(axt) Kein Verein kann es sich nehmen lassen, eine wichtige Kundschaft auszuklammern: hormonell verwirrte Exemplare der Spezies „Mensch“, kurz gesagt, Eltern. Für deren Kinder – oder, wie man im Fußballmarketing betont, „Kids“, gibt es ziemlich viel. Und auch ziemlich viel Müll.
Köln hat wohl an seinen Tabellenplatz gedacht und bietet einen Beißring an. Guter Plan, obwohl so, wie die spielen, im Zweifelsfalle ein Beißholz die beste Wahl wäre. Das wäre wohl günstiger als 14,95 Euro. Womit das Teil in der Größenordnung einer Eintrittskarte liegt – sicher kein Zufall. Für die etwas größeren Kinder gibt es übrigens für laue 19,95 Öcken die „Mütze Böckchen“ – also, liebe Kinder, wenn Ihr beim nächsten Halloween die Nachbarn erschrecken und Euren Eltern einen Grund liefern wollt, Euch zur Adoption freizugeben, immer her damit. Damit zum Jugendamt und Ihr seid die Alten los.
Mainz 05 liefert dagegen bei Babybekleidung nur eine weiße Seite. Mit Neuzugängen scheinen die Mainzer nicht zu rechnen. In Köln wäre das anders, ich sag mal, so gegen November sollte hier ein Babyboom reinschneien. Tja, Helau ist eben nicht Alaaf.
Hoffenheim wiederum hat gar keine eigene Abteilung, um die Kinder nachhaltig zu versauen. Fündig wird man nur in der Abteilung „Geschenke“ – praktischerweise gilt hier „alles unter 20 Euro“. Wobei, geschenkt ist da eigentlich auch noch zu teuer. Versprochen, gehalten: Nur 9,99 kostet das TSG-Freundealbum*. Voller schöner weißer Seiten, die wohl auch weiß bleiben werden, selbst wenn sich die ganze aktive Fanszene dort einträgt. Als Klopapier-Abreißheft ist das Teil aber deutlich zu teuer. Um sich zu trösten, wenn man mit TSG-Klamotten einsam auf dem Schulhof steht – wenn einen nicht gerade die Klassenkameraden umringen, um Dich zu verspotten -, gibt es die TSG-Bonbons für laue 2,49 Euro. Um sich Freunde zu kaufen, reicht das Taschengeld wohl nicht, da muss man schon eine Software-Firma gründen.
Leverkusen glänzt mit dem Schlabberlatz „Torjäger“ für 7,99 Euro. Na, wenn das mit der frühkindlichen Prägung mehr als nur ein Gerücht ist, dann haben wir in 17, 18 Jahren tatsächlich ein Team, bei dem auch mal einer das Tor trifft. Wenn andere Vereine die nicht vorher weggekauft haben.
Stark im Preis reduziert ist das Sandkasten-Set von Bayern München: nur noch 6,96 Euro. Die Frage „wer hat mein Schippchen geklaut“ dürfte damit endgültig der Vergangenheit angehören. Auf den Spielplätzen wird man wohl eher ein Heulen hören: „Der hat mir mit meinem Schippchen so lange auf den Kopp gekloppt, bis dat kaputt war!“ (Liebe Kinder, macht das nicht zu Hause nach. Oder lasst Euch wenigstens nicht dabei erwischen.)
Da man weiß, dass rund um die Arroganz-Arena Schneeräumen bei winterlichen Spielen keine Tradition hat, gibt es eine günstige Alternative: Für nur 9,06 Euro – ebenfalls reduziert – kann man einen Schneeflitzer erstehen, um damit schnellstmöglich zum Parkhaus zu kommen, das nur unwesentlich mehr kostet. Wobei, liebe Münchner: Unter einem „Flitzer“ stellen wir uns was anderes vor. Aber das kommt Euch bei Eurem klinisch-reinen Fußballkommerz wohl nicht in den Sinn.
Und zu guter Letzt wollen wir Euch nicht das 3D-Puzzle-Nachtlicht* vorenthalten. Leuchtet wie die Arena bei Nacht, ist aber mit 29,95 Euro nicht ganz so teuer und es muss auch kein Naturschutzgebiet dafür leiden.
