Attacke – Ende gut, aber nicht alles gut

Mit einem großen Bagger will Clemens Tönnies die Gräben zuschütten, die sich auf der Schalker Mitgliederversammlung ergeben haben. Und so einen Umgang will er nicht wieder unter Schalkern erleben.

Dem können wir uns nur anschließen. Auch wir wollen nicht wieder erleben, dass Schalkerinnen und Schalker mit Polizeigewalt vom Gelände geführt werden, nur weil sie ihr satzungsgemäßes Recht wahrnehmen wollten, Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu sammeln. Auch wir wollen nicht wieder erleben, dass Schalker als Stimmvieh betrachtet werden, denen man nur Eintrittskarten unter die Nase halten muss, damit sie “richtig” abstimmen. Wir wollen dabei auch nicht erleben, dass die ganzen Mühen der Mitglieder des Kartenausschusses deswegen mit einem Wisch beiseite gefegt werden.

Auch wir wollen nicht mehr erleben, dass Vorstand und Aufsichtsrat zu billigen juristischen Tricks greifen, um satzungsgemäße Anträge zu verhindern. Dass es keinen Showdown vor einem Gericht gegeben hat, ist nur der Tatsache zu verdanken, dass der Vorstand eingesehen hat, dass mit Viagogo kein Blumentopf zu gewinnen ist. Nur eine Entschuldigung von Vorstand und Aufsichtsrat für den Umgang mit den Mitgliedern, die hat es nicht gegeben. Nein, nachtreten wollen wir nicht, sondern aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, um sie nicht zu wiederholen. Und da fehlt es uns momentan noch an Signalen des Verständnisses. Im Gegenteil, Dagobert Jobst fühlt sich nach wie vor ungerecht behandelt, sieht aber das Problem nicht, dass die Tricks des Vereinsvorstands – siehe oben – nicht die feine Gelsenkirchener Art waren.

Lieber Clemens, baggere, so viel du willst, aber auf den großen Haufen, den du da auftürmst, pflanze doch ein paar Blümchen der Entschuldigung, des Verständnisses und des Friedens.

Und wo wir gerade dabei sind: Es ist auch mit Viagogo nicht alles gut, denn das Oberlandgericht Hamburg hat geurteilt: Wer einmal mit diesem Ticket-Zweitmarktverschieber im Bett gewesen ist, und sei es auch nur ein One-Night-Stand gewesen wie beim HSV, der kann nicht mehr gegen Schwarzhändler vorgehen. Schließlich habe man so genau das legalisiert, was man eigentlich wegklagen wolle.

Darauf angesprochen soll Clemens gesagt haben: “Gelsenkirchen ist ja nicht Hamburg.” Das ist zum Glück in vielerlei Hinsicht richtig. Dass ein Urteil am Amtsgericht Gelsenkirchen anders ausfällt als bei einem Oberlandesgericht, ist möglich, aber nicht besonders wahrscheinlich. Gerechnet hat sich damit der “Ausflug Viagogo” nicht. Nein, es ist nicht alles gut am Ende.