Mehr gelaufen als die Mannschaft

1. FC Magdeburg – Schalke 04 3:0, 24. Februar 2024 

(dd) Das letzte Mal, als ich ein Spiel unseres FC Schalke 04 in Magdeburg besucht habe, war 2001: Im alten Ernst-Grube Stadion gewannen wir im DFB-Pokal mit 1:0 durch ein Tor von Jörg Böhme. Damals musste man nach dem Spiel schon aufpassen, dass man nicht „Probleme“ bekam und auch diesmal gab die Fanabteilung die Warnung aus, nicht mit ersichtlichen Fanklamotten durch die Stadt zu ziehen. 

Natürlich haben wir uns an die Warnung gehalten und trugen nicht die übliche Kleidung, auch weil wir in der verbotenen Stadt umsteigen mussten. Ein paar andere Schalker schreckte dies allerdings nicht ab. Mit dem IC ging es nach Magdeburg und durch unser unauffälliges Verhalten konnten wir den „Viehtransport“ vom Hauptbahnhof zum Stadion entfliehen. Mit der Straßenbahn wollten wir auch nicht fahren, um auf keinen Fall aufzufallen, denn auf Stress hatten wir keine Lust. Dadurch hatten wir aber einen etwa 3,5 Kilometer langen Fußmarsch vor uns, wodurch wir Teile der Innenstadt sehen konnten. Die Stadt wirkte sowohl architektonisch als auch von den Menschen her kalt, leer und leblos. Ungewöhnlich für eine Landeshauptstadt. Über die Elbbrücken ging es dann zum Stadion, das ein Allerweltstadion ist wie in Duisburg, Aachen oder Bielefeld, allerdings war es bewacht wie Fort Knox. Zum Spiel schweige ich, wie die Kurve nach dem 3:0, denn jedes Wort wäre zu viel, über die Leistung einiger Herren zu schreiben. 

Diskutierbar ist auf jeden Fall, dass die aktive Szene gegen die Magdeburger mit „Wir hassen Ostdeutschland“ pöbelten. Ich bin der Meinung, dass das eben zum Fußball gehört, dass man den Gegner während des Spiels anpöbelt, schließlich macht man das gegen andere Gegner auch, aber wie gesagt, es kann zwei Meinungen dazu geben, ebenso bin ich nicht Mitglied im Wächterrat oder ein „Sittenpolizist“.  

Auf der anderen Seite war die Stimmung bei den Magdeburgern dementsprechend und das nicht nur wegen der Choreografie, die das „Commando Eastside“ machte. Teilweise war das ganze Stadion in Bewegung, was man doch eher selten sieht.  

Erwähnen möchte ich auch, dass ich diverse (zum Teil schriftliche) Stellungnahmen von Schalkern erhalten habe, die mir berichteten, dass sie von Magdeburgern bedroht wurden, wo auch die Ordner weggeschaut haben und erst die Polizei Schlimmeres verhindern konnte. 

So wurde auch eine kleine Schalker Gruppe aus dem Münsterland erpresst, obwohl sie keine Fankleidung getragen haben, sogenanntes „Hoppergeld“ zu zahlen, um zum Stadion zu gelangen, ansonsten würden sie es spüren. Gleiches wurde mir von Leuten aus der aktiven Fanszene Kaiserslautern berichtet. Hoffentlich werden sich hier sowohl der FC Schalke 04 als auch der DFB kümmern.  

Nach dem Spiel hieß es wieder zurück zum Hauptbahnhof zu laufen, was eine „freundliche Polizistin“ gut meinte, in dem sie mich in die falsche Richtung schickte und ich somit fast das Doppelte gelaufen bin. Auf dem Weg war es leider nicht möglich, an einer Tanke oder Bude noch ein paar Kannen Bier für die Rückfahrt zu kaufen, ebenso waren wirklich alle Läden im und um den Bahnhof dicht oder verkauften kein Bier. 

Als letztes blieb uns nur noch bis zur Abfahrt des Zuges um 1:48 Uhr, die Hotelbar vom Intercity Hotel, was neben dem Bahnhof ist. Dort haben etliche Schalker die Niederlage feucht fröhlich begossen, währenddessen wir eher wie begossene Pudel in der Ecke saßen. 

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