Der Vorstand des Schalker Fan-Club Verbands (SFCV) hat nun auch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit eingebüßt und die massiven Vorwürfe gegen „die Familie Rojek“ färben inzwischen auch auf den Mutterverein FC Schalke 04 ab. Mit in den Strudel hineingezogen werden jetzt Peter Peters, Josef Schnusenberg, Dr. Jens Buchta und der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies. Zurück bleibt ein Trümmerhaufen. SCHALKE UNSER wagt den Versuch einer Rekonstruktion der Ereignisse.
Ende August 2015: Der SFCV-Aufsichtsratsvorsitzende Ender Ulupinar ist der Auffassung, Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung des SFCV festgestellt zu haben, und meldet eine Belegprüfung an. Als er diese gemeinsam mit einem weiteren Aufsichtsratskollegen durchführen möchte, wird er vom SFCV-Vorstand daran gehindert. Man begründet dies mit der Beschwerde eines Fanclubs, der anführt, dass Ender Ulupinar die Voraussetzungen für einen Aufsichtsrat im SFCV nicht erfülle, also nicht mindestens drei Jahre Vorstand eines im SFCV organisierten Fanclubs war oder fünf Jahre ehrenamtliche Arbeit für den SFCV geleistet hat. Ender Ulupinar fällt aus allen Wolken. Schließlich ist er 2014 erst vom Wahlausschuss des Dachverbandes – auch formal – geprüft worden und selbst der frühere SFCV-Vorstand Rolf Rojek und Bezirksleiter Uwe Schabio hatten damals sogar Empfehlungsschreiben für ihn eingereicht.
Doch das war damals. Damals galt Ender Ulupinar, der früher unter dem Trainer Klaus Fischer bei den Schalker Amateuren kickte, noch als linientreu. Er pflegte ein enges Verhältnis zum SFCV und ist Geschäftsführer der Schalker Fan-Feld GmbH, die einen Friedhof für Schalke-Fans betreibt. Rolf Rojek hatte sich hier bei der Eröffnung des Fan-Feldes die Grabstätte Nummer „04“ gesichert. Inzwischen soll Rojek aber wieder davon zurückgetreten sein. Doch aktuell geht es um ganz andere „Leichen im Keller“. Welche Leichen das genau sind, darum kümmert sich derzeit die Staatsanwaltschaft Essen. Vermutet wird, dass Mitarbeiter des SFCV private Steuerschulden mit Geldern des SFCV beglichen haben. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Parallel dazu hat der Schalke-Fanclub „Ruhrknappen Bottrop“ – unterstützt vom Fanclub „Königsblaue Jungs Heiden“ – in einer sich steigernden Dramatik weitere, teilweise auch bereits länger zurückliegende Ungereimtheiten aufgedeckt, die den SFCV-Vorstand und die Familie Rojek, darüber hinaus aber auch handelnde Personen im Mutterverein FC Schalke 04, belasten. Und hier fängt es nun an, richtig brisant zu werden.
Undurchschaubare Verflechtung
Um das alles verstehen zu können, müssen wir etwas in die Vergangenheit eintauchen. So soll es sich zugetragen haben:1977 gründete Gudrun Rojek, Rolfs Ehefrau, ein Geschäft (Geschäftszweck: Betrieb einer Gastwirtschaft und Vertrieb von Fan- und Fanclubartikeln aller Art), das 1996 in eine GbR überführt wurde. Dabei sponserte sie dem SFCV e. V. auch die ersten Büroräume. Im Jahre 2003 wurde die GbR in die „SFCV Fanbetreuung GmbH“ überführt. Hierbei handelt es sich wohlgemerkt um ein Privatunternehmen der Rojeks, das mit dem SFCV e.V., also dem Schalker Fan-Club Verband, trotz der Namensähnlichkeit nichts zu tun hatte.
Seitdem wurde außer den zur Verfügung gestellten Büroräumen des SFCV e.V. die Fanbetreuung GmbH offiziell mit der Wahrnehmung von Aufgaben betraut. Verkauf von Eintrittskarten, Herstellung von Fanartikeln, Fan-Shop und Webseite, alles lag in der Hand dieser GmbH. Also kam es nicht nur aufgrund der Namensähnlichkeit zu einer von außen kaum mehr durchschaubaren Verflechtung zwischen kommerzieller SFCV Fanbetreuung GmbH und SFCV e.V.
