(kh) 6500 Schalker wollen nach Valencia reisen, doch die Spanier geben sich ausgesprochen schottisch und rücken nur rund 1200 Karten heraus. Die Herren der UEFA hatten beim Geldzählen von der Champions League wohl völlig vergessen, eine 10-%ige Gästequote (wie in der Bundesliga) festzuschreiben, und so gab es gegen diese Unverschämtheit keine Handhabe.
Was ist das für ein Verein, gegen den unser Team den größten internationalen Triumphzug fortsetzen möchte? Der CF Valencia ist einer der traditionsreichsten Vereine Spaniens, auch wenn man die Dominanz von Real Madrid und FC Barcelona nie brechen konnte. Gegründet wurde der Verein am 19. März 1919 als „Valencia Football Club, sociedad de carácter recreativo“.
Ein Münzwurf in der legendären „Bar Torino“ entschied damals, daß Octavio Augusto Milego erster Präsident des Vereins werden sollte. Zunächst nahm niemand Notiz von dem neuen Verein, doch schon vier Jahre später wurde auf dem Mestalla-Feld das gleichnamige Stadion eröffnet, das zunächst 17000 Zuschauer faßte.
Die große Zeit des CF Valencia begann Anfang der 40er Jahre, als 1941 erstmals der Spanische Pokal im Endspiel gegen Espanyol Barcelona gewonnen wurde. Es folgten Meistertitel in den Jahren 1942, 1944, 1947 und noch einmal 1971. Der Pokal wurde 1949, 1954, 1967 und schließlich 1979 gewonnen. Darüber hinaus konnte 1962 und 1963 der Gewinn des UEFA-Cups gefeiert werden. Den letzten großen europäischen Erfolg gab es 1980, als im Endspiel des Pokals der Pokalsieger nach einem 0:0 in Brüssel der FC Arsenal im Elfmeterschießen mit 5:4 besiegt werden konnte. Bei diesem Elfmeterschießen steuerte der heutige Co-Berti Rainer Bonhof einen Treffer zum Erfolg bei. In der Folge konnte auch gegen Nottingham Forest mit 1:2 und 1:0 der europäische Supercup gewonnen werden.
In dieser Saison dümpelt die Mannschaft, die vom Bayernkaiser immer noch als Überteam in Europa gesehen wird, im Mittelfeld der Primera Division herum und hat nur noch vage Hoffnungen, einen UEFA-Cup-Platz zu erreichen. Die Heimat des Vereins ist weiterhin das Mestalla-Stadion, das bei Liga-Spielen 49000 Zuschauer faßt und bei internationalen Spielen 44500 Personen Platz bietet. Da es 39000 Dauerkarteninhaber gibt, ist nahezu jedes Spiel ausverkauft. Aus diesem Grund gibt es Überlegungen, ein „Nuevo Mestalla“ mit 75000 Plätzen zu errichten.
Die Stadt Valencia, gehört vielleicht nicht zu den attraktivsten Städten Spaniens, blickt aber auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet von den Römern, erlebte es viele Herrscher: Goten, Mauren und Aragoner gaben sich die Klinke in die Hand, und so ist die Stadt von vielen verschieden Baustilen geprägt. Da aber die meisten von den Glücklichen, die mitreisen dürfen, nur einige Stunden in Valencia bleiben, dürfte wohl kaum Zeit für ausgedehnte Kulturtrips bleiben (SCHALKE UNSER verweist an die Kollegen vom Baedecker-Fanzine).
Das Leben in der Stadt spielt sich rund um die Kathedrale ab, deren Glockenturm, den Miguelete-Turm, man über 206 Stufen zwecks Schal- und Fahnenaufhängen besteigen kann. Darüber hinaus bietet das Zentrum noch den Serrano-Turm und den Palacio del Marqués de Dos Aguas.
In der Stadt dürfte zur Zeit des Rückspiels die Hölle los sein, da genau in dieser Zeit das Stadtfest stattfindet, das alljährlich Besucher aus ganz Europa anzieht. Mit Musik, Knallkörpern und einem gigantischen Feuerwerk begrüßen die Valencianos bei ihrem Fallas-Fest den Frühling.
Das Feuer, das „foc“, ist der Höhepunkt rund um die Fallas-Skulpturen, mit dem das Valencianische Fest am 19.März, also einen Tag nach dem Rückspiel, seinen Gipfel erreicht. Ein ganzes Jahr lang planen und werkeln die Valencianos an der Inszenierung dieses mehrtägigen Spektakels. Hunderte freiwilliger Nachbarschaftskomitees sind an der gigantischen Fiesta beteiligt. Jeder Straßenzug steuert eine falla, eine Skulptur, bei. Innerhalb der alten Stadtmauern schieben sich Aktive, Zuschauer und Gäste schon in den Tagen und Nächten vor dem turbulenten Schlußpunkt der Fiesta, der „Nit del Foc“, unermüdlich durch die Gassen.
Alle haben sich fein gemacht, den Fallero-Anzug angelegt. In den Gassen dampft die Paella auf langen Tafeln, von verschiedenen Bühnen donnert rockiger Sound, die klassischen Fallas-Musikzüge halten mit ihren Paso-Doble-Klängen meistens vergeblich dagegen.
Nach fünf langen, fiebrigen Tagen des Wartens ist sie da: die große Feuernacht – und alle Figuren brennen, verlöschen unter dem brausenden Beifall Abertausender von Menschen in den oft haushoch züngelnden Flammen. Halt: Eine einzige „falla“ wird nicht zur Asche. Per Handzettel-Abstimmung haben die Valencianos sie auserkoren, als schönste Skulptur von allen ins Museum zu wandern.
Schalker, laßt Euch das Rückspiel in Valencia und dieses einmalige Spektakel nicht entgehen. Fahrt auch ohne Karte nach Valencia!!!