Christian Pander

„Die WM habe ich für mich noch nicht abgeschrieben“

(jc) Christian Pander spielt seit Juli 2001 auf Schalke. Oder auch nicht; denn zuerst plagte ihn eine komplizierte Adduktorenverletzung, dann riss ein Kreuzband. SCHALKE UNSER sprach mit ihm über Verletzungen, die Nationalmannschaft und Aktionen gegen Rassismus.

SCHALKE UNSER:
Christian, wie geht es dir?

CHRISTIAN PANDER:
Seit vier Wochen bin ich wieder im Lauftraining, zur Zeit bei 80 Prozent Belastung. Die Arbeit mit dem Ball geht aber leider noch nicht schmerzfrei.

SCHALKE UNSER:
Wann hoffst du wieder mit der Mannschaft trainieren zu können?

Christian Pander
SCHALKE UNSER 48

CHRISTIAN PANDER:
Das ist schwer zu sagen. Man hat mir gesagt, dass es nach der OP mindestens 6 Monate dauern würde. Die sind jetzt vorbei. Der jetzige Schmerz ist „normal“, müsste aber bald weg sein. Einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht nennen.

SCHALKE UNSER:
Nun ist das mit 22 schon deine zweite große Verletzung. Ist das Zufall oder gibt es dafür Gründe?

CHRISTIAN PANDER:
Nach Gründen habe ich nicht gesucht, da es zwei unterschiedliche Verletzungen sind. Jetzt ist ein Band gerissen, und ich wurde operiert. Jetzt weiß ich ungefähr, wie es weitergeht. Das, was ich vorher hatte, waren elf Monate der Ungewissheit.

SCHALKE UNSER:
Das erste Mal warst du auf dem Sprung in den Profikader, jetzt warst du kurz vor dem Einsatz in der Nationalmannschaft. Wie geht man damit um, wenn man so zurückgeworfen wird?

CHRISTIAN PANDER:
Die erste Verletzung mit den Adduktoren kam zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Denn ich war mehrmals kurz davor, eingewechselt zu werden. Aber es ging dann doch noch nach vorne, und ich habe den Sprung geschafft. Dass der Kreuzbandriss jetzt dazu kam, ist natürlich sehr unglücklich.

SCHALKE UNSER:
Ist die WM 2006 für dich eigentlich schon abgeschlossen, oder machst du dir da noch Hoffnungen?

CHRISTIAN PANDER:
Für mich ist sie noch gar nicht abgeschlossen, denn auf meiner Position gab und gibt es Probleme. Ich mache mir noch Hoffnungen, auch wenn Marcel Jansen in der Nationalmannschaft sehr gut gespielt hat.

SCHALKE UNSER:
Diese Position ist mit Sicherheit generell ein Problem. Mit dir hat Schalke jemanden gefunden, der die Position gut spielt. Im Gegensatz zu deiner Spielweise bei der A-Jugend agierst du aber viel verhaltener. Du gehst nur noch zwei bis drei Mal pro Spiel richtig über die Mittellinie und achtest eher darauf, dass dein Spiel defensiv stimmt.

CHRISTIAN PANDER:
Ja, das ist so. Mein Hauptaugenmerk habe ich auf die Defensive gelegt, weil dort auch meine Schwächen liegen. Wenn man nach vorne was macht, führt das nicht immer zu einem Tor. Aber wenn man defensiv schlecht steht, hat man schnell eins gefangen. Gerade bei unserem System. Letztes Jahr habe ich keine Absicherung gehabt, weil der Kobi versetzt in der Mitte gespielt hat. So hatte ich ein bis zwei Gegenspieler gegen mich.

SCHALKE UNSER:
Wie hast du die Diskussion am Anfang der Saison aufgenommen, als es um Verstärkung auf der linken Seite ging? Obwohl sich Schalke dann doch entschlossen hatte, die Zeit mit Spielern aus dem vorhandenen Kader zu überbrücken, bis du wieder fit bist.

CHRISTIAN PANDER:
Für mich war das natürlich sehr gut, dass man gesagt hat, man baut auf mich. Jetzt ist es an mir, wieder zu kommen und an die alte Leistung anzuknüpfen.