Bei einer Steuerprüfung 2007 wurde dies auch moniert; das Finanzamt forderte, dass zukünftig eine saubere Buchhaltung geführt wird. Festgestellt wurde aber auch, dass in der Fanbetreuung GmbH nicht immer alles korrekt versteuert worden war, weshalb erhebliche Nachzahlungen und Säumniszuschläge fällig wurden. Der Vollstrecker des Finanzamts stand bereits auf der Matte, denn die Rojeks konnten diese Summe nicht selbst aufbringen. Sie wandten sich daher an Schalke 04. Peter Peters und Josef Schnusenberg, der langjährige Steuerexperte der Tönnies-Gruppe und damaliger Schalker Finanzvorstand, schmiedeten zusammen mit den Rojeks einen Plan, um ihnen aus der Patsche zu helfen.
Man stand nach Angaben der „RevierSport“ bereits kurz davor, den SFCV e.V. aufzulösen. Nach langen Sitzungen hat man sich aber für eine andere Lösung entschieden. Aufgelöst werden sollte nicht der Fan-Club Verband, sondern die Fanbetreuung GmbH. Alle Tätigkeitsfelder der Fanbetreuung GmbH sollten durch den SFCV e.V. übernommen werden. Da die Fanbetreuung GmbH aber für Rojeks Mitarbeiter die Haupteinnahmequelle war, musste ein Ausgleich geschaffen werden. Mit Rolf Rojek, Arthur Saager und Frank Arndt wurde ein hauptamtlicher Vorstand installiert. Zusätzlich wurde ein Kooperationsvertrag zwischen dem FC Schalke 04 und dem SFCV e.V. geschlossen, der die Finanzierung der Vorstände und Mitarbeiter des Dachverbands durch eine jährliche Zahlung des FC Schalke 04 von nahezu 500.000 Euro sicherstellen sollte.
Kontrolliert werden sollte der Vorstand durch einen Aufsichtsrat. Als kooptiertes Mitglied im SFCV-Aufsichtsrat fungiert seitdem Peter Peters. Der Schalker Finanzvorstand kontrollierte als Aufsichtsrat den SFCV-Vorstand. Umgekehrt entsandte der SFCV Rolf Rojek in den Aufsichtsrat des FC Schalke 04, um dort unter anderem Peter Peters zu kontrollieren. „Wir Fans haben mit mir einen Vertreter im Aufsichtsrat. Ich sehe da kein Problem, wenn auch ein Vorstandsmitglied von Schalke als einer von sechs bei uns im Aufsichtsrat sitzt. So kann der Verein die Wünsche der Anhänger noch näher an der Basis erkennen“, hat Rolf Rojek am 3. November 2007 gegenüber der RevierSport-Zeitung die Abhängigkeiten positiv umformuliert.
Die SFCV Fanbetreuung GmbH wurde übrigens entgegen der Ankündigung im Bericht der „RevierSport“ im Jahre 2007 bis heute nicht liquidiert, doch dazu später mehr.
Geschäftspolitische Entscheidung
Aus dieser SFCV Fanbetreuung GmbH heraus gewährten sich die Rojeks Privatdarlehen in sechsstelliger Höhe, um damit ihre Steuerschulden zu bezahlen. Doch wo kam das Geld dafür her? Die „Ruhrknappen Bottrop“ behaupten in ihrer Veröffentlichung, dass das frühere Schalker Tochterunternehmen Ticket & Secure GmbH der SFCV Fanbetreuung GmbH eine Summe in Höhe von 1,2 Millionen Euro als Darlehen überwies, wobei ursprünglich wohl auch geplant gewesen sei, dass das Darlehen später wieder zurückbezahlt wird. Doch diese Version erscheint uns nicht sehr einleuchtend. Die ebenfalls von den „Ruhrknappen Bottrop“ veröffentliche Antwort der Leiterin der Schalker Unternehmenskommunikation, Dr. Anja Kleine-Wilde, auf eine Presseanfrage sagt nämlich aus, dass es kein Darlehen gegeben hat.
