Alle(s) unter Kontrolle 

(mg/axt) „Hallo Schalker, vielen Dank für die Bestellung Deiner Auswärtskarte(n). Wir möchten Dir mitteilen, dass wir Dich anlässlich des Spiels (beliebigen Namen und Spieltag einfügen, die Red.) für die Anwesenheitskontrolle ausgewählt haben.“ So eine Mail kann man auch drei oder vier Mal hintereinander bekommen, und zwar direkt zu Beginn dieser Saison. 

„Bei den ersten drei Spielen wurden jeweils alle Schalker kontrolliert, die eine Stehplatzkarte erhalten haben“, schildert der Verein auf Anfrage des SCHALKE UNSER. „Das betraf auch Schalker, die über die Mischkategorie mit Stehplatzkarten bedient wurden und selbstverständlich auch alle Fanclubs, die ausschließlich Stehplatzkarten erhalten haben.“ 

Auch wenn das vielen Fans aufgefallen ist – das sei gar nicht so anders als gewöhnlich, meint der Verein: „Ergänzend können wir noch sagen, dass wir in dieser Saison tatsächlich gar nicht mehr Personen kontrolliert haben als in der Vergangenheit. In der vergangenen Saison haben wir im Schnitt 800 bis 1000 Personen pro Spiel kontrolliert. In Hamburg zum Auftakt waren 750 eingeladen, in Braunschweig waren es bei beiden Spielen jeweils ca. 1200. Vermutlich kommt es den Leuten nur intensiver vor, weil die Abstände zwischen den Spielen kleiner waren und sie eben dreimal hintereinander kontrolliert wurden.”  

Drei Mal hintereinander, direkt zu Beginn der Saison, so dass für so manchen die Vermutung nahe lag, dass das an Schalkes Punktesystem für Auswärtskarten lag. Die in den Jahren zuvor gesammelten Punkte wurden in diesem Jahr gedrittelt, und plötzlich tummelten sich viele Menschen auf den vorderen Plätzen. Gleichzeitig sind in dieser Saison viele Vereine in „unserer“ Liga, die nur kleine Stadien und damit kleine Gästeblöcke haben – mit entsprechend geringen Kapazitäten. Der Verein bestätigt diese Vermutung gegenüber dem SCHALKE UNSER: „Ja, natürlich hatten wir dabei auch die Entwicklung der jeweiligen Platzierungen im Blick. Uns ist bewusst, dass eine Drittelung dazu führt, dass aufgrund von notwendigen Auf- bzw. Abrundungen bis zu drei Punktestände zu einem Punktestand zusammengefasst werden. Wir wissen aber auch um die Dynamik des Punktesystems und die damit verbundene Regulierung im Laufe der Saison.“ 

Eine Regulierung allerdings mit Konsequenzen, bisweilen unangenehmen: Wer unentschuldigt fehlt, dem werden vier Punkte abgezogen. Meldet man sich frühzeitig vorher ab, sind es nur zwei – statt des einen Punkts, wenn man gar nicht bestellt hätte. Allerdings muss man die Karten bestellen, wenn die Terminierung des Spieltags noch gar nicht steht. Insofern muss man seine Lebensplanungen, inklusive möglicher Hochzeiten oder Geburten, eben nach dem Auswärtskalender richten. Oder die Punktestrafe in Kauf nehmen. Krank werden sollte man schon gar nicht.  

Sagt man die Anwesenheitskontrolle ab, rutscht man durch den folgenden Punktabzug zum Teil um bis zu 1000 Plätze ab. War man vergangene Saison mit den zweitmeisten Punkten noch knapp unter den ersten 200, führte die Drittelung 300 Plätze hinab. Fällt ein Fan dann noch für ein Spiel aus, landete man direkt auf Rang 1400. In der Konsequenz wird man für fast kein Spiel mehr eine Stehplatzkarte bekommen – schon gar nicht in den kleineren Stadien. Und noch ein „Fehltritt“ oder gar der Verzicht auf ein Spiel an einem Wochenende, zu dem man garantiert nicht kann, schließt einen in Wiesbaden oder Paderborn mit weniger als 2000 Gästetickets ganz aus. 

