(mac) Was hat Schalke, was andere Vereine nicht haben? Sicher, in der Biographie mehr Trainerrauswürfe, Dreitagepräsidenten und Sonnenkönige. Und sonst? Eine lange Tradition und ein traditionsreiches Vereinslied zum Beispiel.
Aber: Was schon die bewunderten Alten sungen, das singt heute keiner mehr. Einst schmetterten Kuzorra, Szepan und die Zuschauer in der Glückauf-Kampfbahn ihr „Blau und weiß“ mit der Hoffnung, die Kumpel unter Tage würden es hören. Ein Mythos.
Heute, in Zeiten, in denen sich der Mythos in Nadelstreifen zwängt, ist das Singen des Vereinsliedes zu einem Summen verkommen.
Wann immer ich ins Stadion komme, habe ich einen kleinen, bescheidenen Traum. Den Traum, daß fast alle so laut und falsch singen wie ich – und nicht nur große Teile der Nordkurve. Den Traum, daß nicht so viele Zuschauer die Lippen stumm bewegen wie ich einst im Musikunterricht. Den Traum, daß 30, 40 000 Zuschauer zusammensteh‘n und zusammen singen, ganz selbstverständlich und lauter als die Lautsprecher. Ich habe den Traum, daß wir die Vergangenheit nicht verklären, sondern weitertragen, auch wenn man mich dafür einen naiven Träumer schimpfen wird.
Ich habe nichts, gar nichts gegen den „königsblauen S04″ nach dem Spiel. Aber ein ganz großer Fischer-Chor davor, der aus voller Überzeugung „Blau und weiß“ zum besten gibt, das wäre ein Ruhm, der auch in SAT 1- und Synthesizer-Zeiten nie vergeht.