Wahrscheinlicher ist die These, dass von Ticket & Secure kein Darlehen, sondern Schalke-Tickets an die SFCV Fanbetreuung GmbH weitergegeben wurden. Und zwar ohne dass der Gegenwert dafür jemals eingefordert wurde. Vermutlich erhielten die Rojeks Schalke-Tickets, machten sie zu Geld, indem sie sie an die Fans und Fanclubs verkauften, und bezahlten die Rechnungen der Ticket & Secure GmbH nicht. Die so entstandenen Schulden, die sich im Laufe der Zeit auf 1,2 Millionen Euro anhäuften, wurden ganz offensichtlich nie eingefordert. Dr. Anja Kleine-Wilde bestätigt, dass die Entscheidungen dazu einvernehmlich in den Gremien gefasst wurden. Dass das Ganze über die Ticket & Secure GmbH gelaufen ist, bezeichnet Dr. Kleine-Wilde als „geschäftspolitische Entscheidung“ des Muttervereins FC Schalke 04 e.V.
Uneinbringbare Forderungen
Wie auch immer es sich genau zugetragen haben mag, eines steht wohl fest: Es gab Forderungen der Ticket & Secure GmbH gegenüber der SFCV Fanbetreuung GmbH in Höhe von 1,2 Millionen Euro, die nie eingefordert wurden. Wahrscheinlich wurden die als uneinbringbar geltenden Forderungen im Laufe der Zeit von der Ticket & Secure GmbH wertberichtigt und die Verluste beim Finanzamt geltend gemacht. Im September 2008 wurde die Ticket & Secure GmbH auf die Arena Betriebsgesellschaft mbH verschmolzen. Damit ging auch deren Vermögen, sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten, auf die Arena-Gesellschaft über. Die Forderung gegen die Rojek GmbH gibt es also offenbar noch heute.
Die Familie Rojek hat also mutmaßlich mit der Unterstützung von Tönnies-Intimus Jupp Schnusenberg eigene Steuerschulden durch den Handel mit Schalke-Tickets beglichen, die aber nie bei Ticket & Secure bezahlt wurden, weil deren Anspruch nie geltend gemacht wurde. Mit diesen Schulden dümpelt die 2014 in „123 JS Event GmbH“ umfirmierte SFCV Fanbetreuung GmbH mit 1,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten weiter vor sich hin.
Einvernehmlich mitgetragen
Den beteiligten Personen kann man getrost vorwerfen, dass sie (bewusst?) Vereinsgelder nicht ordnungsgemäß verwendet haben. Warum haben die damaligen Geschäftsführer von Ticket & Secure – Peter Peters, Volker Fürderer und Rüdiger Mengede – so mit unseren Vereinsgeldern gewirtschaftet? Hat der Steuerexperte Jupp Schnusenberg an einer Gestaltung mitgewirkt, die die SFCV Fanbetreuung GmbH in die Überschuldung führte? Wenn nun aber die Gremien – wie Frau Dr. Kleine-Wilde sagt – die Entscheidungen einvernehmlich mitgetragen haben, dann wusste offenbar auch der Schalker Aufsichtsrat Bescheid. Und der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies (im Aufsichtsrat seit 1994) war genau wie sein Stellvertreter Dr. Buchta (im Aufsichtsrat seit 2006) ebenfalls involviert, auch wenn er vorgibt, jetzt erstmalig von den Vorgängen gehört zu haben, und sich an die Spitze der Aufklärungskampagne setzen will.
All diese Erkenntnisse sind für viele gar nicht mal so neu, als Gerücht kursierte das ein oder andere davon immer wieder mal. Was aber durch die Publikation der „Ruhrknappen Bottrop“ nun offenbar wurde, sind der Zusammenhang und das Ausmaß der Enthüllungen. Erstmal ist man total baff, weil man ein solches Verhalten doch von als „verdient“ geltenden Schalkern niemals vermutet hätte.
Das Rojek’sche System
Doch wie konnte das Ganze so lange Jahre unaufgedeckt unter dem Teppich gehalten werden? Dazu muss man einen Blick in das “Rojek’sche System” werfen. Rolf Rojek – sowie seine Frau, Kinder und Schwiegersöhne – haben im Laufe der Jahre ein Konstrukt aufgebaut, das ihre eigene Existenz nicht nur sicherte, sondern ihnen auch auf Kosten des Vereins FC Schalke 04 und der im SFCV organisierten Fanclubs ein recht erkleckliches Einkommen ermöglicht hat. Das „Geschäftsmodell“ wurde dabei auf Schalke-Karten aufgebaut. Für Rolf Rojek war immer schon klar, dass die Fanclubs vor allen Dingen eines wollen: Sie wollen die Schalke-Spiele im Stadion gucken – und dafür brauchen sie eben Eintrittskarten. Also hat er zugesehen, dass er – und später sein Schwiegersohn Frank Arndt, Ehemann von Melanie Rojek – der Verteiler dieser Karten ist. Damit hatte er die Fanclubs in der Hand. Und er bzw. der SFCV-Vorstand scheute sich auch nicht, die Kartenvergabe immer wieder als Druckmittel zu verwenden.
