Mitgliederversmmlung 2023. Ein Mann geht die Treppe durch volle Ränge hinunten, im Hintergrund die Bühne für den Aufsichtsrat.

Die Revoluzzer von der letzten Bank

(adai) Schalkes Vereinssatzung sieht Revolutionen nicht vor. Ein Antragsteller hat es dennoch versucht. 

“Alle weg da, wir können das besser!” So kann man den Antrag “Abberufung und Neubestellung von Gremien” zusammenfassen. Aufsichtsrat raus, Wahlausschuss raus, die eigenen Leute rein. So hat sich der Antragsteller das gedacht und würde gerne auf der Mitgliederversammlung sein “Kompetenzteam” vorstellen. Der Verein hat den Antrag nicht zugelassen. 

Und das aus gutem Grund: Die Satzung sieht vor, dass jedes Jahr zwei Mitglieder des Aufsichtsrats und zwei des Wahlausschusses neu gewählt werden. Nicht alle auf einmal. Und Aufsichtsratskandidaten – so kann man es klar in der Satzung lesen, wenn man sie halt nur liest – müssen vorher vom Wahlausschuss zugelassen werden. Selbst ohne juristische Kompetenz kann man das bei einem Blick in die Satzung erkennen. Mit einer solchen wird es fast schon peinlich. 

Eine Kompetenz lässt das “Kompetenzteam” damit auf jeden Fall schon mal vermissen: Satzungskunde. Es ist gar nicht vorgesehen, alle Gremienmitglieder auf einmal abzuwählen. Und schon gar nicht, dass – bisher unbekannte – Kandidaten (Gendern vermutlich obsolet) sich erst auf einer MV vorstellen. Ohne vorher durch den Wahlausschuss zu laufen, ohne sich vorher bekannt gemacht zu haben, ohne vorher fristgemäß ihre Bewerbung eingereicht zu haben. Satzung? Schert die Aufsichtsräte in spe nicht. Für eine Funktion in einem eingetragenen Verein die denkbar schlechteste Voraussetzung. 

Der Aufsichtsrat soll raus, weil er die Entscheidungen des Vorstands mitzuverantworten habe. Auch hier evident der Blick auf die satzungsgemäße Aufgabenverteilung: Der Aufsichtsrat kontrolliert, entscheidet aber nicht. Der Impuls geht vom Vorstand aus und den Mitgliedern des Aufsichtsgremium bleibt nur “Daumen hoch” oder “Daumen runter”. Auch wenn das früher einmal anders war und mancher wohl noch davon träumt. 

Und der Wahlausschuss: Der soll zurücktreten, da seine Entscheidungen nicht zu einer passenden Besetzung des Aufsichtsrats geführt hätten. Nur: Die Zusammensetzung entscheidet dann – nach einer manchmal zu knappen Bewerberliste für den Aufsichtsrat – die Mitgliederversammlung. Vielleicht sollte man dann doch besser die Mitglieder abwählen?  

Statt der bisherigen Gremienmitglieder soll jetzt also ein “Kompetenzteam” antreten. Die Namen der entsprechenden Mitglieder bleibt der Antragsteller schuldig. Das soll es jetzt aber besser machen.  

Nehmen wir die Argumentation rund um Marc Wilmots. Zunächst sei seine Einstellung ein Fehler gewesen, danach sei es ein Fehler gewesen, ihn wieder rauszuwerfen. Ihn oder einen gewissen “Marc Wilmers”, wie man im Antrag lesen darf. Mit der orthografischen Kompetenz ist es da nicht so weit her. 

Eine weitere Fehlentscheidung sei der Verkauf der E-Sports-Rechte gewesen. Schließlich hätten “Fonds-Experten aus dem Verein” davon abgeraten. Offenkundig wollte der Antragsteller lieber einen Lizenzentzug. Interessant: Zu diesen “Fonds-Experten” gehört ein Professor – der erst für den Wahlausschuss antreten wollte, dann aber lieber zurückgezogen hat. Der E-Sports-Experte ist übrigens Immobilienwirtschaftswissenschaftler. Mehr ist nicht zu erfahren, seine Internetseite glänzt nach der Startseite1 mit “Seite nicht gefunden”, egal, wohin man klickt. Sozusagen eine echte E-Koryphäe. Man darf vermuten, dass er ebenso wie ein offensichtlich Rechtsextremer zu dem “Kompetenzteam” gehört. 

Mit dem neuen Kompetenzteam sollen dann “richtig große Schalker” endlich einmal in den Aufsichtsrat einziehen. Und dem bisherigen Wahlausschuss fehlt offensichtlich bisher “eine besondere Qualifikation in der Auswahl von Personal und der Ermittlung ihrer Fähigkeiten”. Ein Blick in die Viten des Wahlausschusses und die Vorstellung der Mitglieder dieses Gremiums zeigt: Stimmt nicht. Und bisher ist demnach auch kein Mitglied eine “herausragende Persönlichkeit”, auf die “jedes Vereinsmitglied stolz sein kann”. Besser kann man Amtsinhaber nicht beleidigen. Dem Kompetenzteam mangelt es da auch an sozialer Kompetenz. 

“Marc Wilmers” gefällt das “it’s Besondere” vielleicht. Sonst hoffentlich wenigen. 

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