Einen Schalker auf das Thema Tickets anzusprechen, war eine der besten Möglichkeiten, diesen Menschen von 0 auf 180 in unter 1,904 Sekunden zu bringen. Doch was läuft da schief? Session Error Day dürfte der Gedanke Nummer Eins vieler sein. Doch die Problematik ist größer und vielfältiger.
Wenn viele Schalker es gleichzeitig wagten, Tickets zu bestellen, konnte man sicher sein, es wird kein Spaß, jetzt den Shop zu nutzen. Kam man auf die Website, kam man nicht zur Anmeldung. Kam man zur Anmeldemaske, kam man nicht auf die Platzauswahl. Konnte man bei der Platzwahl Tickets auswählen, konnte man sie nicht in den Warenkorb legen, da angeblich die erlaubte Ticketobergrenze überschritten war. Konnte man die Tickets in den Warenkorb legen, konnte man keine Bezahlmethode auswählen. So ging es fröhlich weiter – zumindest wenn man Galgenhumor besaß.
Der Bezahldienstleister Crefopay trug sein Übriges dazu bei, indem man dort Menschen mit Anschriften in strukturschwachen Regionen stark eingeschränkte Bezahlmethoden anbot. In einem Newsletter nach der vergangenen Mitgliederversammlung schrieb der Verein übrigens sinngemäß, der Ticketshop sei ja nur solange unzuverlässig, wie es noch Stehplatzkarten gebe. Sobald die weg sind, gebe es ja auch keine Probleme mehr. Ein Schlag in das Gesicht für alle, die aus finanziellen oder sonstigen Gründen auf einen Stehplatz angewiesen sind. Dazu das Leitbild, Punkt 4: „Aus unserer Tradition als Bergarbeiterverein heraus bekennen wir uns zu unserer sozialen Verantwortung.“
Große Überraschung herrschte dann am 8. August. Mit einer – zumindest für den Laien – simplen Implementierung einer Warteschlange waren die Probleme der vergangenen Jahre gelöst. Die Frage, die bleibt, ist: Warum nicht viel früher? Doch wer dachte, Probleme seien nur in Nachfragespitzen üblich gewesen, hatte sich getäuscht.
Als der Autor dieser Zeilen vor einigen Monaten über die Ticketwebseite Karten für ein Konzert in der Arena beziehen wollte, war keine erhöhte Nachfrage zu bemerken. Der Vorgang klappte auf der Website gut – ungewohntes Gefühl – und das Geld wurde alsbald abgebucht. Doch die Tickets kamen und kamen nicht.
Nach anfangs freundlicher und stetig bestimmter werdenden Nachfragen stellte sich heraus, die Tickets waren nie gebucht, nur die Zahlung sei vom System eingespeichert worden. Ich verzichtete auf eine erneute Bestellung, bestand auf Erstattung und bestellte bei Eventim. Die Tickets kamen dann von dort, bevor eine Abbuchung eintrudelte. Anscheinend ist also Eintrittskarten für Großveranstaltungen zu verkaufen doch gar kein besonders großes Hexenwerk.
Auch in der Kartenpreispolitik gibt es Irritationen. Ermäßigungen für Tickets gelten nur bis zum 21. Geburtstag. Früher galten Ermäßigungen etwa für Auszubildende und Studenten. Wer nun nach seinem 21. Wiegenfest studiert oder Azubi ist, hat Pech. Das Leitbild dazu unter Punkt 11: „In unserer Vergangenheit liegen die Wurzeln unserer Zukunft. Diese wollen wir aktiv gestalten, besonders in den Bereichen (…) Soziale Verantwortung.“
Für den nächsten „Session Error Day“ empfahl mir ein Freund, ich solle mal so lange Mallorca-Schlager hören, wie er an einem „Session Error Day“ zubringt, um Tickets zu kriegen. Davon würde man gelassener werden. Nach dem Hören von Liedern der Interpreten „NRW Cowboy“, „Johnny Dampf“, „Andi Latte“ und „Schäfer Heinrich“ während des Schreibens dieses Textes schaut man in der Tat gelassener auf das nächste Vorverkaufsdatum – in der Warteschlange der Tickethotline läuft ja wenigstens „Königsblauer S04“. Und ganz vielleicht klappt es ja jetzt immer so gut wie am 8. August.
Zum zweiten Verkaufsstart wurde nun mit einem neuen externen Dienstleister gearbeitet, der sein Handwerk offensichtlich versteht. Gelobt sei der Online-Ticketverkauf.