(rk) Es ist schwer, in diesen Zeiten auf Schalke positive Stimmung zu verbreiten. Wir sind mit einigen Negativrekorden abgestiegen, etliches Personal ist entlassen worden oder hat uns selbst verlassen, wir liegen finanziell am Boden und es dürfen pandemiebedingt immer noch keine Fans ins Stadion kommen. Das klingt alles düster, aber dennoch gibt es Grund zur Hoffnung.
Nach einigen Jahren „Übergangs-Saisons” und der „Abbruch-Saison” im vergangenen Jahr steht Schalke nun vor einer „Neuanfang-Saison”. Und die wird vor allem auch durch neues Personal geprägt: neue Vorstände, neue Aufsichtsräte, komplett neu besetzter Ehrenrat. Der Verein gibt sich ein Reset. Schalke wird auf Werkseinstellungen zurückgesetzt.
Der autokratische Führungsstil des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies, das wirtschaftliche Vabanquespiel des Finanzvorstands Peter Peters, die konzeptlose und unwirtschaftliche Kaderzusammenstellung der Sportvorstände Christian Heidel und Jochen Schneider sowie das vertrauenzerstörende Wirken des Marketingvorstands Alexander Jobst haben ein Ende. Und am neuen Anfang steht ein Auftrag für den neu zusammengesetzten Aufsichtsrat und Vorstand: dem Verein eine Strategie zu geben.
Damit das gelingen kann, muss einiges zusammenpassen. Der Aufsichtsrat muss sich als eine Einheit präsentieren. Persönliche Eitelkeiten oder Interessen sind damit genauso unvereinbar wie Indiskretionen, die zwar der Boulevardpresse höhere Auflage und Klicks bringen, dem Verein aber nichts als Schaden zufügen. Aufsichtsrat und Vorstand dürfen sich in unserer Situation nichts mehr erlauben. Schalke ist auf volle Konzentration und richtige Entscheidungen angewiesen. Aber auch auf Geduld und darauf, nicht die Ruhe zu verlieren, wenn der direkte Wiederaufstieg nicht klappen sollte.
Der Vorstand wird neben der sportlichen und wirtschaftlichen Gesundung des Vereins die Aufgabe zu bewältigen haben, die Schalker Fangemeinde wieder zusammenzuführen. Nachdem jahrelang ein Spalt nach dem anderen in die Fanszene hineingetrieben wurde, ist es endlich wieder an der Zeit, an einem Strang zu ziehen. Und zwar in dieselbe Richtung.
Schalkes größtes Kapital ist weiterhin die riesige Fangemeinde – Fans und Mitglieder, die zuletzt immer häufiger als „Kunden” bezeichnet wurden. „Kunden” des „Produkts” Schalke 04 wie Alexander Jobst seinen Arbeitgeber nannte. Bei diesem Sprech sollte nicht verwundern, dass eine Entfremdung der Fans von ihrem Verein zunehmend zu beobachten ist. Die Fans sollte man allerdings nicht mit „Härtefallanträgen” traktieren, sondern vielmehr einladen, den Verein konstruktiv mitzugestalten. Vereinen statt Spalten. Klingt einfach, aber wir sind sowas gar nicht mehr gewohnt.