In fürchterlichen Farben gibt es den BxB-Babybody „Mein erstes BxB-Trikot“*. Wir fügen hinzu: Hoffentlich auch das letzte. Und Kinder, schön Euer Rizinusöl trinken, wenn Ihr das anhabt.
Für nur fünf Euro bietet Gladbach Kindergläser an. Tja, schade, da müsst Ihr noch ein paar Jahre warten, bis Ihr Euch damit die Spiele Eurer Fohlen schönsaufen könnt, liebe Kinder. Für nur 3,95 Euro könnt Ihr übrigens all Eure Freunde einladen, liebe Fohlenkids. Und wenn wer nicht kann, in Hoffenheim wartet sicher noch jemand, der verzweifelt Kontakt sucht. Für 9,95 Euro könnt Ihr dann alle zusammen mit dem Beachball spielen. Von Fußball habt Ihr ja offensichtlich beide keine Ahnung.
Die Eintracht punktet mit einem Fidget-Spinner* für 9,95 Euro. Falls Ihr nicht wisst, was Ihr damit anfangen sollt, liebe Kinder: So geht es Eurem Team mit dem Ball häufig auch.
Für 14,95 könnt Ihr Euch noch das Eintracht-Wimmelbuch* dazu kaufen und damit die taktische Einstellung realistisch nachstellen – nur deutlich weniger chaotisch.
Und damit Ihr das auch alles schön auf die Tapete schreiben könnt, gibt es für 3,95 Euro auch noch den Edding dazu.
Eher jämmerlich kommt Augsburg dazu. Ganze fünf Artikel gibt es für Babys – erbärmlich. Womit das wohl unter Eure „Corporate identity“ fällt.
„Babykleidung und süße Fanartikel für kleine Fans“, verspricht der HSV. Das „HSV-Kleidchen“* für 24,95 fällt da sicher nicht drunter.
Bei der Hertha ist die Rubrik „Wetten“ auf den ersten Blick zu finden; den Fanshop muss man weiter unten suchen. Ja, da muss man halt Prioritäten setzen.
Aber das Scrollen lohnt sich nicht, ist die Nullachtfuffzig-Standard-Kollektion, die alle Vereine im Sortiment haben. Gleiches in Bremen und auch in Wolfsburg. Hier hat man immerhin die Wahl zwischen den Kategorien „Nike“, „Textilien“, „Baby“ und „Wölfis Welt“. In dieser Rubrik gibt es auch die richtig geilen Sachen – muss man halt eben vorher Mitglied im Wölfchen-Club werden, ätsch!
Dagegen punktet Hannover mit was Originellem: dem Laufrad für 94,46 Euro.
Ja, auch bei Rattenball gibt es einen Fanshop, wenn auch keine richtigen Fans. Aber mit Kommerz, da kennt man sich halt aus – sollte man denken. Zuallererst kann man wählen, welchen Retortenverein man denn geil findet. Schließlich ist man nicht Fan eines Fußballvereins – „support your local team“ und so, sondern findet „Red Bull“ einfach geil. Ist ja auch wichtiger als dieses Fußballgedöns.
Dann noch schnell zu „Youth“ geklickt und feddich ist die Laube. Kann man übrigens noch ändern, unter „Geschlecht“ findet man „Herren“, „Damen“ und eben „Youth“. Ja, liebe politisch Korrekte, so wird mal richtig gegendert. Und was findet man? Ein paar Mützen, Strampler und Minitrikots. Egal, kauft ja eh keiner den Scheiß.
In Freiburg gibt es für die ganz Kleinen für 0,35 Euro den Luftballon „Füchsle“. Aber nicht heulen, wenn Euch die Ordner die Dinger abnehmen. Die verstehen mit sowas nämlich erfahrungsgemäß keinen Spaß! Und keine Panik, bis zu Eurem 18. Geburtstag ist auch das Stadionverbot vorbei. Das dann für den neuen Kommerztempel gelten würde.
Nur an Windeln hat sich bisher keiner ‘rangetraut – schließlich machen die nur den Anhängern des Erzrivalen Freude. Allenfalls eine Windelbadehose finden wir in Stuttgart für 12,95 – zuzüglich Versandkosten, wie die betonen – Euro. Ansonsten ist das Sortiment auch eher Standard. Weil sie das wussten, haben sie die Rubrik deshalb „jung und wild“ getauft.
*Rechtschreibfehler korrigiert. Die Red.