(mb) So, allerdings mit Ausrufezeichen, titelte die Schalker Homepage am 6. Juni dieses Jahres, pünktlich zwei Wochen vor der Jahreshauptversammlung. Dieser frohen Botschaft zugrunde lag eine den 18 Erstligisten zugänglich gemachte Statistik über die Zuschauer-Einnahmen der Saison 2007/2008, in der im Falle Schalke 04 unter anderem ein durchschnittlicher Kartenpreis von „19,97 Euro, netto und ohne Gebühren“ genannt wird, exakt 50 Cent über dem Liga-Schnitt. Dieser von der Deutschen FußballLiga (DFL) errechnete Durchschnittswert verwundert ein wenig, wenn doch in der betreffenden Saison nur Stehplätze (11 Euro) und die günstigste Sitzplatz-Kategorie (17 Euro) darunter lagen.
Dies erklärt sich so, dass aus diesen Brutto-Eintrittspreisen Gebühren herausgerechnet werden, die allerdings nicht näher benannt werden. Da zudem nicht bekannt ist, welche Gebühren eigentlich von den anderen 17 Erstligisten aus ihren Brutto-Eintrittspreisen herausgerechnet werden, ist es völlig unklar, inwiefern dieser von der DFL genannte „Durchschnittspreis“ wirklich vergleichbar oder relevant ist.
Wirklich vergleichbar sind dagegen andere Zahlen: die Eintrittspreise, die wir Fans beim Besuch des Stadions zahlen müssen, insbesondere, wenn es um Dauerkarten geht – denn in diesen sind alle möglichen Gebühren enthalten, und es gibt keine zusätzlichen Aufschläge bei Topspielen, wie es bei den meisten Bundesligisten bei den Tageskarten üblich ist (inzwischen ja leider auch beim FC Bayern München, wie wir letzte Saison bei unserem Beinahe-Auswärtssieg feststellen mussten). Zudem werden Dauerkarten nur maximal einmal verschickt, Versandkosten oder ähnliches fallen also auch nicht ins Gewicht.
Um nun also die Preise, die ein Fan von Schalke für seine Dauerkarte zahlt, ins Verhältnis zu setzen zu denen, die ein Fan eines anderen Vereines zahlt, bietet es sich an, „identische Plätze“ miteinander zu vergleichen. Also, was kostet die Stehplatz-Dauerkarte bei Schalke, was in Bremen? Was kostet ein Sitzplatz an der Mittellinie in den 18 Stadien, oder einer direkt hinter dem Tor? Da die Stadien bezüglich Blockaufteilung und der Architektur naturgemäß unterschiedlich sind, werden hier nur solche Plätze betrachtet, die nicht nur „am gleichen Ort“ liegen, sondern die auch einigermaßen gleichen „Komfort“ bieten, das heißt: Plätze mit Sichtbehinderung werden ignoriert, ebenso solche, die nicht überdacht sind.
Die Ergebnisse eines solchen Vergleiches der Dauerkartenpreise 2008/2009 zeigen, dass im Falle Schalke 04 keine Rede mehr sein kann von „Ligadurchschnitt“ – vielmehr rückt man deutlich in die Spitzengruppe der Teuersten.
Beispiel Stehplätze: Beim FC Schalke 04 kostet eine Stehplatz-Dauerkarte 182 Euro. Werder Bremen verlangt 140 Euro, der FC Bayern München gar nur 120 Euro. Wir zahlen also über 50 Prozent mehr als die Fans des FC Bayern für eine Stehplatzdauerkarte. Und es geht noch drastischer: Vereinsmitglieder erhalten beim FC Schalke keinen Preisnachlass auf Eintrittskarten, auch nicht auf Dauerkarten – das ist bei fast allen anderen Bundesligisten allerdings der Fall. So zahlt ein Vereinsmitglied in Bremen nur 119 Euro, ein Frankfurter 109 Euro, ein Wolfsburger sogar nur 90 Euro. Für die ganze Saison.
In der Tat kostet eine Stehplatz-Dauerkarte nur in Hamburg mehr als auf Schalke: 187 Euro – Vereinsmitglieder bekommen sie allerdings für 155 Euro, man muss daher wohl feststellen, dass nirgends teurer gestanden wird als bei uns. Das ist umso erstaunlicher, als man beim FC Schalke 04 noch vor drei Jahren die günstigsten Steher der Liga anbot. Darauf konnte man stolz sein. Und heute?
Was zeigen Vergleiche an anderen Standorten im Stadion?
