(axt) Als „Schande für den S04“ haben einige Schalker die diesjährige Mitgliederticket-Aktion unseres Vereins bezeichnet. Zu Unrecht, meint SCHALKE UNSER, handelte es sich doch um eine ausgefeilte Aktion zum Schutz unseres Klimas.
Die stundenlangen Warteschlangen vor dem Shop, in den immer nur vier Schalker stoßweise eingelassen worden sind, und die nächtlichen Sitzungen vor dem heimischen PC seien unerträglich gewesen, monierten die Mitglieder. Die SCHALKE UNSER-Ökofraktion hat die Wartezeit dagegen für einige Berechnungen genutzt und eine Ökobilanz erstellt.
Kommen wir zu den nackten Zahlen: Ein Mensch stößt pro Tag ein Kilogramm Kohlendioxid aus. Hinzu kommt das 24-fach stärkere Klimagas Methan durch Blähungen. Methan wird jedoch rasch in der Natur abgebaut und kann darum vernachlässigt werden. Durch Bewegung erhöht sich der Kohlendioxid-Ausstoß geringfügig. Aus diesem Grund hat vermutlich auch der CO2rdnungsdienst Bremen Toilettengänge vergleichsweise früh nach sechs Stunden Wartezeit unterbunden und alle Schalker in der Schlange festgehalten.
Auch wenn in der Warteschlange viele mit Recht Dampf abgelassen haben, zum Klimawandel hat das glücklicherweise nicht beigetragen, handelte es sich doch nur um heiße Luft mit einem durchschnittlichen Anteil von vier bis fünf Prozent Kohlendioxid, wie er ohnehin schon in die Berechnung eingegangen ist. Allerdings müssen wir in diesem Zusammenhang deutlich von dem Gebrauch energieintensiver Geräte wie „iPods“ abraten.
Was die Schalker angeht, die das Online-Ticketing vorzogen, so haben sie neben ihrem durch das Sitzen leicht verringerten Grundumsatz noch 100 Gramm Kohlendioxid pro Stunde durch ihren Computer gepustet. Die gelegentlichen Toilettengänge und die um vier Uhr nachts notwendig werdenden Kaffeemaschinen-Energiekosten – die ja meist früher oder später mit den Toilettengängen korrelieren – sind dabei vernachlässigbar. Der Verbrauch eines PCs ist dabei erstaunlich konstant. Was den Laien zunächst verwundert, ist dann offensichtlich, wenn man bedenkt, dass ja oftmals über mehrere Minuten nichts geschehen ist im Online-Ticketshop. Gelegentliches Drücken des „Aktualisieren“-Buttons schlug sich in den Messungen nicht signifikant nieder.
Damit ist allerdings offensichtlich das Schlangestehen vor der Geschäftsstelle eindeutig noch vorzuziehen – aber nur für diejenigen, die in Laufweite des Berger Felds wohnen. Durch lange Fußmärsche erhöht sich nämlich der Kohlendioxid-Ausstoß des betreffenden Schalkers, der ja oft genug seinen Bierbauch durch die Landschaft tragen muss, um bis zu 20 Prozent. Von einer Anreise mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist dagegen deutlich abzuraten.
Pro gefahrenem Kilometer setzt ein Auto bis zu 200 Gramm Kohlendioxid frei; selbst sparsame Vehikel bringen es noch auf 125 Gramm. Selbst das Bilden von Fahrgemeinschaften mit fünf Personen in einem Opel Corsa ist damit schon nach einer Strecke von vier Kilometern mit einer Stunde Warten vor dem Computer abgeglichen. Bei einer Wartezeit von bis zu zwölf Stunden konnten damit also nur unter allergünstigsten Bedingungen – Fahrgemeinschaften von fünf Personen in Kleinstwagen mit Rückenwind und günstiger Hanglage – Schalker aus einem Umkreis von 50 Kilometern dies klimaneutral nutzen.
Auch die gerühmten öffentlichen Personennahverkehrsmittel schneiden nicht gut ab: Jeder Bahnfahrer verbraucht 118 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer – auch wenn es sich dabei um die größte Fahrgemeinschaft Deutschlands handelt. Linienbusse bringen es auf 80, die Straßenbahn auf 72,5 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Bereits nach 1,2 Kilometern Strecke – die man ja auch problemlos laufen könnte – hat man so rasch eine Stunde vor dem Computer zusammengespart.
Angesichts dieser Zahlen sagte „TS Ticket & Secure“-Geschäftsführer Volker Fürderer nicht gegenüber SCHALKE UNSER: „Wir haben hier den besten Weg gewählt, das Ticketing so klimaneutral als möglich durchzuführen. Bei allen anderen Wegen müssten wir einen Kohlendioxid-Pfennig von zwei Euro auf jedes Ticket aufschlagen, wovon wir bislang absehen wollen.“
Nachweislich hat ein Klimawandel allerdings unbestritten auch den Vorteil eines steigenden Meeresspiegels. So könnte nicht nur der Berger See zum Berger Nordseebusen werden, man könnte das Training auch mit Strandfußball an der neuen Bueraner Nordseeküste abrunden. Außerdem träten die Niederlande dann nur noch zur Wasserball-WM an.