Cover SCHALKE UNSER 48
SCHALKE UNSER 48

SCHALKE UNSER:
Wurdest du von den beiden Trainern Jupp Heynckes und Ralf Rangnick unterschiedlich eingestellt?

CHRISTIAN PANDER:
Nein, die haben mir beide gesagt, ich soll Druck nach vorne machen.

SCHALKE UNSER:
Wie war dabei die Unterstützung von den älteren Spielern?

CHRISTIAN PANDER:
Ich wurde sehr gut unterstützt. Gerade Mladen Kristajic hat mir viele Tipps gegeben.

SCHALKE UNSER:
Bist du denn zur Zeit an der Mannschaft dran oder durch die Rehamaßnahmen eher etwas weg?

CHRISTIAN PANDER:
Ich bin zwei bis drei Mal die Woche vor dem Training da und auch vor dem Spiel. Aber so richtig nah dran komme ich nicht, da ich auch die Reisen nicht mitmache. Die Reha steht im Vordergrund.

SCHALKE UNSER:
Beim Spiel gegen die Bayern hat die Schalker Fan-Initiative zusammen mit Dachverband, Supportern und Ultras eine Flugblattaktion gegen verstärkte Nazipräsenz am Hauptbahnhof gemacht. Du trägst die StandUpSpeakUp-Armbänder, registriert du solche Aktionen und wie schätzt du das Thema ein?

CHRISTIAN PANDER:
Von der Aktion habe ich nicht viel mitbekommen, aber generell finde ich Antirassismusaktionen unterstützenswert.

SCHALKE UNSER:
Bemerkst du als Spieler rassistische Verhaltensweisen in den Stadien?

CHRISTIAN PANDER:
Ja, ich kann mich zum Beispiel an ein UI-Cup Spiel vor zwei oder drei Jahren erinnern, da gab es so was. Aber in der letzten Zeit hat es rapide abgenommen und sich auf jeden Fall verbessert, da es viele gibt, die etwas dagegen unternehmen.

SCHALKE UNSER:
Kannst du dir vorstellen, dass die Mannschaften sagen könnten: „Hier spielen wir nicht weiter, weil es massiven Rassismus auf den Rängen gibt“?

CHRISTIAN PANDER:
Da muss man abwägen, wie weit das geht und ob man das nicht anders regeln kann. Aber ich stehe voll und ganz hinter Aktionen gegen Rassismus.

SCHALKE UNSER:
Wie beurteilst du die Berichterstattung zum angeblichen „Spieleraufstand gegen Rangnick“. Machst du dir da Gedanken über die Macht von Medien?

CHRISTIAN PANDER:
Als die Sache aufkam, habe ich mir viele Gedanken gemacht. Ich bin, wie gesagt, momentan nicht so nah an der Mannschaft. Aber diese Geschichte war, glaube ich, frei erfunden.

SCHALKE UNSER:
Verfolgst du Berichte über dich in den Zeitungen?

CHRISTIAN PANDER:
Nein, das mache ich eigentlich nicht. Meine Eltern haben viele Sachen gesammelt. Wenn ich zu Hause bin, schau ich da mal rein. Im Endeffekt lasse ich mich davon nicht beeinflussen.

SCHALKE UNSER:
Gehört nicht eine große mentale Stärke dazu, sich von Zeitungsberichten und von dem Druck Zehntausender im Stadion unbeeindruckt zu zeigen?

CHRISTIAN PANDER:
Das denke ich auch. Das ist keine einfache Sache, aber gerade das Publikum hier nimmt einen sehr gut auf und unterstützt uns.

SCHALKE UNSER:
Schalke steht unter hohem Erfolgsdruck. Da ist es für einen jungen Spieler doch bestimmt schwer, in die Mannschaft zu kommen. Ist es vielleicht einfacher, bei Vereinen wie zum Beispiel Hannover 96 Fuß zu fassen?

CHRISTIAN PANDER:
Bei kleinen Vereinen ist es natürlich wesentlich einfacher, Spielpraxis zu sammeln. Andere Vereine können nicht so einkaufen wie wir, daher setzen sie stärker auf die Jugend.

SCHALKE UNSER:
Christian, wir danken dir für das Gespräch, und hoffen, dass du bald wieder für Schalke auf dem Platz stehen kannst. Glückauf.