Ein Sitzplatz direkt hinter dem Tor kostet auf Schalke 434 Euro, ist der teuerste der Liga. Am nächsten kommen dem Bayern, Frankfurt und die Nachbarn aus’m Nahen Osten, alle ca. 10 Prozent billiger. Am günstigsten geht’s in Berlin (179 Euro), Bremen und Cottbus, die bei knapp 200 Euro liegen. Auch wenn es in Berlin und Bremen Laufbahnen gibt – dass man auf Schalke doppelt soviel zahlt, muss erstaunen.
Auch bei den Plätzen direkt an der Mittellinie gilt: Schalke hat mit 742 Euro die teuersten Plätze – das sind fast 150 Euro mehr als der vergleichbare Platz im Schlauchboot des (noch) Deutschen Meisters. 400 Euro mehr als in Leverkusen. Bei diesem Vergleich fällt in’s Gewicht, dass es in vielen Stadien unterschiedliche Preise auf Haupt- und Gegentribüne gibt, obwohl die Plätze sowohl vom Komfort als auch von der Sicht und der Nähe zum Spielfeld identisch sind. Auf Schalke kosten diese „besten Plätze“ auf beide Tribünen gleich viel, in Leverkusen beispielsweise zahlt man auf der „teureren Seite“ fast 100 Euro mehr als auf der anderen – aber selbst auf dieser „teurere Seite“ sitzt man für 440 Euro noch für über 300 Euro günstiger als bei uns. Es muss aber doch auch Plätze geben, bei denen Schalke vergleichsweise gut abschneidet, oder? Ja, gibt es. Auch wenn es selbst dort nicht wirklich „Ligadurchschnitt“ ist, immerhin gehört man nicht überall zum „Teuer-Trio“.
Beispielsweise die Plätze, die am weitesten vom Spielfeld entfernt sind, ganz oben in der Ecke. Hier zahlt man als Knappe 266 Euro, und staunt über die Preise in Hoffenheim, Lüdenscheid, Bielefeld, und Hannover, die alle zwischen 60 Euro und 80 Euro höher liegen. Allerdings bieten zwölf Erstligisten auch diese Plätze günstiger an als Schalke.
Zusammenfassend muss gesagt werden, dass der FC Schalke 04 nach nunmehr zwei massiven Preiserhöhungen in Folge inzwischen so ziemlich die teuersten Dauerkarten der Liga anbietet, und auch bei den Tageskarten schon lange nicht mehr zu „den Günstigeren“ gehört. Hier ist die Situation nicht ganz so dramatisch, denn im Vergleich zu fast allen anderen Bundesligisten rabattiert Schalke die Dauerkarte ziemlich knauserig.
Gut 17 Prozent vergünstigt ist die Saisonkarte auf Schalke – bei den meisten anderen Erstligisten sind es über 25 Prozent, bei manchen gar über 40 Prozent. Auch dadurch wird der Unterschied bei Dauerkarten so dramatisch, selbst wenn Schalke bei den Tageskarten nicht viel teurer liegt oder sogar günstiger ist.
Nur: Dass man beispielsweise beim Hamburger SV bei Tageskarten so richtig zulangt, das kann kein Trost sein, erst recht nicht, weil man als Gästefan auswärts ja immer nur die Tageskartenpreise zahlt – und so trifft es den Schalker dann doppelt: Bei Heimspielen werden horrende Preise für die Jahreskarte fällig, und auswärts trifft man auf Vereine, die den FC S04 immer in der teuersten Kategorie ihrer „Topspiel-Liste“ einreihen, oder die sowieso vergleichsweise hohe Tageskarten-Preise verlangen. So kommt es in 2008/2009 erstmals soweit, dass Schalker Allesfahrer für ihre 34 Eintrittskarten der Bundesliga-Saison mehr zahlen als jeder andere Fußballfan in Deutschland, und den „Ligadurchschnitt“ weit hinter sich lassen. Dabei wären wir doch so gerne woanders Spitze!
„Dieser Vergleich hinkt“
Natürlich haben wir auch dem FC Schalke 04 die Gelegenheit gegeben, seine Sichtweise zur Eintrittspreisdiskussion auf Schalke darzulegen. Die folgenden beiden Seiten dokumentieren seine Position. Der Auslöser, die Eintrittspreise zu den Schalker Heimspielen in der VELTINS-Arena zu erhöhen, war eine offizielle DFL-Statistik hinsichtlich der Zuschauereinnahmen der Saison 05/06.
