(rk) Aus die Maus. Gut eine Woche nach der JHV hat die Vereinsführung den Vertrag mit dem Internet-Tickethändler viagogo fristlos gekündigt. SCHALKE UNSER sprach mit dem Mit-Initiator der viaNOgo-Aktion Michael Eckl über das schwierige Verhältnis zur Schalker Vereinsführung, dem Verhalten der eigenen Gruppe sowie die ,,Königsblaue Stimme”.
SCHALKE UNSER:
Der FC Schalke 04 hat bereits gut eine Woche nach Inkrafttreten den Vertrag mit dem Internettickethändler viagogo ziemlich überraschend schon wieder aufgekündigt. Welchen Anteil daran hatte deines Erachtens die viaNOgo-Bewegung?
MICHAEL ECKL:
Ich bin sicher, dass ohne unsere Hartnäckigkeit der Vertrag nicht so schnell gekündigt worden wäre. Zunächst war man ja seitens des Vereins davon ausgegangen, dass sich die ,,paar” Schalker schnell wieder beruhigen würden. Mit unserem massiven Widerstand hatte man dort nicht gerechnet. So war also klar, dass nicht nur der Verein mit Argusaugen den Fortgang beobachten würde, sondern auch die viaNOgo-Bewegung gemeinsam mit Tausenden anderer Schalker.
SCHALKE UNSER:
Clemens Tönnies hat angekündigt, dass er mit einem großen Bulldozer die Gräben zwischen Fans und Vereinsführung wieder zuschütten möchte. Den ersten ,,Spatenstich” dazu hat er mit der Aufkündigung des Vertrags getan. Gab es noch weitere Schritte, vielleicht sogar ein gemeinsames Treffen zwischen ihm und der viaNOgo-Gruppe?
MICHAEL ECKL:
Wir alle wissen, wie aufgeheizt die Stimmung während der JHV gewesen ist und dass es in dieser Atmosphäre kaum noch die Möglichkeit zu einem sachlichen Gespräch gab. Daher begrüßen wir es sehr, dass Clemens Tönnies uns zu einer Gesprächsrunde nach Rheda eingeladen hat. Selbstverständlich haben wir die Einladung angenommen. Das Treffen wird aufgrund der Urlaubszeit und diverser terminlicher Probleme allerdings erst Ende September stattfinden.
SCHALKE UNSER:
Marketingvorstand Alexander Jobst hat auf der Jahreshauptversammlung harte Kritik einstecken müssen. In Presseinterviews lässt er verlautbaren, dass ,,er sich mit einigen Kritikern, die zwar Respekt einfordern, diesen aber selbst nicht gewähren, nicht mehr an einen Tisch setzen” wird. Hat er damit explizit die viaNOgo-Gruppe gemeint und gab es nach der Jahreshauptversammlung nochmal einen Kontakt zwischen euch?
MICHAEL ECKL:
Erst einmal möchten wir dem Vorwurf entgegentreten, wir, also die viaNOgo-Gruppe, hätten im Vorfeld der JHV zur Revolte aufgerufen und wären verantwortlich für die Eskalation. Diese Anschuldigung weisen wir entschieden zurück. Wir können lediglich die Verantwortung für unser eigenes Handeln übernehmen.
Natürlich haben wir Kritik geübt, denn wir haben ja gegen die Legalisierung des Schwarzmarktes und gegen viagogo gekämpft, dabei aber immer FÜR unseren Verein bzw. dessen Erhaltung als Kumpel- und Malocherclub, wie es in unserem Leitbild festgehalten ist. Leider hat es in der Öffentlichkeit einzelne falsche Darstellungen gegeben, z.B. in Bezug auf gemeinsame Termine. Es ist nicht richtig, dass wir zu keinem Gespräch bereit gewesen sind, im Gegenteil: Wir haben zu jeder Zeit einen offenen Austausch angestrebt.
SCHALKE UNSER:
Wie stehst du bzw. ihr als viaNOgo-Bewegung zu dem Vorwurf, dass ihr zwar Respekt einfordert, diesen aber selbst nicht gewährt? Zum Teil wird dieser Vorwurf ja nicht nur von Alexander Jobst, sondern auch aus Fankreisen geäußert.
MICHAEL ECKL:
Während unserer gesamten viaNOgo-Initiative gab es immer wieder Diskussionen mit einzelnen Fangruppen bezüglich der Vorgehensweise, teilweise gingen die Meinungen natürlich auseinander. Wir hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: viagogo zu verbannen. Dennoch gab es unterschiedliche Vorstellungen über den Weg: Während einzelne sehr kalt und sachlich agieren wollten, wären andere lieber mit dem Kopf durch die Wand gegangen. Da gab es sicher Meinungsverschiedenheiten, bis wir den goldenen Mittelweg gefunden hatten. Betrachtet man jedoch die Vielzahl der Fans, die sich durch ihre Unterschriften unserer Bewegung angeschlossen haben, können wir zumindest nicht alles falsch gemacht haben.
SCHALKE UNSER:
Der Vertrag mit viagogo ist nun auf Schalke Vergangenheit, bei anderen Vereinen ist viagogo aber immer noch ein heiß diskutiertes Thema. Habt ihr da Kontakt zu den Fans anderer Vereine, die hier noch aktiv kämpfen müssen?
MICHAEL ECKL:
Schon während unserer aktiven Zeit sind wir von mehreren anderen Vereinen angesprochen worden, die um unsere Unterstützung gebeten haben, die wir selbstverständlich gewähren. In den Farben getrennt – in der Sache vereint. Unsere Erfahrungen haben wir z.B. auch an die Augsburger viagogo-Gegner weitergegeben, die ja bekanntlich das Ziel der außerordentlichen Mitgliederversammlung erreicht haben. Sie haben sich aber während dieser Versammlung mit dem Vereinspräsidium auf einen Kompromiss geeinigt. In Augsburg sind allerdings gänzlich andere Voraussetzungen gegeben.
SCHALKE UNSER:
Die viaNOgo-Bewegung hat auch in Schalker Mitgliedskreisen für – nennen wir es – ,,neuen Schwung” gesorgt. Wie sind eure weiteren Pläne und Ziele?
MICHAEL ECKL:
Mit der Gründung unseres Vereins ,,Königsblaue Stimme” haben wir dem Wunsch zahlreicher Schalker entsprochen, die uns gebeten haben, unsere Arbeit nach der Kündigung des viagogo-Deals nicht einzustellen. Zweck des Vereins sind u.a. die Wahrung und Bündelung der Interessen der Fans des FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.
Augenblicklich ist der Verein zur Eintragung in das Vereinsregister angemeldet und unsere vereinseigene Homepage befindet sich im Aufbau. Sobald der bürokratische Teil erledigt ist und wir offiziell als e.V. auftreten können, werden wir die Öffentlichkeit über unsere Pläne und Ziele in Kenntnis setzen. Es gibt viel zu tun. An unserem Einsatz und unserer Arbeit wird sich nichts ändern, nur eins: Aus viaNOgo wird die ,,Königsblaue Stimme e.V.”.
SCHALKE UNSER:
Michl, vielen Dank für das Interview. Wir hoffen, dass es noch zu einem versöhnlichen Ende mit Herrn Jobst kommt und drücken die Daumen. Glückauf.
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- ,Ja gut, dann stimmen wir eben ab.” – Die Schalker Mitgliederversammlung
- „Die beste Lösung ist es, dass wir unsere Vereinspolitik wieder so gestalten, dass kein Mitglied mehr glaubt, eine solche Kampagne starten zu müssen”