(axt) Wer hat da eigentlich behauptet, die beiden Vereine hätten kaum etwas miteinander zu tun? Okay, so oft haben sie nicht wirklich gegeneinander gespielt, schon gar nicht in der 1. Bundesliga, aber – findige Journalisten haben doch manche Gemeinsamkeit gefunden.
Die Frankfurter Rundschau beispielsweise erwähnt beide in einem Satz: „Der erste Trikotsponsor der Bundesliga hieß nicht von ungefähr ‚Jägermeister‘, Schalke 04 wirbt für ‚Veltins‘, der FC St. Pauli bis Ende der vergangenen Saison für ‚Jack Daniels‘, ohne vorgeschaltete Bierwerbung kein ‚ran‘ und keine Länderspiel-Übertragung, ohne ‚ran‘ keine Höchsteinnahmen für die Bundesliga.“
Ach ja, die Sponsoren… es waren derer zwei andere, die sich nicht gerade mit Ruhm schmückten, als der Spiegel sie 1996 fragte, was sie vom Fall der Ausländerbegrenzung hielten: „Keine Angst haben die Trikot-Sponsoren der Fußball-Bundesliga vor einer Überfremdung ihrer Werbeträger. Bei einer ‚Spiegel‘-Umfrage unter den 17 in der obersten deutschen Liga mit insgesamt 45,3 Millionen Mark involvierten Firmen lehnten lediglich Würstchen-Verkäufer Böklunder (St. Pauli) und die Kärcher AG (Schalke 04) die Aufhebung der Ausländer-Begrenzung rundweg ab. Für Kärcher soll „Fußball eine nationale Sache sein“, sagt Vertriebsgeschäftsführer Artur Schneider. Ausländische Profis seien allenfalls „als vereinzelte Farbtupfer“ akzeptabel.“
Und das, wo doch gerade die beiden Vereine gerühmt sind für den Antirassismus ihrer Fans. So vertraten die Anhänger beider Vereine Deutschland bei der „Antirassismus-Weltmeisterschaft“ im Juli dieses Jahres in Italien.
Immerhin haben die Fans auch in beiden Vereinen eine gewisse Heimat gefunden – bei allen Einschränkungen, und mancher wünscht sich sicher mehr: Bei beiden bestimmen Fan-Vertreter mit, und nicht nur das: Schalke hat für die neue Arena zahlreiche Stehplätze eingeplant, und im neuen Pauli-Stadion soll es sogar mehr Stehplätze als zuvor geben.
So können die Fans im Stehen vielleicht noch einmal erleben, was sie dereinst schon hatten: Einen Rekord immerhin hat Schalke im Millerntor-Stadion hinterlassen: Schließlich wird die Anzeige noch via Pappschild betrieben – so musste man zum Bundesliga-Auftakt der Saison 1996/97 gegen Schalke achtmal zur Pappe greifen für das 4:4 – Torrekord am Millerntor.
Marinus Bester spielte für Schalke – und wurde von Pauli-Fans verprügelt. Als er am 31. Oktober 1999 für Lüneburg gegen die Amateure des Kiezklubs traf, provozierte er die braun-weißen Fans mit einem T-Shirt, auf dem groß „HSV“ stand: Nach der Partie wurde es handgreiflich, aber Bester verzichtete auf eine Anzeige.
Auch hatte die Gründung einer Fußball-Profi-Liga in den USA für beide Vereine gleiche Auswirkungen: Schalke gab Tom Dooley ab, St. Pauli Paul Caliguri.
Doch auch die kleinen Unterschiede sind prickelnd: So bekam Schalke 04 sein eigenes Magazin im DSF – St. Pauli wurde unter anderem auch dadurch berühmt, dass der Verein 1952 dafür zahlte, dass sein Spiel gegen Hamborn 07 (Achtelfinale DFB-Pokal) im damals noch ungeteilten NWDR übertragen. Eine Investition, die sich aus zweierlei Gründen nicht lohnte: Zum einen gab es nicht einmal 5000 Fernsehgeräte in Deutschland, zum anderen verlor Pauli noch 3:4.