einer Entsorgungsfirma (nein, leider nicht für BVB/NL-Devotionalien) in Bochum. So hat er immer noch genug Zeit für sein liebstes Hobby, den Fußball. Der Ex-Profi trainiert heute die Schalker C-Jugend. Wobei er den Erfolg seiner Trainerarbeit nicht an Titeln messen lassen will, sondern daran, ob aus einem seiner Jungs dereinst ein gut ausgebildeter Bundesligaspieler wird. Und ob er da erfolgreich sei, meint er, könne man erst in ein paar Jahren beurteilen. Nebenbei arbeitet Kruse auch in der Fußballschule von Ingo Anderbrügge mit. Neid auf die heutigen Profis, deren Gehälter oder Spiele in der Arena ist ihm fremd: „Spiele gegen Bayern oder Dortmund vor 70.000 im ausverkauften Parkstadion waren doch auch ein unvergessliches Erlebnis.“ Klar, meint er, bei den heutigen Spielergehältern wäre er wahrscheinlich Millionär. Aber auch so ist er zufrieden, hat sich eine sichere Existenz aufgebaut und kann auf eine zehnjährige Karriere beim „geilsten Club der Welt“ zurückblicken. Und letzteres ist immerhin etwas, was Emmerich, Zorc & Co. ihr Leben lang nicht erreicht haben.