(mb) „Das ist unser Problem – eine kleine Gruppe schafft es oft, lauter zu sein als der große Teil der Gesellschaft“, sagte eine Zuschauerin während einer besonderen Pflanzaktion in der Gedenkstätte Buchenwald. Daher ist die Erinnerungsarbeit eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft.
Das Projekt „1000 Buchen“ ist ein integratives Erinnerungsprojekt des Lebenshilfe-Werkes aus dem Jahr 1999. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurden Menschen vom Konzentrationslager Buchenwald ins bayerische Lager Flossenbürg verlegt. Viele der Menschen überlebten diesen Marsch nicht. An diese Todesmärsche sollen die durch Patenschaften finanzierten Bäume lebendig erinnern.
Bundesweite Aufmerksamkeit bekam das Projekt vor allem im Juli 2022, als Unbekannte zum Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler sieben dieser Bäume absägten. Darunter ein Baum, der den getöteten Kindern von Buchenwald gewidmet war. Die Solidarität war sehr groß und so kam es, dass sich auch der FC Schalke 04 und sein Umfeld für Baumpatenschaften um die Gedenkstätte Buchenwald einsetzten.
Der FC Schalke 04 hat nach Bekanntwerden der Baumschändung umgehend beschlossen, sich an der Aktion zu beteiligen und pflanzte unter der Teilnahme von Bernd Schröder und Christina Rühl-Hamers den 179. Baum des Erinnerungsprojektes. Christina Rühl-Hamers sagte: „Das Projekt 1000 Buchen ist ein lebendiges, nachhaltiges und inklusives Projekt, das perfekt zu unseren Schalker Werten passt.”
Neben dem FC Schalke 04 hat auch die Schalker Fan-Initiative e.V. dank einer „Saisonwette“ eine Baumpatenschaft für einen der Erinnerungsbäume übernehmen können: Die ursprünglich von Kornelia Toporzysek angestoßene Wette zum Abschneiden des FC Schalke 04 in der Saison 2022/2023 wurde durch die Fan-Ini aufgegriffen und auf weitere Teilnehmer erweitert. Freiwillige konnten und können jederzeit im Laufe der Saison in diese Wette (auch mit einer prozentualen Einsatzhöhe) einsteigen. Weitere Informationen hierzu gibt es unter www.Fan-Ini.de/saisonwette-2022-23/.
Mit den Spenden von Kornelia Toporzysek, Melanie Boßle, Ilse Kittel, David Heil, Susanne Franke, Martin Heil, Max Kollarczik, Martina Goeritz, Nick Goeritz, Ernst Dreisvogt, Roman Kolbe und Jens Schott konnten wir bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Patenschaft übernehmen und durften am 7. Dezember 2022 zu einer ganz besonderen Pflanzaktion in die Gedenkstätte Buchenwald. Da wetterbedingt keine eigene Pflanzaktion möglich war, wurden wir ins Kino der Gedenkstätte eingeladen. Zusammen mit vielen anderen Baumpaten konnten für die 77. Pflanzaktion weitere 21 Bäume entlang der Todesmarsch-Route gepflanzt werden. Neben der Fan-Initiative übernahmen politische Parteien (Grüne, Junge Union), Städte, Vereine oder Zusammenschlüsse (zum Beispiel „Omas gegen Rechts Wetterau“ oder „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“) und Privatpersonen Baumpatenschaften.
Während der Reden und Grußworte unter anderem von Ministerpräsident Bodo Ramelow und Peter Kleine (Oberbürgermeister der Stadt Weimar) wurde deutlich, dass Personen und Parolen der extremen Rechten in den letzten Jahren sichtbarer und prominenter wurden und werden. Darüber hinaus wurden im Oktober Gedenktafeln mit Hakenkreuzen beschmiert und Ende November weitere Bäume beschädigt. Wir alle müssten gemeinsam dafür Sorge tragen, dass diese Personen weiter eine kleine Minderheit bleiben. Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90 / Die Grünen) stellte fest, dass wir mehr Leidenschaft, mehr Freude und mehr Zivilgesellschaft brauchen. Die Zeichen müssten mit jedem Angriff, Hass und Hetze bunter und größer werden. Daher wurde am 7. Dezember 2022 der bereits 200. Baum auf der Marienhöhe gepflanzt.