Operation gelungen, Patient tot

Wenn beim nächsten Derby auch nur irgendwas schief geht, dann bleiben die Schalker danach zu Hause. So die Drohung an alle Fans. Überlegen wir doch einmal kurz, wer zu solchen Spielen denn anreist und wen das treffen könnte.

Die “Randalierer”: Die scheinen auf das Spiel jetzt nicht so wirklich Wert zu legen, vor allem nicht, wenn es die gleichen sein sollten wie beim letzten Mal – die haben doch angeblich munter Stadionverbote bekommen. Sagt zumindest die Polizei, die immer zuverlässig ermittelt. Sagt sie. Die hat aber gegenüber SCHALKE UNSER auch behauptet, sie hätte alle Nazis aus der Dortmunder Kurve herausgeholt. War jetzt auch nicht so ganz zutreffend, wie wir mittlerweile wissen. Auf jeden Fall macht es für die “Randalierer” wohl kaum einen Unterschied, ob sie zu dem Spiel nicht zugelassen sind, weil sie bundesweites Stadionverbot haben oder weil niemand zugelassen ist. Vor allem aber, das sagt auch die Polizei: ”Was bei einem Ausschluss der Gästefans vor dem Stadion passiert, wissen wir nicht.” Ergibt Sinn. Aber nicht für die Polizeipressesprecher: “Wir bedauern es sehr, dass der Verein FC Schalke 04 für das am 25.03.2014 angesetzte Revierderby in Dortmund nicht auf Gästekarten verzichtet als Zeichen gegen Gewalt beim Fußball.” Woraus wir wohl schließen können: Die auf der Pressestelle scheinen zu wollen, dass es knallt. Die Ansetzung mitten in der Nacht gehört anscheinend auch zu diesem “Konzept”.

Die “Normalos”: Die haben sich letztes Mal brav auf die von der Polizei empfohlenen Route begegeben und wurden dafür schön von genau dieser Polizei an der “Flora” vorbeigeführt, um sich dort mit allerlei Gegenständen – keinen kleinen – bewerfen zu lassen. Zum Dank dafür, dass sie so dumm waren, sich auf eine fehlerhaft agierende Polizei zu verlassen, sollen auch sie draußen bleiben.

Die “konspirativ Anreisenden”: Bei denen ist letztes Mal nichts passiert, was man ihnen vorwerfen könnte, wie selbst die Polizei einräumen musste – allerdings auch erst auf ausdrückliche Nachfrage des SCHALKE UNSER. Warum die draußen bleiben sollen, obwohl sie sich nichts haben zu Schulden lassen kommen, bleibt unklar. Nebenbei: In einem Staat, in dem die Bürger völlige Reisefreiheit genießen, kann es so etwas wie eine “konspirative” (ein Begriff aus dem Strafrecht!) Anreise nicht geben.

Es ist wohl nur noch ein kurzer Schritt, bis eine “konspirative Anreise” ausreicht, damit der Gästeblock leer bleibt. Wehe, ein Fan aus Unna kommt auf die Idee, nicht über Gelsenkirchen zu reisen, sondern schon in der verbotenen Stadt auszusteigen. Und noch mehr wehe, er beschwert sich darüber auch noch lautstark bei den Beamten. Dann könnte sich erneut ein mit Helm und Schlagstock bewaffneter Polizist “stark bedroht” fühlen – und Schluss ist mit Derby für alle und jeden.

Die Polizei meint dazu, es machte ihre Arbeit leichter, wenn die Schalker zu Hause blieben. Natürlich, denn seit Jahren kann sie kein Konzept vorweisen, mit denen Schalker sicher anreisen könnten. Sie kann ja angeblich – SCHALKE UNSER hat auch das eigens erfragen müssen – nicht einmal die gastgebende Aktiengesellschaft dazu verdonnern, einen eigenen Gästeeingang vorzuhalten. Es gibt übrigens Routen, die nicht an der “Flora” vorbei führen und nicht an allen Heim”fans” vorbei. Bei Bedarf beraten wir vom SCHALKE UNSER gerne. So lange das aber nicht gegeben ist, fällt es schwer, die “sichere” Anreiseroute der Polizei zu wählen – sicher ist dabei bisher  nur, dass einem Bierbänke um die Ohren fliegen.

Dass aber die – mit Verlaub – Unfähigkeit oder der Unwille der Polizei, die naheliegendste Lösung zu wählen, dazu führt, dass die Fans, die nur Fußball sehen wollen, das nicht können, ist in einem freiheitlichen Staat nicht nachzuvollziehen. Um noch einmal das rechtskräftige Urteil des Oberverwaltungsgerichts des Saarlands zu zitieren: “Nach Ansicht des Senats stellt der Besuch eines Fußballspiels für einen hieran interessierten Bürger ein legitimes Verhalten dar …” Und damit ich diesem grundrechtskonformen Verhalten nachkommen kann, zahle ich unter anderem Steuern, meine Herren. Und zwar nicht wenige.