Liebe Genossin, lieber Genosse, wir freuen uns, dir etwas ganz Neues zu präsentieren: den Genosseneingang auf Schalke! Den findest du sehr einfach: Einfach vom Parkplatz zu dem wenig einladenden Zaun zu dem noch weniger einladenden – und geschlossenen – blauen Tor gehen und zack, schon hast du exklusiven Zugang zum Spiel und musst nicht mit dem ganzen Pöbel in der Schlange stehen.

Schließlich soll es sich für dich ja lohnen, so viel Kohle bei uns zu investieren. Für 40 Anteile – das sind, man rechnet – 10.000 Euro plus 75 Euro Aufnahmegebühr. Dafür öffnet sich eine neue Welt: ein Eingang, exklusiv. So gelingt euch ein Aufstieg in die ungeahnten Höhen über eine eilends montierte Kirmestreppe mit passendem Plastikbehang. Gut, der ist nicht durchgehend, da kann man bei Regen schon mal nass werden. Aber wen lässt Schalke schon im Regen stehen? Okay, euch. Aber der Plastikvorhang ist halt nach oben immer wieder offen – oder, wie unser Marketing mit Stolz verkündet: „Da ist viel Luft nach oben.“ Und manchmal eben auch Regen.
Aber all das, Genossinnen und Genossen, ist Teil der Experience. Teil des Wegs. Teil des besonderen Gefühls, das nur eine solche Genossenschaft bieten kann. Also sagen wir mit Stolz: Nie war es schöner, sich ein digitales Zertifikat zu verdienen. Nie lohnender, sein Geld in Urkunden, Pins und Arena-Miniaturen zu investieren!
Ein zentrales Element jeder großen Bewegung ist die Anerkennung. Die Würdigung des Einzelnen. Die stille Heldenehrung des Malochers im Schatten der Kurve. Und auch hier hat unsere Genossenschaft nicht gegeizt – sondern geglänzt. Denn wer sich – mutig und visionär – entschloss, einen Anteil zu zeichnen, der erhielt eine digitale Urkunde. Ja, digital! Kein Papier, kein Porto, kein Schnickschnack – einfach ein fester Glaube in PDF-Form. Ein Monument für den Bildschirmhintergrund. Ein Dokument, das bezeugt: Ich war dabei. Ich habe geklickt.
Doch das war nicht alles! Der Name – der heilige Name! – wurde aufgenommen auf der Landingpage „Wir sind die Fördergenossenschaft“ – eine Art digitales Ehrenmal mit Ladezeit. Ein ewiges Zeugnis für alle, die sich zufällig dahin verirren.
Wer gleich 04 Anteile zeichnete (symbolischer geht’s kaum), durfte sich eines besonderen Pakets erfreuen:
- Eine gedruckte Urkunde, auf echtem Papier – das riecht nach Investition!
- Ein AUF SCHALKE eG-Pin* – das Sternchen steht vermutlich für „nicht zur Verwendung an magnetischen Oberflächen geeignet“.
- Und – festhalten – ein Namensschild am Förderturm-Denkmal. Ein Platz für die Ewigkeit. Oder zumindest, solange niemand mit einem Edding kommt.
Aber wir wären nicht Schalke, wenn wir nicht auch Großes gedacht hätten. Dafür hat sich unsere Marketing-Abteilung in die Keller des Merchandise begeben und sich durch den großen, wirklich sehr großen Stapel von Ladenhütern gewühlt und wurde fündig.
Ab 20 Anteilen – also bei Investitionen, für die man andernorts schon ein gebrauchtes Cabrio bekommt – gibt es ein Modell der Arena. Ein echtes Modell.
Also nicht im Maßstab 1:1, sondern kleiner. Fürs Regal. Für den Schreibtisch. Für den Wohnzimmerschrein. Und vor allem: Für das Gefühl, sich ein Stück von Schalke gekauft zu haben. Blicken wir zurück, Genossinnen und Genossen: Die Idee war groß, der Traum war edel – aber der Zeitpunkt war Januar. Und wie wir alle wissen, ist der Januar der natürliche Feind jeder wirtschaftlichen Euphorie. Da flattern keine Genossenschaftsanteile in die Haushaltskasse, da flattern Rechnungen, Versicherungen, Heizkosten, die Quittung vom Raclette-Grill.
Dass der Verein sportlich zu diesem Zeitpunkt am Boden lag – nun ja, man hätte es kaum besser treffen können, um Masseninvestitionen in ein emotionales Zukunftsprojekt auszulösen. Ironischerweise war das der Moment, in dem wir dachten: Jetzt ist es soweit. Jetzt werden sie alle Genossen!
Und was war mit der Kommunikation? Die war … da. Sie existierte. Sie wurde verschickt. Man könnte sagen: Es wirkte alles, als hätte man versehentlich die Anleitung zum Staubsauger beigelegt. Emotionslos, kraftlos, irgendwie auf dem Level: „Kauft das halt, aber auch egal.“ – Der sozialistische Schwung der Massen blieb, wie der Aufstieg, aus.
Natürlich haben wir uns an Sankt Pauli orientiert – das hat man sogar gemerkt, wenn man nicht hingeguckt hat. Dort: Fahnen, Feuer, ein bisschen Klassenkampf mit Craft-Bier.
Hier: ein PDF. Aber immerhin gut formatiert.
Die Vermarktung? Visionär schlecht. Man könnte sagen: Sie war der Max Meyer der Kampagnen – viel versprochen, wenig geliefert, aber irgendwie immer noch da.
Doch, Genossinnen und Genossen – wir wären nicht Schalke, wenn wir aus dieser krachenden Bauchlandung nicht einen moralischen Höhenflug machen würden. Denn was zählt, ist doch: Wir haben es versucht. Halbherzig, ja – aber mit guter Absicht. Und das zählt in der Genossenschaft wie im Leben.
Wir versprechen: Beim nächsten Mal machen wir alles anders. Oder wenigstens so, dass es nicht aussieht wie ein verirrter Behördengang mit Vereinslogo. Lasst uns weitermachen! Mit mehr Herz, mehr Wumms, mehr … allem. Vielleicht auch mit Leuten, die Ahnung von Kommunikation haben. Wer weiß!
Für den Verein! Für die Idee! Für den nächsten Versuch, der dann vielleicht auch klappt! Glück auf – und zahlt bitte bis Ende des Monats ein.

