(dsf) Dr. Nicolas Fromm arbeitet am Institut für Internationale Politik der Helmut-Schmidt-Universität und gilt unter anderem als Experte für die Arabischen Golf-Staaten und Katar – und der Verlag steht für Literatur, Sachbuch und Wissenschaft. So freute sich die Rezensentin (die zu den Bewegungen #BoycottQatar2022 und #Back2bolzen gehört) auf Fakten und auf das Wissen des Experten. Davon gibt es auch eine Menge, unter anderem zu Geographie, Umwelt, Geschichte, Rohstoffen, Wirtschaft und der politischen Strategie des kleinen Staates.
Leider kommt das alles mit der Meinung des Autoren – und mit einer Strategie, die er direkt in der Einleitung formuliert: „Ende 2022 besteht für Deutschland und andere Industriestaaten nicht nur die Chance auf lukrative Aufträge, sondern auch die historisch vielleicht einmalige Gelegenheit, Veränderungen und Reformen im Land konstruktiv zu begleiten.“ Und da dies seine Agenda ist, reichen ihm auch vier schlanke Seiten zur Bearbeitung der Kritik an der Vergabe und Durchführung – das geht prima, weil er die großen kritischen Themen LGBTIQ, Frauenrechte und massive Klimaschädlichkeit durch Energieverschwendung (um nur einige zu nennen) schlicht ausspart und auf „grundsätzliche Vorbehalte” gegenüber den Golfstaaten verweist.
Und so berichtet Fromm zwar von Umweltverschmutzung, dem Spitzenwert beim CO2-Ausstoß, einem autoritären System, einer geteilten Gesellschaft, Ausbeutung im Arbeitsmarkt, einer riskanten Wirtschaftspolitik, und vielem anderen, konstatiert jedoch ernsthaft in seinem Fazit: „Gäste wie Gastgeber haben es weitgehend selbst in der Hand, die Veranstaltung zu entpolitisieren und die WM zu einem Vorbild der Weltoffenheit und des interkulturellen Austausches zu machen.” Echt jetzt?!