Das Herz am rechten Fleck

Diesmal: Gerhard Mayer­-Vorgestern

Initiativen, Spieler und Fangruppen kämpfen seit langem gegen Gewalt und Rassismus im Fußballstadion. Nun gibt es eine Wanderausstellung „Tatort Stadion. Rassismus und Diskriminierung im Fußball“, die vom „Bündnis Aktiver Fussballfans“ (BAFF) konzipiert und bereits am zweiten Ausstellungsort nach Berlin nun in Hamburg zu sehen ist.

Cover SCHALKE UNSER 33
SCHALKE UNSER 33

Einer ihrer prominenten Schirmherren ist Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, ein anderer ist Michael Preetz, der Vertreter der Spieler-Vereinigung VdV. Auch der DFB gehörte anfangs zu den Förderern der Ausstellung und hatte 5000 Euro zugesichert. Doch plötzlich zog er seine Zusage zurück.

Der Grund: In der BAFF­Ausstellung taucht auch der amtierende DFB­Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder auf – mit äußerst fragwürdigen Äußerungen. „Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und stattdessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?“, wird er dort zitiert. Und an anderer Stelle heißt es: „Wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen spielen, kann irgendetwas nicht stimmen.“ Und schließlich ist da auch noch die Reaktion Mayer-Vorfelders auf den WM-Titel 1998 der französischen Nationalmannschaft nachzulesen: „Hätten wir 1918 die deutschen Kolonien nicht verloren, hätten wir heute in der Nationalmannschaft wahrscheinlich auch nur Spieler aus Deutsch-Südwest.“

Der DFB zeigte den Ausstellern für so viel Zitierfreude die rote Karte, weil sie, so Pressechef Gerhard Meier-Röhn, mit „willkürlichen Zitaten, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind“, den DFB-Präsidenten diffamiere und versuche, ihn in die rassistische Ecke zu stellen. Dabei geht es im Kern gar nicht darum, Mayer-Vorfelder zu diffamieren, sondern ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er als Vorbild für Millionen Jugendlicher aufpassen muss, rechten Fangruppierungen nicht in die Hände zu spielen.

Und das wäre sicher auch nicht im Sinne des DFB. Denn der hat sich schon früh in der Anti-Rassismus-Kampagne engagiert. So 1992 mit der Kampagne „Mein Freund ist Ausländer“ und jetzt vor allem mit dem Plan, den Anti-Rassismus in die Satzung jedes Mitglied-Vereins aufzunehmen. Doch die Ausstellung zeigt auch die schwierige Vergangenheit des DFBs. So soll 1978 eine Delegation des DFBs bei der WM in Argentinien dem Wehrmachtsoberst Hans-Ulrich Rudel seine Aufwartung gemacht haben.

Jetzt haben Deutschlands höchsten Fußballrepräsentanten seine Stammtischparolen – von denen er sich noch nie öffentlich distanziert hat – eingeholt. Doch der DFB scheint nicht gewillt, sich den zweifelhaften Aussagen seines Präsidenten zu stellen. Im Gegenteil: Er übt Druck aus und versucht, die breite Unterstützung für die Ausstellung zu torpedieren – mit Erfolg: Der HSV, Schalke und der BVB haben ihre Unterstützung inzwischen abgesagt, und Michael Preetz hat seine Schirmherrschaft zurückgezogen. Dennoch machen die Initiatoren weiter und werden sich dem Druck nicht beugen lassen. Weitere Ausstellungen sind in Hannover, Frankfurt und München geplant. Und auch in unserer Nähe wird sie zu sehen sein: Vom 18.2. bis 15.3. in Bochum im Einkaufszentrum „City Point“ in der Fußgängerzone.