(dol) „Was hast du eigentlich gegen die Böhsen Onkelz, die haben sich doch total verändert? Warum sollen die nicht in der Arena spielen? Die sind doch gar nicht mehr rechts und singen doch so vielen Menschen aus dem Herzen.“
Gefühle der Verachtung, um direkt auf die erste Frage zu antworten. So wie unlängst Heino zu seiner Titelverleihung als „Heimatbotschafter“ im frisch und fromm geschaffenen NRW-Heimat-Ministerium eine Vinylrarität als Dankesgabe fröhlich überreichte, die recht viele Lieblingslieder der SS enthielt. Ganz freie, unpolitische Texte, versteht sich, oft bereits lange vor 1933 komponiert. Wer es erhellend mag, recherchiere alte Konzerte des kolonialen Schwerenöters vor rosa-häutigem Stammespublikum in Namibia, Südafrika und Zimbabwe.
Die Bandhymne „Wir sind die böhsen Onkelz, wir tun, was uns gefällt, heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt“ entstammt übrigens denselben Quellen und wurde zwischen 1933 und 1945 besonders gern gesungen; nach Stalingrad, Anfang 1942 mit weniger Inbrunst, wie die SOPADE-Berichte feststellten. Stichwort: zitternde, morsche Knochen.
„Türkenvotze, kahlrasiert“ kann selbstverständlich auch als provokanter Ausdruck unbefriedigten sexuellen Begehrens junger Männer allochthoner Herkunft gedeutet werden. Sozial benachteiligte, adrenalingeschwängerte rebellische junge Männer aus Frankfurter Vororten, die den Dada-Faktor des Punk leider bis jetzt nicht begriffen haben, dann brutale Skinheads mit fiesem Anhang und massiven Gewaltproblemen wurden, Drogen-
opfer, neuerlich Täter und wirtschaftlich höchst erfolgreiche Musiker in einem. Vor allem nach der öffentlichen Absage an den Rechtsradikalismus brummte die Kasse.
Nie im öffentlichen Radio zu hören, trotzdem seit zwanzig Jahren regelmäßig an der Spitze der bundesdeutschen Verkaufscharts, tragische Helden in der Leistungsklasse des Merchandising. Trotzdem schätzen ernsthafte Streetworker einen fünf- bis achtprozentigen Anteil an Hardcore-Nazis in deren Anhängerschaft. Bei selbsterklärten „geschichtsträchtigen“ Events gerne mehr.
Dieses Fansegment darf laut Vereinssatzung die Arena gar nicht betreten, wird aber in Ermangelung eindeutiger Zuordnungsmerkmale voraussichtlich nicht am Betreten gehindert werden. Was uns zehn Prozent feierndes, fremdes Nazivolk in unsere höchstpersönlichen Wohnzimmer-Blöcke spülen dürfte, liebe aktive Fans. Also exakt zehn Prozent Nazis zu viel.
Mein Haus-Schamane empfiehlt eine umfangreiche Reinigungszeremonie hinterher mit viel rituellem Räucherwerk vorzunehmen, um diese Geister wieder ganz energisch zu verbannen. Das sollte eigentlich der Verein den Ultras bezahlen. Auch weiterhin sollte auf Schalke gelten: keine Nazis – die Kurve hält sich selbst sauber!
Die ganz bösen Bands sind andere, solche, die über „Rock against Communism“, „Blood and Honour“, in einschlägigen Netzwerken des organisierten Fascho-Rocks, begründet von „Skrewdriver“ Ian Stuart Donaldson, den Untergrund bedienen. „Rock Nord“ und „Totenkopf“ (SS-Skull inside) waren bekannte Zines dieser Szene, als die Kids schon lange nicht mehr all right waren. Kraftschlag, Oidoxie, Weiße Wölfe, Landser, Lunikoff Projekt, die Zillertaler Türkenjäger mit Stimmungshits nicht zu vergessen. Googelt gefälligst selbst Kategorie C und Combat 18.
Das Südtiroler Frei-Arschgeweih-Wild ist dagegen genauso volkstümlich-geldgeil-rebellisch unterwegs wie es die Onkelz und die meisten Rock- und sonstigen Popstars, die nicht unbedingt symbolisch für den deutschsprachigen Rechtsrock stehen, auch sind. Oder so ähnlich: „Dummheit schützt vor Strafe, nicht?“ Das Warum bleibt mir ein Rätsel.
„Keinen Fußbreit den Faschisten“ gilt als alter Konsens unter Gelsenkirchener Demokraten und linksorientierten Bürgern, warum bricht das Arena-Management ohne Not mit dieser gewachsenen Tradition? Zuviel Trump oder zuviel Putin in der Nase? Lest mehr SCHALKE UNSER!