(axt) Hunderte Menschen sind in den USA durch die kleinen Elektroschock-Pistolen der Polizei, den Tasern, gestorben. ,,Geil”, denken sich da die Polizeigewerkschaftler, ,,das wollen wir auch.”
Taser sind kleine Geschosse mit Widerhaken; durch den angeschlossener Draht fließt ein schwacher Strom, allerdings mit der hohen Spannung von 50.000 Volt. Die Muskulatur des Betroffenen wird sofort gelähmt – angeblich ohne Folgen, wie Polizisten begeistert behaupten. ,,Die Akzeptanz an der Basis der Polizei ist sehr gut”, schildert Lars Lipke, Generalimporteur bei ,,Taser international”. ,,Wir haben sehr viele Polizeibeamte bereits in ihrer Freizeit im Freiwilligenversuch das Gerät am eigenen Leib erfahren lassen und jeder, der es mal gespürt hat, ist davon begeistert, weil er weiß: Es entstehen keine Folgeschäden, aber die Wirkung ist so absolut, dass derjenige festgenommen werden kann, ohne eine Gefahr für sich oder andere darzustellen.”
Aber eben nur angeblich ohne Folgen: Der Stromstoß kann für Menschen mit schwachem Herzen tödlich sein. Auch kann man sich sonstwas tun, wenn man auf dem Kopfsteinpflaster bewegungslos zusammenbricht. In Deutschland ist ein geistig verwirrter Rentner durch eine fehlerhafte Elektroschock-Pistole gestorben. Die Beamten hatten die falschen Batterien eingesetzt. In Kanada brachten 18 Todesfälle durch Taser die Bevölkerung in Rage. Dass auch ein gesundes Herz zu schlagen aufhören kann, hat in der Folge der Kardiologe Paul Dorian aus Toronto gezeigt – an einem Schweineherz. Das brachte er mit Adrenalin künstlich in Wallung, das Ergebnis war tödlich. Und ruhigen Blutes ist kaum ein Fußballfan, wenn er gerade im Polizeikessel Schlagstock und Pfefferspray zu kosten bekommen hat.
In Vancouver war ein polnischer Einwanderer durch den Taser gestorben. ,,Er war sehr verstört und aufgeregt”, schildete Dorian. ,,Unglücklicherweise ist dies genau das Szenario, das unserem Versuchsaufbau und den Tierversuchen sehr ähnlich ist.” Und einer Polizei,,begleitung” bei einem Auswärtsspiel, ist man versucht hinzuzufügen.
Der UN-Ausschuss gegen Folter hat Taser scharf verurteilt: Es handele sich um ,,eine Form von Folter”, erklärte er in einem Gutachten für die Regierung Portugals. Die Taser lösten ,,akute Schmerzen” aus und führten in einzelnen Fällen auch zum Tod, wie ,,zuverlässige Studien und jüngste Fälle in der Praxis” gezeigt hätten, hieß es in dem Gutachten. Sie empfehlen den Verzicht, gerade in Hinblick auf die Antifolterkonvention der Vereinten Nationen.
Einer der Gründe, den die Polizei für die Einführung anführt: ,,beunruhigende Angriffe auf Beamte in Hamburg”. Nun ist der Sturm auf die Davidswache eine reine Erfindung der Polizeipressestelle gewesen – vielleicht sollte man die Polizei lieber mit Lügendetektoren für ihre eigenen Kollegen ausstatten.
Die größere und etwas weniger populistische Polizeigewerkschaft, die GdP, hatte 2010 den Einsatz noch abgelehnt, will das Thema in NRW aber im April auf dem Landesdelegiertentag erneut beraten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft, bekannt durch Scharfmacher Rainer Wendt, fordert so ein hübsches Spielzeug schon lange. Das NRW-Polizeiministerium ist noch zurückhaltend: Die Geräte, die es in Deutschland gibt, stehen nur Spezialeinheiten in NRW und anderen Bundesländern zur Verfügung. Einer der Gründe dafür ist, dass man die Beamten mit hohem Aufwand schulen müsse. Zudem könnte es auch versagen: Dicke Kleidung schützt, Leute, packt schon einmal die Winterjacken aus!
Das NRW-Polizeiministerium betont: Man habe doch gerade erst die schönen neuen Mehrzweckschlagstöcke unter das Volk gebracht und es gebe noch Pfefferspray. Das wiederum beruhigt uns nicht – wir unterstellen der Polizei viel, aber sicher keinen sachgemäßen Gebrauch dieser Geräte. Stephan Hegger von der GdP meint: ,,An der Hüfte der Beamten ist bald kein Platz mehr. Was sollen die Kollegen noch alles mitschleppen? Ein Polizist ist schließlich kein Hightech-Krieger.”
Noch nicht, aber mancher scheint schon von einem coolen Robocup-Auftritt feucht zu träumen.