¿Hablas ethanol?

Spieler kamen, Spieler gingen. Die Sommerpause hatte es in sich. SCHALKE UNSER-V-Mann Rudi Grasraucher hat alles sowas von miterlebt.

Der Felix ist echt ein Suppentrulli. Drei Leistungsträger auf einmal verkauft – wo gibt es denn so was?! Ze der Zweite, Carlos und Raffi: Mit den Jungs waren wir an jedem Tresen der Welt Spitze. Selbst an Tagen, an denen trainiert wurde, schluckten die drei mehr als die örtliche Berufsfeuerwehr.

Cover SCHALKE UNSER 67
SCHALKE UNSER 67

Raffi hatte bei sich bessere Gäste als Thomas Gottschalk, Carlos kannte mehr Cocktails als Wörter auf Deutsch und Ze musste in den Kneipen keinen Günter Schlipper-Vergleich fürchten. Sie alle hatten eine schnellere Betankung als jeder Boxenstopp von Sebastian Vettel. Für mich brach eine Welt zusammen, ihr Verkauf war so unnötig wie alkoholfreies Bier. Mit wem sollte ich nun die Nacht zum Tag, die Woche zum Wochenende und das Leben zum Silvesterabend machen?

Felix setzte doch nur noch auf Bubis, denen ich den Schülerausweis fälschen musste, damit sie auch mal am ja!-Korn schnüffeln durften. Bei „Pilsblumen“ schauten die doch noch in ihrem Biologiebuch nach. Außerdem hingen diese Joels, Lukasse und Christophs auf Realschulabschlussfeiern ab, bei denen höchstens französischen Bayernspielern die Hose aufging. Es war zum Heulen.

Noch einmal hieß es Party bei Raffi – zum letzten Mal. Wir waren vollgepumpter als das Tour de France-Peloton, den Mate-Tee zum Strecken des Stroh-Rums ließen wir diesmal ganz weg. Am nächsten Morgen um 14 Uhr ließ ich mich in meinen Wagen tragen, denn Felix hatte noch einen Auftrag für mich: den neuen Star aus Spanien vom Flughafen abholen. Von Spanien wusste ich nicht viel, nur dass es in der Nähe von Mallorca lag.

Ich sollte irgendeinen Raul empfangen und seiner Familie die schönen Seiten von Gelsenkirchen zeigen. Der arme Kerl hatte die letzten Jahre bei Real verbracht. „Inner Tiefkühlabteilung?“, fragte ich, als Señor Raul endlich auftauchte. Er zuckte mit den Achseln, saß wohl nur an der Kasse.
Seine Olle legte direkt los: „¿Hablas español?“ „Nix Ethanol, heute nur normaler Alk: Korn, Wodka und Bier. War hart genug gestern“, beruhigte ich die gute Dame. Spuckte wohl auch nicht rein.

Immerhin zeigte ich ihrem Gatten, dass man bei uns Kornflakes ohne Flakes frühstückt. Sie waren schwer beeindruckt: „Muy grandes cochones.“ Señora Raul überzeugte ich endgültig, als wir nach GE kamen. Töfte Blusen bei der Wolly, Dauerwelle bei „Haar Scharf“ und Spaziergang an der Costa Emscher. Auch Señor Raul fand schnell Anschluss, ich stellte ihm „Florida-Albert“ vor, den König der Vertragsaussitzer. Gemeinsam schnorchelten sie vor „Charlys Bummelzug“ den Sangria containerweise weg.

Albi hatte nichts verlernt, er meinte: „Nächstes Jahr greif ich an in der Zweiten.“ Felix wollte unbedingt jemanden, der Raul bedient. Albi und ich würden das übernehmen.

Prost, auf eine geile Saison.