(rk) 25 Ausgaben – das SCHALKE UNSER feiert ein kleines Jubiläum. Für manches Profi-Heft ist das zwar noch lange kein Grund zum Jubeln, doch für uns, die wir das ganze nur „nebenbei“ als Hobby betreiben, ist das ein echter Grund, ein großes Fass auf zu machen.
Von der Idee zu ganz viel Arbeit
Dabei hatte alles ganz klein angefangen. In den Gründungszeiten der Schalker Fan-Initiative (damals hießen wir noch „Schalker gegen Rassismus“) kam schon früh der Gedanke auf, eine eigene Vereinszeitung aufzulegen. Klar, Zeitungen gab es zur Genüge, auch der Schalker Kreisel gehörte (und gehört immer noch) zu unserer Pflichtlektüre, aber nach einem Magazin, das sich ganz besonders für die Bedürfnisse der Schalke-Fans einsetzte, suchte man vergebens. Die Idee für das SCHALKE UNSER war geboren, und so dauerte es auch nicht lange, bis im April 1994 die erste Ausgabe des SCHALKE UNSER in einer Auflage von 2000 Exemplaren (damals noch für 0,99 Mark) erschien. Schon beim ersten Verkauf am Stadion war die Nummer ausverkauft.
Und die Reaktion auf unser Fan-Magazin war einfach überwältigend und bestätigte uns in dem Glauben, dass Schalke ein Fanzine wie das SCHALKE UNSER braucht. Ernste Themen wie Kommerzialisierung des Fußballsports und Ausländerfeindlichkeit, aber auch satirisch-ironische Seitenhiebe auf den BVB/NL und amüsante Auswärtsberichte bilden bis heute das Gerüst des SCHALKE UNSER. Schon bald war klar, dass wir mit dem SCHALKE UNSER eine Lawine losgetreten hatten. Die Auflage stieg rasant auf 4000, dann 6000 und heute 8000 Exemplare. Damit sind wir das mit Abstand auflagenstärkste Fußballfanzine Deutschlands.
Mit dazu beigetragen haben sicherlich auch die „etwas anderen“ Interviews: Evelyn Fricke (erinnert Ihr Euch noch? Sie war damals die Gegenkandidatin von Bernd Tönnies), Yves Eigenrauch, Youri Mulder (der sich an dem Knie unserer Interviewerin zu schaffen machte), der bereits verstorbene Ignatz Bubis, Rudi Assauer, Michael „Magic“ Prus, Günter Schlipper (der bereits zu Beginn des Interviews eine „Rutsche“ Bier bestellte), DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach, Mike Büskens, Sven Kmetsch, Rene Eijkelkamp, Herbert Burdenski, Willi Koslowski, Herbert Burdenski, Zeugwart Flori Simon, Gerald Asamoah und und und.
Auch beim Verein FC Schalke 04 lernte man uns zu lieben und zu hassen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit liest Rudi Assauer auch sehr gerne unser Heft, mit genauso großer Wahrscheinlichkeit hat er sich aber innerlich (und äußerlich) auch schon des öfteren über uns aufgeregt.
Klar, unser Unabhängigkeit ist unsere Stärke, wir können auch mal das schreiben, wovor andere sich zieren. Doch sind wir immer auch bemüht, die Gerüchteküche nicht zum Brodeln zu bringen und Halb- oder Unwahrheiten außen vor zu lassen. Auf der anderen Seite ist die Unabhängigkeit aber auch unsere Schwäche – zumindest finanziell gesehen. Das SCHALKE UNSER finanziert sich immer noch selbsttragend über den Verkauf und Werbeeinnahmen, dabei läuft das ganze auf ein Plus-Minus-Null-Geschäft hinaus. Reich wird man bei der Herstellung eines Fan-Magazins jedenfalls nur an Erfahrung.
25 SCHALKE UNSER – was hat es bewirkt?
Wenn man die Kommerzialisierung des Fußballsports betrachtet, so könnte man glatt zu dem Schluss kommen, dass das SCHALKE UNSER total versagt hat. Die Ablösesummen eskalieren, der Fußball hat sich an Premiere und Pay-TV verkauft, Fußballvereine werden von Medienkonzernen aufgekauft oder wandeln sich in Aktiengesellschaften um. Das sind alles Trends, bei denen auch das SCHALKE UNSER nur ohnmächtig zuschauen kann. Doch auf diese Probleme aufmerksam zu machen, das bleibt auch weiterhin die Aufgabe des SCHALKE UNSER.
Und natürlich hat das SCHALKE UNSER auch einiges bewirkt. Wie sonst ist es zu erklären, dass man bei einem Heimspiel Fans beobachten kann, die immer noch in der aktuellen Ausgabe schmökern, obwohl das Spiel schon seit zehn Minuten läuft. Ohne großartig in Selbstbeweihräucherung zu verfallen, glauben wir schon, dass wir einen wesentlichen Anteil daran haben, dass auf Schalke wieder ein wenig Kultur eingezogen ist. Gerade in Punkto „Ausländerfeindlichkeit“ hat das SCHALKE UNSER viel Aufklärungsarbeit geleistet, „Uh-Uh-Rufe“ gegen farbige Spieler sind auf Schalke nur noch vereinzelt zu hören, wenn auch gerade in letzter Zeit Gesänge wie das U-Bahn-Lied eine Renaissance erleben. Warum eigentlich? Nichts gelernt?
Fanzines wie das SCHALKE UNSER haben aber auch in der großen Teilen der Presselandschaft einen gewissen Einfluss auf den Schreibstil gehabt. Klar, der Kicker ist und bleibt ein dröges Blatt, das am besten immer noch Statistiker zufrieden stellt, aber Artikel in dem jetzigen Sportteil der taz oder der Süddeutschen Zeitung wären vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen; heute schreiben auch solche Postillen sehr ironisch mit sehr vielen Hintergrundberichten. Der Grund ist ganz einfach: Viele ehemalige Fanzine-Schreiber sitzen heute an den Tastaturen der Sportredaktionen.
Was will das SCHALKE UNSER?
Im Prinzip das gleiche wie vor 25 Ausgaben: Ganz einfach ein Fan-Magazin sein. Mit allen Themen, die den Fußball- und insbesondere den Schalke-Fan interessieren. In Zeiten, da der FC Schalke 04 mit dem Stadionbau in ein neues Zeitalter wandert, scheinen die Themen des SCHALKE UNSER wichtiger denn je.
Als die SCHALKE UNSER-Redaktion vor einer Weile bei einem Veltins zusammen saß und über die eigentlichen Ziele des SCHALKE UNSER philosophierte, waren sich alle einig: „Wir wollen gewinnen!“. Wir wollen, dass Schalke weiterhin uns Fans gehört und nicht irgendwelchen dahergelaufenen Geschäftemachern, die genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Wir wollen, dass wir Fans ernst genommen werden und die Nordkurve für mindestens genauso wichtig gehalten wird wie die VIP-Loge. Wir wollen Spaß am FC Schalke 04 haben! Die ersten Schritte in diese Richtung sind erfolgreich getan, doch haben wir sicherlich einen Marathon vor uns.
Und eines ist vollkommen klar: Ohne die Mitarbeit vieler Schalke-Fans wäre das SCHALKE UNSER nicht möglich. Mittlerweile haben bestimmt über 300 Fans mitgearbeitet, sei es, dass sie selbst Artikel beigesteuert haben oder beim Verkauf am Stadion tatkräftig mithelfen. Dafür noch mal ein dickes Dankeschön und gleichzeitig auch der Aufruf an alle Fans, sich auch weiterhin zu beteiligen.