Ja, es ist richtig, dass der Verein das Thema „Ausgliederung” offensiv angeht – das Thema, nicht schon eine Ausgliederung an sich. Und doch ist der Zeitpunkt falsch.
Das Thema schwelt schon lange. Sobald ein beliebter Spieler geht, einem Torwart der Ball durch die Finger flutscht oder die Bierpreise steigen, werden Rufe laut: „Mit Ausgliederung wäre das nicht passiert!” Die anderen tragen den eingetragenen Verein wie eine Monstranz vor sich her. Und sehr oft hat man den Eindruck, keine der beiden Seiten hat sich ernsthaft mit den Argumenten für oder gegen eine Ausgliederung befasst. Logisch, je weniger Fakten man hat, desto mehr Raum bleibt für eine Meinung.
Von daher gar keine dumme Idee, das Thema endlich einmal anzugehen: Entweder die Ausgliederungs-Gegner haben eine Mehrheit, dann kann sich die Vereinsführung darauf berufen: „Die Mehrheit hat es halt nicht gewollt.” Das wird das Thema nicht zum Schweigen bringen, aber wenigstens etwas Ruhe in die Diskussion bringen. Die Mehrheit hat gesprochen, der Vorstand sollte dem folgen. Punkt.
Erringen dagegen diejenigen eine Mehrheit, die eine ernsthafte Diskussion über eine Ausgliederung führen wollen, wird darüber gesprochen werden müssen. Und damit wäre das Feld frei für eine Diskussion, in der dann hoffentlich Argumente ausgetauscht werden und der eine oder andere sich einmal ernsthaft mit dem Thema befasst. Dann müssen konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung und mögliche Interessenten auf den Tisch gelegt werden.
Und doch ist der Zeitpunkt für so eine Umfrage falsch, und das aus mehreren Gründen:Zum einen droht der Abstieg – in so einer emotional aufgeladenen Lage fällt es vielen leicht, „Ja” zu sagen, wenn es darum geht, vielleicht „das schnelle Geld” abzuholen. Geführt würde die Diskussion ohnehin erst, wenn Abstieg oder Klassenerhalt feststehen. Überhaupt ist wesentlich, dass sich die Vereinsführung schon in der Fragestellung so neutral wie irgend möglich verhält: Der Vorstand ist ausführendes Organ der Mitgliederversammlung. Vorstände und Aufsichtsräte, die manipulativ gearbeitet haben, sind zum Glück in der Vergangenheit oft genug gescheitert – Schalker lassen sich nicht gerne verarschen.
Zudem herrscht trotz der desolaten sportlichen Lage gerade Ruhe im Verein. Kein Spieler musste eine Trainingseinheit auf dem Arenaring absolvieren, Pfiffe im Stadion sind selten und das auf den unteren beiden Tabellenplätzen. Ungewohnte Ruhe auf Schalke. Da ist es kein guter Zeitpunkt, eine emotionale Debatte zu entfachen. Eine Debatte, von der man weiß, dass sie die Mitglieder spaltet.
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