Dietmar Schacht

(svs) „Didiiiiiiiiiii“ – so hallte es knapp drei Jahre lang durch´s weite Rund des Parkstadions. Didi Schacht war als Kind des Ruhrgebiets, Schalker, Kämpfer und Publikumsliebling! In seinen Abschied von Schalke mischten sich Tragik und Triumph.

Cover SCHALKE UNSER 40
SCHALKE UNSER 40

Sein letztes Spiel war eines der schönsten für ihn und überhaupt alle Schalker: Man schrieb den 24. August 1992. An diesem Tag besiegten die königsblauen Aufsteiger in einem sensationellen Spiel die hoch favorisierten Kartoffelkäfer aus Lüdenscheid-Nord mit 5:2. Eigentlich sollte er an diesem Tag gar nicht mehr auflaufen. Doch nach Rücksprache mit dem damaligen Trainer Ristic ließ sich der Schalker Mannschaftskapitän fit spritzen.

„Und wenn 70.000 deinen Namen rufen,“ so sagt er, „vergisst man alle Schmerzen.“ Nach dem Spiel war allerdings endgültig Schluss: Sprunggelenk, Achillessehne – mehr oder weniger war alles kaputt. Sportinvalidität hieß die harte Diagnose.

Didi wurde am 28.9.1962 als Dietmar Schacht in Duisburg geboren, ist also ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Bereits mit 17 schaffte er den Sprung in den Profikader des MSV Duisburg. Was folgte, war eine längere Wanderzeit: Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen. Sogar ein kurzes Intermezzo beim südkoreanischen Erstligisten „Poskopohang“ fand Eingang in seine Vita. Ein Zuckerschlecken war dieser spezielle Ausflug allerdings nicht: So berichtet er, dass man dort drei Stunden am Stück trainierte. Dem verdutzten Deutschen Didi Schacht erklärte man, dass man das in Deutschland doch auch so mache. Vielleicht kehrte er deshalb schon nach vier Monaten zurück.

1989 schließlich wechselte er im Paket mit Trainer Peter Neururer und Stürmer Peter Sendscheid von Aachen an den Schalker Markt. Dank seines Einsatzes, seiner kompromisslosen Spielweise und seiner Fan-Nähe wurde er schnell zum Publikumsliebling im Parkstadion. Ein „geiles Gefühl“ sei das gewesen, ist er noch heute von der Atmosphäre und den „Didiiii-Rufen“ beeindruckt. Beim Auswärtsspiel bei Fortuna Köln zum Beispiel hätten ihn die 10.000 mitgereisten Fans bereits eine halbe Stunde vor dem Anpfiff mit Standing Ovations empfangen. „Glücklich und stolz“ habe ihn das gemacht. Vor allem aber das Aufstiegserlebnis 91/92 werde er nie vergessen.

Nach seiner aktiven Zeit hat er sich an der Sporthochschule Köln zum Fußballlehrer ausbilden lassen. Es folgten Trainerstationen in Wuppertal, Remscheid, Düsseldorf, Duisburg, Babelsberg und SW Essen. Dabei hat er mit Kollegen wie Aleksandar Ristic, Pierre Littbarski oder Horst Franz zusammengearbeitet. Seit zwei Jahren betreibt Didi Schacht erfolgreich die Fußballschule „Soccer Club“ in Duisburg. Nichtsdestotrotz bleibe sein Traum ein Engagement in einer Trainerfunktion auf Schalke, erzählt er. Günter Eichberg hätte ihm damals einen Posten versprochen, doch bis heute wurde daraus nichts. Da er „Schalker durch und durch“ sei, werde er aber die Hoffnung nie aufgeben. Wie auch viele andere ehemalige Schalker spielt Didi Schacht in der Traditionsmannschaft des S04. Ab und zu ist er auch noch Gast in der Arena. Mit Blick auf das heutige Schalke falle ihm besonders die Kommerzialisierung auf.

Die Explosion der Gehälter sieht er nicht so dramatisch: Für ihre Verhältnisse hätten sie damals auch gut verdient. Und sowieso schimpfe jede Spielergeneration, dass die darauffolgende so viel mehr verdienen würde. Was ihm wirklich missfällt, ist die seiner Meinung nach mangelnde Identifikation der heutigen Spieler mit den Fans und dem Verein: Seine Mannschaftskameraden und er hätten sich damals noch „absolut“ mit Schalke 04 identifiziert.

Für ihn sei es „ein Traum und eine Ehre“ gewesen, das königsblaue Trikot tragen zu dürfen. Sie hätten sich jederzeit mit den Fans unterhalten. Absperrungen irgendeiner Art hätte es nicht gegeben. Dennoch wünscht Didi Schacht dem FC Schalke 04 für diese Saison natürlich alles Gute. Von Jupp Heynckes ist er überzeugt: Das sei ein Top-Trainer. Mit etwas Glück sei am Ende der Saison ein Platz unter den ersten Sechs möglich.