Als Fanclubs gegen viagogo aufbegehrten, wurde ihnen mit Kartenentzug gedroht. Als Fanclubs die von den Ruhrknappen entworfene Petition für eine außerordentliche SFCV-Mitgliederversammlung unterzeichnen wollten, wurde dasselbe Spiel gespielt. Immer dasselbe Schema. Der Plan ging jedes Mal auf: Die meisten Fanclubs schienen davon beeindruckt, wollten es nicht drauf ankommen lassen und beließen es dabei, wohl auch aus Angst davor, zukünftig bei der Kartenverteilung leer auszugehen.
Daneben ist ein Vorfall bekannt, bei dem Jens Bremershemke – der andere Schwiegersohn von Rolf Rojek (das J und S im Namen der „123 JS Event GmbH“ stehen offensichtlich für Jens und Susanne Bremershemke) – einem Fanclub 50 Heimspiel-Stehplatztickets zum Derby gegen Lüdenscheid angeboten hat. Preis 60 Euro inklusive eines Verzehrgutscheins in Höhe von 45 Euro für die SFCV-Gaststätte an der Kurt-Schumacher-Straße. Auch mit solchen Kopplungsgeschäften lässt sich in die eigene Tasche wirtschaften. Wie häufig so etwas versucht oder gar durchgeführt wurde, ist nicht bekannt.
Mobbing
Eine andere Verhaltensweise von Rolf Rojek & Co. hat ebenfalls System: Die nun veröffentlichten Anschuldigungen waren vielen SFCV-Insidern und -Aufsichtsräten kein Geheimnis, dennoch sind sie nicht aufgedeckt geworden. Das liegt daran, dass diejenigen, die in der Vergangenheit damit drohten, solche Dinge auffliegen zu lassen, vom SFCV-Vorstand genauso wie vom restlichen SFCV-Aufsichtsrat – in dem auch S04-Vorstand Peter Peters seit Anbeginn sitzt – unter Druck gesetzt wurden. Zuerst kam immer der berühmt-berüchtigte Anruf von Rolf Rojek, dann wurde man „hinzitiert“ und anschließend isoliert, gemobbt und als „Nestbeschmutzer“ tituliert. Diese so aufgebaute Drohkulisse hat immer wieder dazu geführt, dass der Deckel drauf blieb. Und die Rojeks konnten so weiter machen wie zuvor.
Ender Ulupinar wurde, nachdem er gedroht hatte, seine Enthüllungen zur Anzeige zu bringen, handstreichartig in einer außerordentlichen SFCV-Aufsichtsratssitzung als Vorsitzender abgewählt. Auch seine Vorgänger Jürgen Liefland und Rainer Vollmer warfen frustriert hin bzw. stellten sich nicht erneut zur Wahl, da eine Reformbereitschaft im SFCV nicht erkennbar war.
Unglaublich? Für jemanden, der sich mit dieser Thematik noch nicht tiefer beschäftigt hat, vielleicht. Für alle anderen ist das schon lange Fakt und hat sich ein ums andere Mal bestätigt. Die Praxis des SFCV-Vorstands hat in der gesamten Schalker Fanszene für eine giftige Atmosphäre und sicher auch für die eine oder andere Spaltung gesorgt.
Erfüllungsgehilfe der Vereinsführung
Aber der SFCV-Vorstand hat nie allein gehandelt, er wurde immer auch unterstützt und instrumentalisiert vom Finanzvorstand des FC Schalke 04, Peter Peters. Gelder flossen von Schalke 04 in Richtung SFCV und dafür hat sich der SFCV mehr als nur einmal erkenntlich gezeigt. So hat Rolf Rojek im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 den viagogo-Deal mit abgesegnet und unter Zuhilfenahme der oben dargestellten Drohkulisse dafür gesorgt, dass auch die im SFCV organisierten Fanclubs diesen Kurs mittragen und schweigen, auch wenn hier viele davon ganz und gar nicht überzeugt waren. Genauso wurde die letzte Kartenpreiserhöhung vom SFCV hingenommen und der eigentlich für die Diskussion dazu einberufene Kartenausschuss ad absurdum geführt. Man hatte ja das Okay des SFCV, dem „ersten Ansprechpartner in Fan-Angelegenheiten“. Alles war „in Ordnung“.