Diese zeigte ein Ungleichgewicht zu diversen Konkurrenten: Schalke 04 nahm bei einem Durchschnittsbesuch von 61.000 Fans in besagter Saison 14,8 Millionen Euro in der Bundesliga ein. Borussia Mönchengladbach kam bei durchschnittlich 45.000 Anhängern auf 14,5 Millionen Euro, der HSV bei durchschnittlich 51.000 Zuschauern auf 16,2 Millionen Euro. Bayern München kommt bei knapp 65.000 Besuchern pro Spiel auf eine Mehreinnahme von 10 (!) Millionen Euro.
Daraufhin kam es 2006 und 2007 zu diversen Sitzungen des Kartenausschusses, die öffentlich und für jedermann frei zugänglich waren, zu denen der Verein mittels seiner Medien (Internet und Vereinszeitschrift) ausdrücklich eingeladen hatte.
Die Begründung einer Preiserhöhung wurde von den anwesenden Fans – verständlicherweise ohne Jubelschreie – nachvollzogen, die gemeinsam erarbeitete Formel für akzeptabel befunden: Erhöhung in zwei Stufen um 2 Euro in den günstigeren Kategorien 3-7 und um 1 Euro in den oberen Kategorien 1 und 2. Zum Vergleich: Kartenpreise bei anderen Bundesligisten wurden in den vergangenen fünf Jahren um 3 bis 6 Euro (Stehplatz) bzw. 2 bis 13 Euro (Sitzplatz) angehoben. Seitdem werden unterschiedlichste Vergleiche angestellt, die den Tenor haben, Schalke 04 sei im Vergleich zu anderen Clubs deutlich teurer geworden.
Diese Vergleiche hinken. Wer von günstigen Karten nur wenige anbietet, von teuren jedoch viele, erzielt insgesamt eine höhere Einnahme und darf sich dazu noch für niedrige Eintrittspreise feiern lassen. Viel aussagekräftiger ist also der Durchschnittspreis für ein Bundesligaspiel.
Dieser betrug der Saison 2007/08 in der gesamten Liga – netto und ohne Gebühren – 19,47 €. Bei Schalke 04 beläuft sich dieser Wert nach der durchgeführten ersten Stufe der Kartenpreiserhöhung auf 19,97 €.
Weiterhin werden für die Schalker Heimspiele 31.278 Karten angeboten, die für einen Bruttopreis inklusive Gebühren von 24 Euro oder weniger zu haben sind. Bei kaum einem Verein ist der Anteil an derart günstigen Karten im Vergleich zum jeweiligen Fassungsvermögen größer – und das bei der hohen Qualität und dem hohen Komfort in der Veltins-Arena. Zudem ist Schalke der einzige Verein, der kostenlose öffentliche Parkplätze direkt am Stadion anbietet, und bei dem zudem das Ticket für Bus, Bahn oder Nahverkehrszug im Großraum Rhein-Ruhr enthalten ist.
Zum Vergleich: Andere Vereine erheben für ihre Stadionparkplätze in der Regel Gebühren von 3 Euro (Köln), 4 Euro (Hamburg, Dortmund) bis hin zu 5 Euro (Bayern). Stehplatzkarten sind auf Schalke nicht teurer als in München und Bremen, aber auch nicht günstiger.
Und warum sollten sie es in einem Stadion mit derart hohem Komfort sein? In einem Stadion ohne Netze und Zäune?
Für Kinder gibt es in der VELTINS-Arena die Familienblöcke. Aufgrund von Auflagen der Behörden dürfen in die Arena nicht mehr als 61.673 Zuschauer bei Bundesligaspielen gelassen werden. Alles andere wäre nicht genehmigt und verstößt somit gegen die Gesetze. Bei daraus entstehenden Schäden wäre Schalke 04 verantwortlich und damit haftbar.
Zum Vorwurf, dass es im Juli beim Spiel gegen Glasgow Rangers keine günstigen Kindersitzplätze gegeben hat: Das stimmt nicht. Für die stark erweiterten Familienblöcken gab es Kindersitzplatzkarten für 6 Euro. Der Verein Schalke 04 räumt seinen Mitgliedern – abgesehen von der Möglichkeit, im Rahmen der Mitgliederaktion als erste Tageskarten kaufen zu können – bewusst keine weiteren Vergünstigungen bei Tageskarten ein. Die Mitgliedschaft ist allein eine ideelle Sache, eine Herzensangelegenheit. Daher gibt es auch keine Rabatte: Denn die Mitgliedskarte ist keine Kundenkarte. Dass dies genügend Menschen ganz genauso sehen, zeigt die aktuelle Mitgliederzahl von 75.000 – die im übrigen stetig wächst.