Hamburger SV – Schalke 2:2, 23. November 2024
(dd) Da es das „Topspiel“ der Woche war, ging es erst gegen 14 Uhr von Bochum nach Hamburg. Dadurch verpassten wir leider das Derby Oststadt Bochum II gegen Wattenscheid 09. Die Bahnfahrt selbst war angenehm und entspannt – bis wir den Hamburger Hauptbahnhof erreichten. Ab da begann der Wahnsinn. Und diesmal war ausnahmsweise nicht die Bahn schuld.
Am Hamburger Hauptbahnhof waren die Aufzüge zur S-Bahn defekt – in einer Zwei-Millionen-Stadt, wohlgemerkt. Also nahmen wir die U-Bahn zur Reeperbahn und besuchten dort die legendäre Kneipe „Osborne“, die einst von Hermann betrieben wurde. Dort trafen wir viele bekannte Gesichter und führten unterhaltsame Gespräche. Mit dem „Rolli Ultra“, seinem Vater und einem weiteren bekannten Schalker wollten wir anschließend zur S-Bahn aufbrechen – aber: Der Bahnsteig war für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Drama, Teil 1.
Zahlreiche freundliche Hamburger versuchten, uns zu helfen, doch es blieb kompliziert. Also zurück zur U-Bahn-Station St. Pauli, von dort zu den Landungsbrücken – auch dort war der Aufzug kaputt. Anwohner verwiesen uns auf einen anderen Eingang mit funktionierendem Aufzug – leider endete dieser hinter einer steilen Treppe. Die nächste Empfehlung: U-Bahn bis Rathaus, dort umsteigen zur S-Bahn zum Stadion. Also wieder Treppen, wieder Schlepperei – und auch dort: Aufzug kaputt.
Frustriert kehrten wir zurück zum Hauptbahnhof. Einer von uns hatte endgültig genug, stieg wieder in den Zug und fuhr nach Hause. Dann der Hoffnungsschimmer: S-Bahn-Mitarbeiter empfahlen uns, bis Hammerbrook zu fahren und dort das Gleis zu wechseln, um nach Stellingen zu gelangen – wo das Stadion in der Nähe liegt. Gesagt, getan – und siehe da: Der Aufzug in Stellingen funktionierte, und ein Bus brachte uns sogar direkt zum Stadion.
Wir mussten zwar einmal halb um das Stadion herum, aber immerhin verpassten wir dadurch auch die beiden HSV-Tore nicht live im Stadioninneren. Am Eingang dann die nächste Posse: Der „Rolli Ultra“ und sein Vater wurden vom Ordnungsdienst gründlich kontrolliert – offenbar gab es sonst nichts zu tun. Nach über zwei Stunden erreichten wir in der 36. Minute endlich den Behindertenblock.
Dort konnten wir zusehen, wie sich unsere Mannschaft gegen die drohende Niederlage stemmte. Trotz des 0:2-Rückstands war die Stimmung unter den 7000 mitgereisten Schalkern gut. Die Mannschaft kämpfte sich zurück, traf durch Amin Younes und Kenan Karaman zum verdienten 2:2-Ausgleich. Hätte Karaman seine Chance besser genutzt, hätten wir das Ding sogar noch gewinnen können.
Nach dem Spiel wartete das nächste Kapitel im Hamburger „Schmuddelwedder“. Typisch Hamburg: Regen. Wir liefen etwa 15 Minuten durch den strömenden Regen zur Bushaltestelle, die uns zur S-Bahn nach Othmarschen bringen sollte. Auch dort: kein Dach, dafür 20 Minuten Wartezeit.
Mit dem ersten Bus ging es im Schneckentempo weiter – wieder mit Unterstützung von Hamburgern und Schalkern, die beim Ein- und Aussteigen halfen. In Othmarschen angekommen, erwarteten wir eine schnelle Verbindung zum Hauptbahnhof. Pustekuchen.
Immerhin: Wir schafften es irgendwann zum Hauptbahnhof, wo wir herausfinden wollten, wie wir zum Zug nach Hannover gelangen. Ich drückte aus Versehen auf den Knopf eines Aufzugs mit dem Schild „außer Betrieb“ – und wie durch ein Wunder öffnete sich die Tür. Ein freundlicher HSV-Fan meinte trocken: „Sesam, öffne dich.“
Ohne Verpflegung stiegen wir in den Zug nach Hannover – die Shops im Bahnhof waren brechend voll, wir lagen also buchstäblich auf dem Trockenen. Mit etwa zehn Minuten Verspätung kamen wir in Hannover an. Dort sollte uns ein Bahn-Mitarbeiter beim Ausstieg helfen – er holte „kurz“ einen Kollegen. Als wir ihn später in der Bahnhofshalle beim Plaudern entdeckten, hievten wir Flo einfach selbst mit Muskelkraft aus dem Zug.
Den ICE schafften wir mit Hilfe eines Mitarbeiters, und wir dachten: Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Falsch gedacht.
Kurz vor Lüdenscheid-Nord fragten wir den Zugbegleiter, ob sichergestellt sei, dass in Bochum jemand mit Rampe bereitsteht. Antwort: Ja. Wir wiesen extra darauf hin, dass der Service dort erst ab 7 Uhr beginnt. In Bochum angekommen – Überraschung – war natürlich niemand da. Die Zugbegleiter wollten es mit der integrierten Rampe versuchen – wieder einmal: Fehlanzeige. Das klappt mittlerweile in der Hälfte aller ICEs nicht.
Wir boten an, den „Rolli Ultra“ gemeinsam aus dem Zug zu tragen, was die Zugbegleiter aus „versicherungstechnischen Gründen“ ablehnten. Unsere Antwort: „Dann bleibt der Zug halt bis sieben Uhr hier stehen.“ Und siehe da – plötzlich klappte es doch. Endlich draußen, kauften wir uns um 6:15 Uhr eine wohlverdiente Büchse Grevensteiner Südhang.
Gegen 6:50 Uhr konnte ich dann endlich sagen: Die letzte Auswärtsfahrt des Jahres ist beendet – „Thank you for traveling with Deutsche Bahn“. Paderborn machen wir mit dem Rhein-Ruhr-Express. Und Elversberg? Mit dem Auto.