Leon Goretzka im Training

Und was stets bleibt, ist das Gezacker

„Spieler kommen, Spieler gehen“ – und wenn sie das wirklich tun, müssen sie mit dem Risiko leben, in Grund und Boden gepfiffen zu werden. Dabei ist so ein Wechsel im Fußballgeschäft wirklich nichts Ungewöhnliches. Die Probleme liegen woanders.

Die erste Nachricht zu seinem Wechsel kam aus München. Es folgte eine Phase des Zauderns, des Leugnens und vorgeblichen Nichtwissens von allen Beteiligten. Dabei schwante schon jedem: Der Wechsel ist fix. Nur zugeben durfte es keiner. Schuld daran sind die Regularien, die mit Blick auf das unsägliche Transferfenster nun einmal vorschreiben, dass es außerhalb nichts geben darf, was auf einen Wechsel hindeutet. So sind die ehernen und gleichermaßen theoretischen Gesetze des DFB.

Gesetze, die ins Leere laufen. Es gibt sehr wohl schon vorab Einigungen. Das verhindern die Regularien nicht. Und der DFB kann und will vermutlich auch nichts daran ändern. Schließlich fehlt im Zweifel jeder Beweis für das, was doch so offensichtlich ist. Dass der Ex-Bochumer nun ein „wahrer Schalker“ hätte sein sollen – geschenkt. Er wurde geradezu zu der Identifikationsfigur aufgebaut, die er nicht ist. Ob ihn einer gefragt hat, ob er diese sein wollte? In jedem Fall mit fatalen Folgen für ihn: Er solle nie wieder das Schalker Trikot tragen, polterte der wieder einmal die Öffentlichkeit suchende Aufsichtsratsvorsitzende. Und brach damit wieder einmal sein Schweigegelübde – und das zu einem äußerst ungünstigen Moment.

„Er hat Leon dem Publikum zum Fraß vorgeworfen“, sagte das prominente Schalke-Mitglied Peter Neururer. Und Martin Volkmar kommentiert für „Sport 1“: „Aussagen wie diese, die offenbar auf Tönnies’ persönlicher Verbitterung über die Niederlage im Ringen um Goretzka fußen, sind populistisch und gefährlich. Denn sie dienen vielen verblendeten Anhängern als Rechtfertigung für die Attacken auf Goretzka. Vor allem aber ist es der untaugliche Versuch, von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Schalke gelingt es seit Jahren nicht, die eigenen Toptalente langfristig zu halten – oder sie werden davongeschickt, wie es etwa bei Benedikt Höwedes und Mesut Özil der Fall war. In Max Meyer, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer ausläuft, droht schon der Verlust des nächsten Leistungsträgers aus dem eigenen Nachwuchs. Anstatt Goretzka zum Sündenbock zu machen, sollten Tönnies und Co. ihre Hausaufgaben machen.“

Andererseits könnte Martin Volkmar etwas übersehen: Es könnte ja auch ein Plan dahinter stecken, vermutet mancher. Wenn Goretzka früher geht, verdient Schalke wenigstens noch etwas an dem ansonsten ablösefreien Spieler. Aber das wäre wirklich perfide.

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