Attacke – Hoffenheims Einzeltäter

Da griff sie wieder, die Einzeltäter-Theorie. Als 2009 das Kölner Stadtarchiv einstürzte, soll ein einzelner Polier schuld gewesen sein. Der Kabarettist Volker Pispers kommentierte das so: „Dieser Polier ist der größte und berühmteste Einzeltäter aller Zeiten. Der hat 86 Prozent aller Eisenträger persönlich geklaut. Immer wenn keiner geguckt hat, hat der einen raus getragen. Nachts hat der bei der Kölner U-Bahn geklaut, tagsüber auf der ICE-Neubaustrecke München-Nürnberg. Ein fleißiger Mann.“ Und Volker Pispers muss wohl nun auch seine helle Freude gehabt haben an der Lärm-Attacke bei der TSG Hoffenheim.

Für die war nämlich auch nur ein Einzelner verantwortlich, während in Hoffenheim alle anderen nichts davon wussten. In Deutschland kann man kein Stadion betreten, ohne die zulässige Länge eines mitgebrachten Fahnenstocks zu überschreiten. Sogar in der Zigarettenschachtel wird nachgeschaut, ob man dort eine Kalaschnikow versteckt hat.

Und dieser eine Mann, angeblich der Hausmeister, schafft es tatsächlich von allen unbemerkt eine übergroße Lautsprecheranlage mit Verstärker hineinzuschaffen. Respekt! Nicht nur das, bei mehreren Spielen lässt er es so laut piepen, dass die Gästefans übertönt werden. Aber er stellt die Anlage dann noch so ein, dass kein Verantwortlicher oder Ordner von Hoffenheim das Piepen mitbekommt. Mit anderen Worten: Der Mann ist ein so beschlagener Techniker, wie ihn sich jeder Geheimdienst wünscht. Und: Er kann riesige Dinge kurz verschwinden und dann wieder auftauchen lassen. Der Hausmeister der TSG Hoffenheim ist wohl ein Genie, wir haben es hier mit einer Mischung aus David Copperfield und James Bond zu tun.

Deshalb waren die Aussagen von Dietmar Hopp vollkommen angemessen: „Wenn er seinen Arbeitsplatz verliert, wäre ich todunglücklich.“ Wer kann das ernsthaft fordern? Dieser Hausmeister sollte viel mehr seinen Arbeitsbereich ausweiten und Annoncen schalten: „Mich kann man mieten.“ Wenn ein Stadionsprecher am Sauerlandrand mal wieder den Ton aufdreht und den Verstand abdreht, könnte man auf den Hausmeister mit der Anlage zurückgreifen. Probleme mit dem Ehepartner? Rufen Sie Hoffenheims seriösesten und gewieftesten Tontechniker! Im Endeffekt können wir alle von Hoffenheim profitieren. Auch wir sehen ein: Dietmar, wir brauchen dich!

Wer sonst würde die ganzen halbtalentierten Teenager mit Tausenden von Euros zuschütten, damit sie die dunklen und gefährlichen Jugendinternate anderer Mannschaften im Südwesten verlassen, um in das Paradies nach Hoffenheim zu gehen? Wer sonst hält sich so als Mäzen aus dem Vereinsgeschäft heraus? Die läppischen 28 Millionen, die er im Sommer noch mal kurz in den Verein gesteckt hat, um den Verlust auszugleichen, mal ehrlich, die hätte auch jeder von uns noch übrig gehabt. Aus dem Tagesgeschäft hält er sich raus. Gut, dass er einen der besten Spieler eigenmächtig zu den Bayern abgegeben hat, geschenkt! Manchmal kann einem die propagierte Zurückhaltung auch mal abhanden kommen – so ist das im Geschäft.

Danke dafür, Didi, dass euer damaliger Trainer die Faxen dicke hatte und zum geilsten Club der Welt kommen konnte. Danke, Dietmar, danke, Hoffenheim. Und am meisten bedanken möchten wir uns dafür, dass ihr euch Stück für Stück selbst entlarvt. Schön.