Monopoly …

(bm) Die Börse boomt, der DAX schwebt in neue Höhen, und deshalb gibt es bald auch die schwarz-gelbe Aktie. Demnächst kommt die Champions League bei Premiere World, und die UFA schleust beim HSV Provokateure ein. Am 28. November hat der BVB/NL die Weichen für eine KGaA gestellt. Mit dieser Kommanditgesellschaft auf Aktien sollen Geldquellen erschlossen werden. Die 1293 anwesenden Vereinsmitglieder stimmten bei nur vier Gegenstimmen und 15 Enthaltungen der Satzungsänderung zu.

Cover SCHALKE UNSER 25
SCHALKE UNSER 25

Damit ist die Seuche der erste börsenfähige Bundesliga“verein“ nach Borussia Mönchengladbach, die zwar schon AG sind, deren Börsenplatzierung aber durch den Abstieg verhindert wurde. Man hofft den Verein aus der verbotenen Stadt ereilt ähnliches Schicksal. Unbestätigten Gerüchten zufolge hat sich Rudi Assauer die Rede von Gerd Niebaum besorgt, damit die Umsetzung auf Schalke auch so reibungslos verläuft. Nur vier Gegenstimmen, dies ist doch vorbildlich für alle Schalker?

Ach ja, jedes Mitglied erhält von der Bank, für die das alles nur Peanuts sind, als Emissionsführer eine Aktie geschenkt – ist das nicht toll? Um den optimalen Zeitpunkt zu finden, braucht der Verein jetzt stabilen sportlichen Rückenwind und entsprechendes Börsenklima. Um es noch mal zu erwähnen: Laut Josef Schnusenberg (Aufsichtsratsmitglied bei Schalke 04) werden durch den Stadionbau „Auf Schalke“ ebenfalls die Voraussetzungen für eine AG geschaffen. Gemäß einer 75-seitigen Studie der Westdeutschen Genossenschaftsbank ist Schalke durch das Stadion und beim Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes ein potentieller Anwärter auf einen Börsengang. Nach heftigem Gezänk hat die Vollversammlung der Bundesligavereine im November mit einer Gegenstimme (BVB/NL) weiter für die zentrale Vermarktung der Fernsehrechte durch die Bundesligavereine gestimmt. Es wird zumindest für die Bundesliga keine Einzelvermarktung der Vereine durch UFA, Kinowelt oder andere geben.

Nach diesem Solidarmodell werden die erfolgreichen Vereine begünstigt: Die Vereine, die oben standen und aktuell oben stehen, bekommen mehr Geld, also wie im richtigen Leben. Auch werden keine „Solidar-Abgaben“ aus den TV-Einahmen an der Champions League und dem UEFA-Cup mehr fällig. Die Rechte fürs Ausland und die Internetrechte wurden ausgeklammert. Apropos Rechte: Die Übertragungsrechte für die Champions League, die vor kurzer Zeit an tm3 gingen, werden laut Süddeutscher Zeitung bald wieder an RTL (Besitzer CTL-UFA, deren Besitzer sind Bertelsmann und WAZ)) fallen. Es wird dann das Mittwochs-Spiel im sogenannten Free-TV übertragen. Das Dienstag-Spiel gibt’s dann gegen cash bei „Premiere World“. Besitzer von „Premiere World“ sind übrigens Leo Kirch als Besitzer von ISPR (usw.) und wieder Rupert Murdoch von tm3 und BskyB: Die beiden kennen wir schon aus Monopoly, Teil 1.

Beim HSV, bekanntlich durch die UFA mitfinanziert, regt man sich auf, dass derjenige, der die Musik bezahlt, sie auch bestellen will. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des Spiegels wurden 22 Provokateure und ein Schauspieler für 500 Mark pro Nase engagiert, um die Wahl von Werner Hackmann zum hauptamtlichen Clubchef zu verhindern. Auch im Privatleben wurde im Auftrag der UFA durch einen Journalisten geschnüffelt. Allerdings gab es seitens des früheren SPD­Politikers Hackmann keine Verfehlungen, so dass die angeschlagene Gesundheit – er wurde kurz zuvor wegen Krebs operiert – Hackmanns herhalten sollte, um die Wahl zu verhindern.

Aufgrund dieser Vorfälle bittet Hackmann den DFB um Mithilfe, damit die Vereine sich zur Wehr setzen. UFA-Sports Geschäftsführer Bernd Hoffmann dementierte und sprach von einem Alleingang des Pressesprechers Rainer Thumann. Gleichzeitig entschuldigte sich die UFA beim HSV und gab an, wieder zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zurückzufinden. Warum wollte die UFA Hackmann eigentlich los werden? Dazu Hackmann in der Bild-Zeitung: „Das hat aus meiner Sicht nichts mit dem HSV zu tun, sondern mit meiner Funktion im Liga-Ausschuß. Dort habe ich nichts gegen die UFA, aber auch nichts für sie getan.“ Ach so. Was sagte doch UFA Geschäftsführer Hoffmann: „Wir haben uns niemals in vereinsinterne Dinge unserer Vertragspartner eingemischt. Von dieser Politik werden wir auch in Zukunft nicht abweichen.“ Na, dann mal weiter so. Nun hat mal wieder ein Verein seine Quittung erhalten. Fortsetzung folgt garantiert.