Dass Rolf Rojek – trotz seiner oben dargestellten finanziellen Abhängigkeit vom Verein – als SFCV-Entsandter jahrelang im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 saß und dort von den anderen – durchaus eingeweihten – Aufsichtsräten geduldet wurde, niemand auch nur Anstoß daran nahm, zeigt, dass dieses System eben nicht nur vom SFCV aus aufgebaut und geschützt wurde, sondern auch vom Vorstand, Aufsichtsrat und Ehrenrat des FC Schalke 04 e.V. Es war genau so gewollt.
Das System wirkte durch bis in den Wahlausschuss. Dort saßen „abhängige“ SFCV-Vorstände und haben nur die Kandidaten für die Aufsichtsratswahl zugelassen, die „genehm“ waren. Es liegen Zeugenaussagen ehemaliger Wahlausschussmitglieder vor, die genau dies bestätigen.
Der Blinddarm
Dabei ist der SFCV an sich – gemeint ist nicht sein Vorstand – ein tolles Konstrukt. Es ist klasse, dass hier Fanclubs ihre Kultur und Tradition leben können, sich mit Schalke 04 identifizieren. In seiner jetzigen Verfassung ist allerdings der SFCV-Vorstand nach den ganzen Enthüllungen nur noch wie ein Blinddarm: Zu nichts nutze, aber er kann nochmal höllisch wehtun, und es ist besser, wenn man ihn schnell rausoperiert.
Leider haben es die handelnden Personen bislang versäumt, selbst für Aufklärung und Behebung dieses Zustands zu sorgen. Man kann allerdings nicht behaupten, dass ihnen dazu keine Gelegenheit gegeben wurde. Ganz im Gegenteil.
Die Ruhrknappen Bottrop waren die „Whistleblower“. Sie hatten den Mut, die Missstände zu veröffentlichen und Aufklärung einzufordern, während viele andere Fanclubs weiter weggeschaut haben. Das werden sie künftig mit sich selbst ausmachen müssen, denn dieses gesamte korrupte System hat sich negativ auf die Strukturen des FC Schalke 04 ausgewirkt. Entscheidungen sind nicht mehr demokratisch entstanden, sondern wurden aufoktroyiert. Unserem Verein wurde massiver Schaden zugefügt.
Es ist nun an dem Aufsichtsrat des FC Schalke 04, für vollständige Aufklärung zu sorgen. Ob dabei der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies und sein Stellvertreter Dr. Buchta noch eine Rolle spielen können und dürfen, ist mehr als fraglich. Beide sind offenbar selbst beteiligt und waren stets umfassend informiert.
Als wir diesen Text seinerzeit veröffentlichten, ging es beim SFCV hoch her: Gegenseitige Vorwürfe, Intrigen, Strafanzeigen, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Und natürlich gefiel auch nicht jedem das, was wir dazu geschrieben haben. Etwa zwei Monate nach Veröffentlichung erreichte uns – kurz vor Weihnachten im Jahr 2016 – ein Anwaltsschreiben. Wir wurden dazu aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen und eine Gegendarstellung zu veröffentlichen. Im Text des Anwalts fanden sich auch noch einige offenbar als Einschüchterungsversuch zu verstehende Passagen.
In solchen Fällen empfiehlt es sich, nicht jede Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, sondern den Sachverhalt zu prüfen. Zu Silvester haben wir dem Anwalt noch geantwortet, ihm unsere Sicht erläutert und in Aussicht gestellt, dass wir uns nach rechtlicher Beratung wieder am 15. Januar melden werden. Das haben wir getan: „Ihr Mandant hat grundsätzlich Anspruch auf Veröffentlichung einer Gegendarstellung. Wenn er uns den Text einer den gesetzlichen Vorgaben entsprechenden Gegendarstellung zukommen lässt, werden wir prüfen lassen, ob konkret ein Anspruch auf deren Abdruck besteht. Unabhängig von der von Ihnen aufgebrachten rechtlichen Dimension unserer Berichterstattung besteht unsererseits jederzeit journalistisches Interesse an einem Dialog mit Ihrem Mandanten. Sollte Ihr Mandant an einem Gespräch interessiert sein, lassen Sie uns das bitte wissen.”
Danach haben wir nie wieder etwas gehört.