„Rogon ist kein Problem“

(rk) Dem Spielerberater Roger Wittmann, bzw. seiner Agentur Rogon, eilt der Ruf voraus, dass er sich massiv in die Politik der Vereine einmischt, bei denen seine Klienten unter Vertrag sind, so geschehen etwa beim 1. FC Saarbrücken oder beim 1. FC Kaiserslautern.

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SCHALKE UNSER 52

SCHALKE UNSER:
Roger Wittmann hat gleich acht seiner Spieler aus dem Profikader beim FC Schalke 04 vertraglich gebunden. Wie kommt es zu dieser Häufung? Sieht der FC Schalke 04 die Gefahr, dass man sich hier einer Abhängigkeit unterwirft, die bei Vereinen wie Saarbrücken und Kaiserlautern schon zu Problemen geführt hat?

ANDREAS MÜLLER:
Ich kenne die Strukturen anderer Vereine nicht im Detail – aber ich kenne die Strukturen bei Schalke 04. Und die sind so, dass sich ein Spielerberater gar nicht in die Vereinspolitik einmischen kann. Für uns sind bei einem Transfer zwei Dinge entscheidend: Passt der Spieler sportlich zu uns und ist er wirtschaftlich finanzierbar? Erst danach schauen wir uns an, mit wem wir über einen möglichen Wechsel sprechen müssen. Rogon hat sehr viele hochklassige Spieler für sich gewinnen können, die sportlich zu uns passen, deswegen haben sich unsere Wege in den vergangenen Jahren häufiger gekreuzt. Zur Zahl von acht Spielern möchte ich bemerken: Marcelo Bordon und Lincoln hatten wir schon im Auge, als sie noch nicht von Rogon beraten wurden, Mesut Özil und Alexander Baumjohann sind aus unserem Jugendbereich hervorgegangen und haben sich aus freien Stücken erst vor kurzer Zeit für Rogon entschieden.

SCHALKE UNSER:
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Kevin Kuranyi nicht nur aus sportlichen Gründen bei der WM von Jürgen Klinsmann nicht berücksichtigt worden sei. Hintergrund ist, dass Kuranyi einen Vertrag mit Microsoft geschlossen hat, der vorsah, ein WM-Internet-Tagebuch zu schreiben. Der DFB sah hier einen eindeutigen Interessenskonflikt mit seinem Hauptsponsor Deutsche Telekom bzw. dessen Konzerntochter T-Com. Kann es also sein, dass Kevin Kuranyi hier von Rogon falsch beraten wurde und der Microsoft-Deal mit ein Grund war, Kevin Kuranyi nicht zur WM einzuladen und stattdessen den für zwei Spiele gesperrten Mike Hanke zu nominieren?

ANDREAS MÜLLER:
Ich habe von mehreren Gerüchten im Zusammenhang mit der Nicht-Nominierung von Kevin für die WM gehört, aber diese sind bislang alle unbestätigt, deswegen möchte ich sie nicht kommentieren. Jürgen Klinsmann hat mir damals seine Entscheidung mitgeteilt, die wir zu respektieren hatten. Begründet hat er sie nicht. Ich war aus sportlicher Sicht bestürzt, weil an Kevins Stelle Angreifer nominiert worden sind, die in der vergangenen Saison weniger Tore erzielten, und sich im Gegensatz zu Kevin nicht auf der internationalen Bühne in der Champions League bewiesen haben oder im Halbfinale des Uefa-Cups vertreten waren. Ich hätte mir da mehr Loyalität zu einem Stürmer gewünscht, der Klinsmann gerade im ersten Jahr seiner Amtszeit mit vielen Toren einen guten Start verschafft hat.

SCHALKE UNSER:
Es gab zuletzt viel Aufregung um Gerald Asamoah und dessen anschließende Suspendierung für das Spiel gegen Hertha BSC. Auch hier gab es Presseberichte, in denen behauptetet wurde, dass Rogon die Aussage von Gerald Asamoah, gegen den Trainer zu „schießen“, wenn er keinen Stammplatz erhalte, an die Vereinsverantwortlichen weitergetragen hat. Welche Rolle spielt also Rogon in dieser Angelegenheit?

ANDREAS MÜLLER:
Gar keine, denn in dieser Sache hat sich Rogon nicht einmal bei uns gemeldet. Bei Gerald Asamoah gab es Vorgeschichten zur bekannten Aussage, er werde dem Trainer Probleme bereiten, die es erforderlich machten, so zu handeln.

SCHALKE UNSER:
Auch wenn Rogon an der Suspendierung von Gerald Asamoah nicht beteiligt war, muss die Frage erlaubt sein, ob der Teamgeist der Schalker Mannschaft durch die vielen Rogon-Verträge gefährdet ist. Seht Ihr die Gefahr, dass die Rogon-Berater im Schalker Team für Unruhe sorgen könnten?

ANDREAS MÜLLER:
Nein, diese Gefahr gab es nie und wird es auch in Zukunft nicht geben. Es ist das gute Recht eines jeden Beraters, sich um die Belange seiner Spieler zu kümmern, aber die Entscheidungen im sportlichen Bereich gehören nicht dazu. Ich darf in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass es hier in früheren Zeiten Probleme gab, die nach außen gedrungen sind, als noch kein einziger Spieler hier war, der bei Rogon unter Vertrag stand. Damals wurden wir zweimal in Folge Siebter. Zur Saison 2004/05 holten wir erstmals Spieler, die von Rogon vertreten wurden. Seitdem sind wir Vizemeister und Vierter geworden, haben in der Champions League gespielt und das Halbfinale des Uefa-Cups erreicht.

Aber auch sonst gibt es keinen Einfluss auf sportliche Entscheidungen. Wenn z. B. Rafinha, der von Rogon beraten wird, sich in einem kleinen Tief befindet, setzt ihn der Trainer auch mal auf die Bank, ebenso wurde Kevin Kuranyi aus taktischen Gründen in Aachen zur Halbzeit ausgewechselt. Umgekehrt hat Gerald Asamoah – kein Spieler von Rogon – auch nach unserem überragenden Spiel gegen Werder Bremen den Sprung ins Team geschafft, weil es dafür gute sportliche Gründe gab und uns seine Aussagen in der Kabine zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt waren.

SCHALKE UNSER:
Vielen Dank für das Interview, haltet die Augen auf, Glückauf!

Wir haben auch ein Statement von Roger Wittmann einzuholen versucht. Sein Büro hat uns mitgeteilt, dass er derzeit in Brasilien weilt, weswegen uns seine Stellungnahme bis Redaktionsschluss leider nicht vorlag. Erhalten wir sie nachträglich, werden wir sie in der kommenden Ausgabe veröffentlichen.