(rk) „Toooor auf Schalke!“ Wenn ein Reporter so in der WDR 2-Schlusskonferenz im Radio ruft, dann ist die Spannung groß: Tor für wen? „Tor auf Schalke“, der Begriff steht aber auch für eines der größten Investitionsvorhaben des FC Schalke 04. Auf dem Berger Feld soll für 95 Millionen Euro eine komplette Vereinsanlage entstehen.
Die Idee der Umgestaltung des Vereinsgeländes ist nicht neu. Schon in 2012 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, zu dem sich 150 Büros aus dem In- und Ausland beworben hatten. 30 von ihnen nahmen an der ersten Phase des Wettbewerbs teil. Den Wettbewerb gewann damals die „Schulz & Schulz Architekten GmbH“. Preisgeldhöhe für den ersten Platz: 25.000 Euro.
In der Jury-Begründung hieß es seinerzeit: „Der Entwurf zeichnet sich durch eine sehr klare städtebauliche Grundidee aus, die der Aufgabenstellung einer funktionalen und für Besucher attraktiven Neuordnung des Geländes in hohem Maß gerecht wird.“
Die Umsetzung der Pläne ließ aber lange auf sich warten. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen wurde vom Aufsichtsrat die kurzfristige Entwicklung höher priorisiert. Mit außerplanmäßigen Transfers wie dem von Kevin Prince Boateng sollte der sportliche Erfolg abgesichert werden, dies auf Kosten der weiteren Entwicklung der Infrastruktur. Die musste weiter warten, das Augenmerk lag mehr auf kurzfristiger Kaderverstärkung als auf nachhaltiger Entwicklung.
Zum anderen war man sich etwas uneins, in welcher Reihenfolge die Bauabschnitte angegangen werden sollen. Hinzu kamen aktuelle Entwicklungen wie der Abstieg der U23-Mannschaft in die Oberliga, die die Pläne durcheinander warfen. Fast drei Jahre zogen nach dem Ergebnis des Architektenwettbewerbs ins Land, da startete der erste Bauabschnitt, die sogenannte „Phase 1“ mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro.
In der Phase 1 wurde das neue Parkhaus bereits gebaut, das den Parkplatz P2 ersetzen soll, auf dem nun ein neuer Kunstrasen-Trainingsplatz mit Rasenheizung errichtet wird. Im ehemaligen Parkstadion sind die Bagger schon seit einiger Zeit aktiv. Ursprünglich sollte aus dem Parkstadion eine „kleine Arena“ werden, ein Regionalligastadion mit 15.000 Plätzen, davon 3000 Sitzplätze. Hier sollten auch Sonderveranstaltungen wie Musikkonzerte stattfinden können. Diese Pläne sind nun deutlich heruntergefahren worden: Es ist zweifelhaft, ob die 15.000 Plätze wirklich notwendig sind. Es wird zwar ein Amateur-Stadion errichtet, das allerdings eher funktional ausgerichtet sein wird. Wann es hier so weit sein wird, dass dieses Stadion eröffnet werden kann, ist nicht bekannt.
Christian Heidel lenkte das größere Augenmerk auf die Modernisierung der Trainingsplätze. Am Ende der Phase 1 wird es auf dem Gelände sieben statt wie bisher vier Trainingsfelder und das umgebaute Parkstadion geben, das ebenfalls für Trainingszwecke genutzt werden kann. Die in die Jahre gekommenen Trainingsfelder werden mit neuem Kunstrasen und Rasenheizung ausgestattet.
Damit wäre eines der wichtigsten Ziele erreicht: Alle Mannschaften von der kleinsten Jugendmannschaft über die U19 und U23 bis hin zu den Profis trainieren auf einem Gelände und müssen nicht – wie heute – zum Teil nach Ückendorf zum Trainieren oder nach Bottrop oder Wanne-Eickel zu Heimspielen anreisen.
Was noch nicht erreicht ist: Das Leistungszentrum der Knappenschmiede samt Internat stehen damit noch immer nicht zentral auf dem Vereinsgelände.
Das wird erst im zweiten Bauabschnitt nachgeholt, der – wie der Verein nun im Oktober mitteilte – 70 Millionen Euro kosten soll. Das ist eine Menge Kohle und die wird nicht allein für ein Leistungssportzentrum benötigt, sondern vielmehr auch für die Erweiterung des Parkhauses am Stan-Libuda-Weg, den Neubau der Geschäftsstelle sowie das Fan-Besucherzentrum „Tor auf Schalke“.
„Tor auf Schalke“ soll einen Megastore als Fan-Shop beheimaten, dazu einen Ticket-Shop, das Service-Center, das Vereinsmuseum – im Architektenwettbewerb „Schatzkammer“ genannt – und einen „Foodcourt“ samt Vereinskneipe. Das wirkt in den Plänen schon ziemlich bombastisch und es wird der Eindruck erweckt, dass es sich insbesondere beim „Tor auf Schalke“ um den Bau eines Prestigeobjekts handelt. Die Finanzierung des zweiten Bauabschnitts ist bis dato noch nicht geregelt. Fest steht wohl lediglich, dass er fremdfinanziert werden und sich durch eigene Erträge möglichst selbst tragen soll.
Viel drängender als das „Tor auf Schalke“ scheint allerdings eher die Neuerrichtung eines Jugend-Leistungszentrums auf dem Vereinsgelände zu sein. Und da der Verein betont, dass es auch die Option gibt, zwischendurch mal eine Baupause einzulegen, falls das aus Gründen der Finanzierung sinnvoll wäre, so sollten wir davon ausgehen, dass nicht alles schon bis zum Zieltermin des Jahres 2021 fertig sein wird. Vorrangiges Ziel sollte es aber auf jeden Fall sein, der Knappenschmiede auf dem Vereinsgelände eine gute Heimat zu geben, da dies die Basis für den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg unseres Vereins sein wird.