Der Verein führt weiter aus, man habe schon in der vergangenen Saison bemerkt, dass die Nachfrage nicht nur bei den Heim-, sondern besonders bei den Auswärtsspielen stark gestiegen sei: „Bereits zum Auftaktspiel in Hamburg hatten wir im Vorfeld mehr als 17.000 Ticketanfragen. Mit Blick auf die im Verlaufe der Saison immer wieder auftretenden kleinen Auswärtskontingenten war es uns wichtig, das Punktesystem weiterhin fair zu gestalten und diejenigen berücksichtigen zu können, die auch im Verlaufe der Saison regelmäßig bei den Spielen waren.“ 

Und das brachte den Verein zu verschärften Kontrollen: „Wir haben im Verlaufe der vergangenen Saison und auch in Hamburg festgestellt, dass es immer wieder zu Täuschungsversuchen kommt, um einen Punktabzug zu vermeiden. Daher werden Betrugsversuche seit dieser Saison auch wieder schärfer unter die Lupe genommen, die Angaben auf einem Lichtbildausweis mit der Person “verglichen und entsprechend sanktioniert. Uns ist bewusst, dass es schmerzhaft ist, einen Platz im Punktesystem zu verlieren, dennoch appellieren wir an alle Schalker, ehrlich und fair mit allen anderen umzugehen, davon lebt das Punktesystem. Nur so kann eine faire Kartenverteilung für die Auswärtsspiele sichergestellt werden.“ 

Gleiche Regeln für alle? Ja – fast. Der Verein: Es „wurden auch Fanclubs bzw. deren Mitglieder zu den Kontrollen eingeladen. Da der Fokus bei den ersten drei Spielen auf den Stehplätzen lag, wurden auch nur Fanclubs kontrolliert, die ausschließlich Stehplatzkarten zugeteilt bekommen haben. Im Nachgang eines Spieltages erhält das Kartengremium des SFCV eine Auswertung der kontrollierten Fanclubs und kann diese ebenfalls als Faktor in die eigene Kartenverteilung mit einfließen lassen.“ Punktabzug für die Mitglieder, die über den Verein Karten bestellen, ein „Faktor“ für die Fanclubs, doch vielleicht einmal genauer hinzuschauen. 

Aber warum brachte sich der Verein mit der Drittelung der Punkte selbst so in Not, statt beispielsweise wie in der Vergangenheit schon häufiger die Punkte direkt zu halbieren? „Bei Einführung des Punktesystems 2014 haben wir im Sinne der Fairness die Regel festgelegt, dass der Höchstpunktstand zu Beginn einer neuen Saison einholbar sein soll.“ Dadurch sollen auch junge- und neue Mitglieder die Möglichkeit haben, als Neueinsteiger ins System den Anschluss zu gewinnen. „Gleichzeitig würden die Erstplatzierten an Vorsprung einbüßen, wenn sie nicht weiterhin bestellen und fahren. Damit haben sie keine ‚Freispiele‘, für die sie nicht bestellen müssten, ohne ihre Platzierung zu verlieren.“ 

Und bei den Kontrollen werde es bleiben, so der Verein, wenn wohl auch nicht in diesem Umfang: „Wir werden auch weiterhin bei allen Auswärtsspielen Anwesenheitskontrollen durchführen, um die Fairness des Punktesystems sicherzustellen und es zu regulieren. Dabei versuchen wir ein Gleichgewicht herzustellen und darauf zu achten, dass alle Schalker zu gleichen Maßen von den Kontrollen betroffen sind, damit auch hier eine gewisse Fairness gewahrt wird.“ 

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