Was für eine vertrackte Situation. Horst Heldt tritt gestern auf der Pressekonferenz an das Mikrophon und verkündet, dass er seinen Vertrag erfüllen wird. Oder besser: erfüllen muss. Nur allzu gerne hätte er sicherlich die Freistellung erhalten, denn seine Position bei Schalke 04 ist inzwischen so dermaßen geschwächt, dass er in seiner verbleibenden Zeit bis zum 30.06. nicht mehr so handeln kann wie es ein Manager eigentlich können muss. Eine “lahme Ente”.
Dass er nicht freigestellt wird, liegt daran, dass der avisierte neue Manager sich weder klar für einen Wechsel entschieden hat noch von seinem aktuellen Verein kurzfristig freigegeben wird. Damit hat sich der Aufsichtsrat in eine höchst heikle Lage manövriert. Oder besser: der Aufsichtsratsvorsitzende. Denn Clemens Tönnies war es, der noch auf der Mitgliederversammlung dem Sport-Vorstand Horst Heldt eine letzte Chance einräumte, die er aber ganz offensichtlich gar nicht bekam, denn quasi zeitgleich klapperte er bereits diverse potenzielle Sport-Vorstände ab. Der Gladbacher Max Eberl wurde angefragt, der technische Direktor des FC Bayern München Michael Reschke und eben auch Christian Heidel aus Mainz. Alle Anfragen gelangten dabei an die Presse und damit an die breite Öffentlichkeit.
Nun ist es ja so, dass man sich bei auslaufenden Managerverträgen durchaus auch nach neuen, hoffentlich auch besseren Lösungen umschauen darf. Das darf auch Clemens Tönnies, allerdings nicht, wenn er kein Mandat dazu hat, denn die Bestellung und auch die Abberufung eines Vorstands bedarf einer 2/3-Mehrheit im Aufsichtsrat. Die konnte es aber gar nicht geben, denn es handelte es sich offenbar (wieder einmal) um einen Alleingang des selbsternannten “Schalke-Bosses”. Und so gab es diesmal auch wieder keinen Plan B, den man möglicherweise in der Hinterhand gehabt hätte, wenn man sich zuvor im Aufsichtsrat beraten hätte, wie es in anständig geführten Unternehmen üblich ist. Zudem muss es auch für den restlichen Aufsichtsrat irritierend erscheinen, dass man einen Mitarbeiter öffentlich stärkt, aber gleichzeitig bereits nach Ersatz sucht.
Und nun haben wir den Salat. Horst Heldt bleibt S04-Manager bis zum 30.06.2016. Die Passage “30.06.” war übrigens in der gestrigen Pressekonferenz der meist genannte Textbaustein. Bis dahin wird man Horst Heldt noch für vieles verantwortlich machen. Auch wenn die Fehlerliste von Horst Heldt nicht gerade kurz ist, sollte man dabei abwägen, ob es immer den richtigen trifft.