Trikots gegen Rassismus

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SCHALKE UNSER 10

(rk) Kärcher ist Hauptsponsor bei Schalke, Diebels bei Gladbach und Opel bei Bayern. Das ist bekannt. Opel war es aber auch bei Young Boys Bern (YBB). Jedenfalls bis ein drohender Imageverlust den Sponsor dazu veranlaßte, bei dem Schweizer A-Ligisten auszusteigen. Seitdem tragen die Berner Spieler den Schriftzug „Gemeinsam gegen Rassismus“ auf ihrer Brust.

Was war passiert? 13 Jahre lang war der Verein abhängig von den Geschicken des Mäzens Bär. Dieser führte ein wahres Spielerhandel-System ein. Es wurden zumeist skandinavische, aber auch eigene Nachwuchstalente von seiner Investment-Firma aufgekauft.

Zu Anfang noch sehr erfolgversprechend, Titelgewinn 1986 und Cupgewinn 1987, forderte die rigorose Verkaufspolitik des Präsidenten nachwirkend ihren Tribut. Beste Spieler wurden ohne Absprache mit dem Trainer verkauft und nicht durch Gleichwertige ersetzt. YBB spielt heute gegen den Abstieg, steht vor dem wirtschaftlichen Ruin, Präsident Bär hat längst seinen Hut genommen, Sponsoren nehmen Reißaus. Daneben plagt die YBB aber auch noch ein politisches Problem.

Im Wankdorf-Stadion, wo sich im Schnitt 5 000 Zuschauer zu den Heimspielen einfinden, treibt eine relativ große rassistische Szene ihr Unwesen. Aus dieser Not machte der TV-Journalist Urs Frieden eine Tugend, kaufte kurzerhand das Trikot der YBB und versah es mit dem Schriftzug „Gemeinsam gegen Rassismus“. Mit seiner Unterschrift garantiert der Mann mit dem bezeichnenden Nachnamen dem Verein bis zum Ende der Saison einen Spendensammelbetrag von 50 000 Franken. An ihm liegt es also, das Geld aufzutreiben.

Die Idee dahinter ist, ideelles Sponsoring mit einer Spendenkampagne und einem Maßnahmenpaket zu verbinden. Die Vereinsseite geht mit dem Vertrag eine Reihe von Verpflichtungen ein. Spieler und Offizielle müssen den Anti-Rassismus-Slogan auf und außerhalb des Spielfelds nachleben. Der Aktion wird kostenlos Platz in der Stadionzeitung eingeräumt. Und Spieler und Offizielle halten sich für entsprechende Veranstaltungen und Pressetermine zur Verfügung.

Hitlergrüße und tätliche Angriffe auf AusländerInnen werden mit Stadionverbot bestraft. Bei Nichteinhalten dieser Verpflichtungen wird von der Garantiesumme ein Betrag abgezogen.

Wie der Vorstand in der ersten Pressekonferenz beteuerte, stehe er voll und ganz hinter der Sache. Er weiß, daß ein Imagegewinn dem Überlebenskampf der YBB entscheidende Impulse geben kann.

Zur Stunde ist noch nicht abzuschätzen, was die Initiative noch alles auslösen wird. Auch der FC Zürich hat angekündigt, mit in das Projekt einzusteigen und sogar in der Nationalliga vorzusprechen.

Weiter sind geplant die Zusammenarbeit mit der Spielervereinigung Profoot, ein Benefiz-Konzert, ein AusländerInnen-Fest, usw.

Sicherlich eine runde Sache, die ihre Wirkung nicht verfehlen wird und hoffentlich auch in Deutschland und anderen Ländern Nachahmer finden wird.